Fola / Ein Coronafall überschattet den Trainings-Auftakt in Esch
Mini-Schock für die Fola: Am Sonntag wurde ein Spieler positiv auf das Coronavirus getestet und muss nun die kommenden zwei Wochen in Quarantäne verbringen. Trainer Sébastien Grandjean, der bis zuletzt dem Lokalrivalen Jeunesse nahestand, hielt sich nicht lange mit nostalgischen Gedanken auf und ging sofort in den Alltag über.
Sébastien Grandjeans Momente auf dem „Gaalgebierg“ waren oft mit Glücksgefühlen verbunden. Als Trainer des Erzrivalen Jeunesse verlor er keines seiner drei Derbys gegen die Rot-Weißen. Zweimal besiegte er seinen neuen Verein vor dessen eigener Kulisse (2019 5:2, 2011 3:1). Erquickend war für den 50-jährigen Belgier auch am Montag der Moment, als er den Rasen des Stade Emile Mayrisch betrat. „Je suis un homme de terrain. Zuletzt war ich Sportdirektor oder habe ausgeholfen. Das tägliche Training mit der Mannschaft hat mir gefehlt“, sagt Grandjean, der davon ausgeht, dass er seiner Frau wegen seiner mangelnden Freizeit in den kommenden Monaten viele Blumen schenken muss.
Mit seiner Vergangenheit hielt sich der hauptberufliche Physiotherapeut nicht lange auf. Auch wenn ihm seine Freunde bei der Jeunesse den Wechsel zum Konkurrenten übel nehmen: „Sie haben alle gemeckert, aber so ist das nun mal, wenn man sich auf das Fußballgeschäft einlässt. Ich arbeite seit 23 Jahren in Esch und habe der Gemeinde alles zu verdanken, aber es gibt drei Vereine in dieser Stadt. Die Jeunesse ist nicht an mich herangetreten und deshalb habe ich mich für die Herausforderung bei der Fola entschieden. Ich habe meinen Spielern am Montag sofort klargemacht, dass ich ab sofort zu 100 Prozent einer von ihnen bin.“
Zwei Phasen
Mit Vollgas startet der letztjährige Erstplatzierte der Meisterschaft trotzdem nicht ins Training, denn der erste Spieltermin wird wahrscheinlich erst Mitte August ausgetragen. Heute wird die UEFA mitteilen, wann die ersten Europapokalrunden der Saison 2020/21 stattfinden werden. In einer ersten Phase sollen sich Stefano Bensi & Co. wieder an das Training gewöhnen. „Déconfinement“ nennt Grandjean das. Während zwei Wochen wird nur zweimal wöchentlich trainiert. Koordination, Motorik und Krafttraining stehen auf dem Plan.
Die eigentliche Vorbereitung auf die Saison und die Champions League startet am 27. Juni. Das erste Testspiel steigt am 18. Juli gegen den belgischen Erstligisten Sporting Charleroi. Dem frühen Start in die Vorbereitung kann Grandjean dann doch etwas Positives abgewinnen: „Selten stehen einer luxemburgischen Mannschaft acht Wochen zur Verfügung. Diesmal können wir im Europapokal mit den gleichen Voraussetzungen wie der Gegner antreten.“
Die acht Wochen geben Grandjean auch die nötige Zeit, seine neue Mannschaft besser kennenzulernen, die Neuzugänge einzuarbeiten und die Abgänge zu kompensieren. Neu in Esch sind Flügelspieler Gilson Delgado (UNA Strassen), Rückkehrer Bob Simon (UN Käerjeng 97), Mittelfeldmotor Diogo Pimentel (Etzella), Stürmer Jules Diallo (Rümelingen) und das 16-jährige Talent Issam El Alami (Racing Strasbourg). Letztgenannter wurde beim Racing Luxemburg ausgebildet, bevor er in die Fußballschule der Elsässer wechselte. Zuletzt tauchte er auch einige Male in den Aufgeboten der marokkanischen Nachwuchsnationalmannschaften auf.
Nicht mehr im Fola-Kader stehen u.a. die beiden Leistungsträger Ken Corral (Hesperingen) und Moussa Seydi (derzeit vertraglos), die in der vergangenen Saison zusammen 21 Treffer in 17 Partien erzielten. Mittelfeldspieler Corentin Koçur ist nach Belgien zurückgekehrt. Bis Ende Juli könnte personell noch aufgestockt werden.
Fehlen wird in den kommenden zwei Wochen aber der Fola-Spieler, der am Sonntag positiv auf das Coronavirus getestet und daraufhin unter Quarantäne gestellt wurde. „Der Spieler hatte keine Symptome. Er ist jung und wird sich auch schnell wieder erholen. An diesem Beispiel sieht man, wie paradox dieses Virus ist. Auf der einen Seite sterben Leute dran, auf der anderen haben Menschen nicht einmal Beschwerden“, sagt Grandjean.
Die Fola-Spieler und der Betreuerstab werden alle vier Tage getestet – so, wie es das Sanitärkonzept vorsieht, das für die Europapokal-Teilnehmer ausgearbeitet wurde. Wenn man sich an die Regeln hält, dann sollten irgendwann die Bestimmungen gelockert werden, findet Grandjean: „Ich verstehe, dass der Escher Bürgermeister den Empfehlungen der Regierung folgt, aber wenn man alle vier Tage getestet wird, dann sollte es auch irgendwann wieder möglich sein, die Umkleidekabinen zu öffnen.“
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Wéi ech gesinn, kënnen déi dichteg Clibb, déi mat Milliounen hantéieren, sech just 1 Ball leeschten, den se andauernd desinfizéieren.