/ Gänsehautmomente beim Fed-CUP: Luxemburg bezwingt Tunesien mit 2:0
Das Tenniszentrum CNT in Esch stand am Samstag kopf. Mit der Unterstützung des Publikums machten Minella, Molinaro und Co. den Traum vom Aufstieg in die Europa-/Afrika-Zone, Gruppe I perfekt. Der Heimvorteil machte sich somit also bezahlt.
Nach dem souveränen Durchmarsch in der Gruppenphase mit drei Siegen aus drei Spielen ging es für Luxemburg am Samstag im Play-off-Spiel gegen Tunesien um die Wurst. Vor drei Jahren konnten sich die FLT-Damen genau gegen diese Nation mit 2:1 behaupten.
Luxemburg ging als leichter Favorit in diese Begegnung. Die tunesische Kapitänin Issem Essaies konnte zwar auf Ons Jabeur, die Weltranglisten-56., zurückgreifen, doch mit der tunesischen Nummer zwei, Chiraz Bechri, stand ihr nur noch eine Spielerin zur Verfügung, die gar kein WTA-Ranking hat. Luxemburgs Kader erwies sich mit Mandy Minella (WTA 99) und Eléonora Molinaro (WTA 438) deutlich ausgeglichener.
Die jüngere der beiden Luxemburgerinnen, die 18-jährige Molinaro, machte dabei den Anfang. Die FLT-Spielerin begann nervös. Vor allem der Aufschlag kam nicht so wie gewünscht. Doch auch ihre Gegnerin hatte beim Service mit Problemen zu kämpfen. Insgesamt drei Breaks musste die Spielerin der „Schéiss“ in diesem ersten Satz hinnehmen. Bei Bechri standen sogar vier Breaks zu Buche.
Molinaro hält Druck stand
Nichtsdestotrotz war die Luxemburgerin die bessere Spielerin und konnte auf 5:3 davonziehen. Doch die aufopferungsvolle Tunesierin kämpfte sich noch einmal auf 5:5 heran, ehe Molinaro wieder aggressiver zu Werke ging und den ersten Durchgang mit 7:5 für sich entscheiden konnte. „Ich verspürte ein wenig mehr Druck. Im Vergleich zu den drei Begegnungen zuvor waren auch deutlich mehr Zuschauer im CNT. Des Weiteren verlor ich meine letzte Partie gegen genau diese Gegnerin im Fed Cup. Deshalb wusste ich eigentlich, was mich erwarten würde. Sie brachte viele Bälle zurück, was auch vielleicht daran lag, dass ich mich nicht immer traute, druckvoller zu spielen“, so die einheimische Nummer zwei im Damen-Tennis.
Der Satzgewinn gab dem FLT-Talent sichtlich Auftrieb. Sie spielte in der Folge nämlich deutlich befreiter auf, sodass der zweite Durchgang relativ deutlich mit 6:2 an die Luxemburgerin ging. „Gleich bei der ersten Auflage in Luxemburg konnten wir den Aufstieg perfekt machen. Mir fehlen schlichtweg die Worte“, sagte Molinaro abschließend, die ab heute per Wildcard beim ITF-Turnier in Trnava (25.000 Dollar) in der Slowakei an den Start gehen wird, ehe sie dann die ITF-Turniere in Altenkirchen (Deutschland, 25.000 Dollar) und Mâcon (Frankreich, 25.000 Dollar) in Angriff nehmen wird.
Mandy Minella gelang schlichtweg alles
Nach der 1:0-Führung kam es somit zum Duell zwischen Mandy Minella und Ons Jabeur, den beiden bestplatzierten Spielerinnen bei diesem Wettbewerb. Vor allem im ersten Satz bekamen die Zuschauer eine Begegnung auf sehr hohem Spielniveau geboten. Jabeur agierte mit sehr viel Spielwitz. Mal spielte sie mit druckvollen Grundlinien-Schlägen, mal mit einem Stop. Die Luxemburgerin hatte mit dieser unkonventionellen Spielweise vor allem über weite Strecken des ersten Satzes so ihre Probleme. Deshalb lag die Nummer 99 der Welt zu diesem Zeitpunkt auch mit 3:5 im Rückstand. Doch Minella steckte den Kopf nicht in den Sand. Mit einer wahren Energieleistung kämpfte sie sich wieder auf 5:5 heran. Und es kam noch besser: Minella hatte durch dieses gelungene Break sichtlich Selbstvertrauen getankt und sicherte sich mit einem weiteren Break den ersten Durchgang mit 7:5.
Der zweite Satz war dann für die Galerie. Der luxemburgischen Nummer eins gelang schlichtweg alles. Sie hatte quasi immer die richtigen Antworten auf die Schläge ihrer Gegnerin parat. Nach 1:19 Stunden hieß es dann Matchball für Luxemburg. Gleich den ersten konnte Minella nutzen. Danach brachen alle Dämme. Somit ist Luxemburg nach 2014 wieder in der Europa-/Afrika-Zone, Gruppe I vertreten.
„Voller Erfolg“
Über beide Ohren strahlte auch FLT-Präsident Claude Lamberty nach dem gelungenen Aufstieg. „Die Premiere war ein voller Erfolg. Der ganze organisatorische Aufwand hat sich bezahlt gemacht. Die Damen haben auch aus sportlicher Sicht überzeugt. Wir als Verband können nur stolz auf diese Leistung sein“, zeigte sich Lamberty zufrieden. Für ihn scheint es auch nicht abwegig zu sein, noch einmal den Fed Cup nach Luxemburg zu holen. „In der jetzigen Euphorie würde ich direkt zustimmen, dass wir noch einmal so ein Event organisieren würden. Doch das hängt von vielen Faktoren ab. Man muss stets wissen, dass wir mit einer solchen Veranstaltung rote Zahlen schreiben.“
3 Fragen an Mandy Minella
Sie haben für den entscheidenden Punkt zum Sieg über Tunesien gesorgt. Wie war Ihre Gefühlslage kurz nach dem verwandelten Matchball?
Ich war einfach nur überglücklich. Solche Augenblicke erleben zu dürfen, wünscht man sich einfach nur als Sportler. Eine solche Unterstützung hatte ich in meiner ganzen Profikarriere noch nie. Es war sehr emotional. Vor allem zwischen den Ballwechseln wurde ich des Öfteren nach vorne gepeitscht. In diesen Momenten hatte ich schon auch mal Gänsehaut. Es war wirklich unbeschreiblich. Ich habe jede Sekunde auf dem Platz genossen.
Mit Ons Jabeur wartete eine Gegnerin aus den Top 60 auf Sie. Dass es schwer werden würde, gegen sie zu gewinnen, war schon im Vorfeld klar …
Ons Jabeur hat im Vergleich zu meinen drei Gegnerinnen in der Gruppenphase deutlich mehr drauf. Sie spielt mit sehr viel Spin. Wir beide starteten nicht extrem gut in die Partie hinein, aber sie konnte auf 3:5 davonziehen. Ich sagte mir in einem Moment, dass ich wirklich mehr Bälle im Feld halten muss, und spielte deshalb mit mehr Slice. Diese Taktik erwies sich als die richtige, denn es unterliefen ihr mehr und mehr Fehler. Ich kämpfte mich somit wieder auf 5:5 heran. Dieser Ausgleich beflügelte mich förmlich. Ab diesem Moment befand ich mich auf der Euphoriewelle. Mir gelang fast jeder Schlag und ich wusste ihre Returns gut zu antizipieren. Sie hingegen brach mental nach und nach ein. Die Zuschauer spielten in dieser Hinsicht auch keine unwesentliche Rolle.
Kann Ihnen dieser Erfolg einen Schub für die aktuelle Saison geben?
Mit Sicherheit. Vor allem in den nächsten Wochen werde ich mit großem Selbstvertrauen aufspielen. Ich habe nämlich diese Woche keine Partie und sogar keinen Satz abgeben müssen.
4 Fragen an Anne Kremer
Der Aufstieg war vor dem Duell gegen Tunesien zum Greifen nah. Wie sind die Spielerinnen mit diesem Druck umgegangen?
Man hat es Mandy (Minella) und Eléonora (Molinaro) schon ein wenig angemerkt, dass sie etwas nervöser waren als gewohnt. Doch ich finde, dass sie dem Erwartungsdruck gut standhielten. Ich glaube, dass die vielen einheimischen Fans Mandy zu dieser Höchstleistung gepusht haben.
Sie selbst können auf über 20 Jahre im Fed Cup zurückblicken. Doch nie konnten Sie einen Sieg zu Hause feiern …
Als Spielerin durfte ich leider nie vor heimischem Publikum in den Genuss des Erfolges kommen. Trotzdem waren auch als Teamkapitänin große Emotionen im Spiel, vor allem während des letzten Ballwechsels.
Während der vier Turniertage machten Sie auf der Trainerbank stets einen sehr entspannten Eindruck. War dies auch wirklich der Fall?
Nach außen hin schon, aber innerlich war ich aufgeregt. Aber das ist vielleicht auch meinem Charakter geschuldet. Ich setze in solchen Momenten eher mein Pokerface auf. Es wäre auch nicht von Vorteil, wenn ich an der Seite wie wild gestikulieren würde. Ich bin der Anhaltspunkt der Spielerinnen. Deshalb soll ich als ihr Ruhepol dienen, denn sie selbst haben schon mit genug Emotionen während eines Spiels zu kämpfen.
Hatten Sie während der Partie gegen Tunesien einmal das Gefühl, dass es am Ende doch nicht reichen könnte?
Beim Spiel von Eléonora hatte ich keine großen Bedenken. Sie war von Anfang an die bessere Spielerin, obwohl es im ersten Satz eng zuging. Ich wusste, wenn sie ihr spielerisches Können durchziehen kann, dass es am Ende ausreichen würde. Die Angelegenheit bei Mandy gestaltete sich kniffliger. Das Niveau im ersten Durchgang war extrem hoch. In den ersten Spielen war ihre Gegnerin die druckvollere Spielerin. Mandy musste sich arg dagegenstemmen. In der Folge kämpfte sie um jeden Ball, verteidigte hervorragend und übernahm auch selbst mal die Initiative. Sie spielte fast perfekt. Das trug zu meiner Entspanntheit bei.
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