ING Night Marathon / Ganz besondere Premieren: Drei Hobbyläufer und ihre ganz persönlichen Geschichten
In jedem Jahr feiern beim ING Night Marathon traditionell viele Läufer ihr Debüt. Ob nun beim Semi-Marathon oder über die kompletten 42,195 Kilometer, jeder hat sein persönliches Ziel, doch ankommen steht bei jedem an oberster Stelle. Das Tageblatt unterhielt sich mit drei Hobbyläufern, die neue, teils unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben.
Brigitte Steffen: 42 zum 42. Geburtstag, die perfekte Premiere
„Eigentlich bin ich regelmäßig gelaufen, bis ich mich vor sieben Jahren verletzt und nicht wieder angefangen habe. Dann sind da auch noch die Kinder. Ich muss sagen, ich war etwas faul geworden“, erklärt Brigitte Steffen, auf ihre bisherigen Lauferfahrungen angesprochen. Vor zwei Jahren, während der Pandemie, änderte sich dann jedoch alles. Denn wie für viele andere auch war es für Brigitte Steffen der perfekte Zeitpunkt, wieder etwas zu tun. „Ich habe mit zwei Kilometern angefangen, das war schon hart“, gibt sie mit einem Lachen zu. „Man musste wieder den inneren Schweinehund besiegen. Mein Sohn, der selbst Leichtathletik betreibt, ist in dieser Zeit vorneweg gelaufen, hat dann umgedreht und ist zurückgelaufen. Inzwischen läuft Mama aber dem Sohn davon.“ Denn wie Brigitte Steffen feststellte, waren schnell Fortschritte zu sehen und so steigerte sie sich immer weiter, wurde immer fitter, bis sie im letzten Jahr erstmals den Semi-Marathon in der Hauptstadt mitlief, den sie in 2:13:49 Stunden beendete. „Das war mein erstes Projekt, ich wollte aber noch einen draufsetzen“, erzählt die Hobbyläuferin. Und so kam die Idee, passend zu ihrem 42. Geburtstagsjahr auch die 42 Kilometer zu bestreiten. „Viele Leute meinten, dass es schon sehr mutig sei, als ersten Marathon ausgerechnet den ING zu bestreiten. Ich wollte eigentlich auch in Berlin starten, wurde aber nicht gelost. Da ich in Luxemburg-Stadt lebe, ist es aber eigentlich ganz toll, dass ich nun meine Premiere auf meinem Heimterrain feiern kann, vor Familie und Freunden.“
Ab dem 1. Januar hat Brigitte Steffen angefangen, sich spezifisch auf den großen Tag am 20. Mai vorzubereiten. „Ich habe Trainingspläne verglichen, mir dann meinen eigenen zusammengestellt. Das hat mit zwölf Kilometern angefangen und ging dann bis 32.“ Ein traditioneller Termin in der Woche war aber stets das Training mit den „Fat Betty Runners“. „Dieser soziale Aspekt ist enorm wichtig. Es motiviert, von den Projekten der anderen zu hören, gemeinsam zu planen.“ So kam die Hobbyläuferin auf rund 800 Trainingskilometer, bestritt mit dem Semi in Lissabon und den 27 Kilometern beim Urban Trail in der Hauptstadt auch intensivere Läufe.
Das Ziel für die Marathon-Premiere am Samstag war dann auch klar: „Nicht direkt vor dem Besenwegen einlaufen“, wie Brigitte Steffen scherzend zugab. Mit einer Zeit von 4:30 Stunden wäre sie bereits mehr als zufrieden gewesen, im Idealfall sollten es 4:15 sein. Und diese schaffte sie tatsächlich fast, am Ende stehen 4:16:15 Stunden zu Buche und ein Rennen, das sie als ihren perfekten Lauf bezeichnen kann. „Ich habe jeden Meter genossen, die Stadt war voll, die Stimmung enorm, ich habe alle meine Leute unterwegs gesehen, was einen extra Push gab. Ich habe wirklich auf keinem Meter gelitten.“ Auch die gefürchteten letzten Kilometer zurück Richtung Kirchberg und Luxexpo waren für sie weniger schlimm als im Vorfeld befürchtet. „Die Kilometer sind wirkich so an einem vorbeigefolgen. Es war gar nicht so schlecht, Vertrauen in mein Heimterrain zu haben, und ich war sehr gut vorbereitet.“
Der ING 2023, es ist auf jeden Fall die persönliche Erfolgsstory von Brigitte Steffen: „Wenn man bedenkt, wo ich vor zweieinhalb Jahren stand … Ich hatte Übergewicht, habe mit Spazierengehen angefangen. Damals hätte ich mir nie im Leben vorstellen können, einen Marathon zu laufen.“ Und nun denkt sie schon an ihren zweiten und eine Zeit von unter vier Stunden.
Claude Barthelemy: Ein Semi für den Vater
Es sind bewegende Jahre, die hinter Claude Barthelemy liegen. Bis er Mitte 20 war, spielte er auf einem guten Level Tischtennis, stand sogar im Jugendnationalkader. „Ich war eigentlich immer sportlich, bin auch danach regelmäßig meine zehn bis 15 Kilometer gelaufen, einfach um fit zu bleiben und den Kopf frei zu kriegen.“ So bestritt er auch schon Rennen wie den Postlaf oder den Réidener Wanterlaf. „Dies aber immer ganz relaxt, nie auf Wettbewerbsniveau.“ Dann schlug jedoch das Schicksal gleich mehrmals zu. 2021 erkrankte Claude Barthelemy selbst an Borreliose: „Ich war dadurch lange sehr müde.“ Kurz darauf erhielt sein Vater die schlimme Nachricht Bauchspeicheldrüsenkrebs. „In dieser Zeit bin ich immer mit ihm in die Chemo gefahren, sportlich habe ich kaum noch etwas gemacht.“
Lange Monate kämpfte sein Vater gegen diese heimtückische Krankheit, gewann den Kampf leider nicht. „Er war immer sehr sportlich, den ING wollte ich auch schon immer einmal selbst mitlaufen.“ Und so kam dann die Idee, sich in diesem Jahr für den ING Night Marathon einzuschreiben. Seit Januar trainierte Claude Barthelemy so gut er konnte, jedoch nie die volle Distanz von 21 Kilometern. Etwas „Bammel“ hatte er vor dem Rennen am Samstag somit schon, „schon allein deswegen, weil ich 2022 wirklich kaum etwas gemacht habe.“ Zwei Ziele hatte er sich, neben dem Ankommen in der Luxexpo, aber gesetzt. „Ich möchte wirklich den ganzen Semi laufen, nicht stehen bleiben und im Idealfall eine Zeit von 2:15 Stunden laufen“, erklärte er im Vorfeld. Hoffnung gaben ihm da Berichte von Bekannten, die meinten, dass die Stimmung in der Stadt einen so anspornt, dass man nicht müde wird. Zudem ist die regelmäßige Laufstrecke des aus dem Ösling stammenden Hobbyläufers ebenfalls gespickt von Bergauf- und Bergabpassagen.
Am Ende unterbot Claude Barthelemy seine Zielsetzung dann wirklich um fast fünf Minuten, beendete den Semi in 2:10:19 Stunden. Im Ziel gab es dann jedoch eine kleine Schrecksekunde, denn der Hobbyläufer hatte wohl etwas zu sehr überpowert, sodass er im Ziel erst einmal von Sanitätern versorgt werden musste und Magnesium verabreicht bekam. „Das Rennen war klasse, mit der Stimmung geht es viel, viel besser. Ich dachte sogar, ich wäre schneller als die 2:10 Stunden. Ich fand es nicht anstrengender als 15 Kilometer im Training. Es war jetzt zum Schluss, dass die Arme zitterten und ich einen Moment weniger gut Luft bekam. Aber so habe ich noch einmal etwas dazugelernt und würde beim nächsten Mal sicherlich besser vorbereitet hineingehen.“ Am Ende konnte er sich in der Luxexpo dann doch über seine Finisher-Medaille freuen, die er in dem T-Shirt annahm, das die Familie speziell für den „Relais pour la vie“ gestalten ließ und ihn an seinen Vater erinnert. Und an eine zweite Teilnahme denkt er auch schon.
Dario Maric: Ein Ex-Fußballer auf neuem Terrain
Im nationalen Fußball ist Dario Maric kein Unbekannter, so bestritt er immerhin 113 Spiele in der BGL Ligue. Nach seiner aktiven Karriere machte er als Jugendtrainer weiter, so zum Beispiel als Leiter der Nachwuchsabteilung der Fola Esch. An den Seitenlinien des Landes sieht man ihn immer noch, wenn auch in einer anderen Rolle, nämlich als Zuschauer: „Meine Jungs spielen beide Fußball, meine Tochter Tennis.“
Der ING ist nun Neuland für ihn: „Mitgelaufen bin ich noch nie. Als ich selbst noch aktiv war, war zu dieser Zeit ja immer noch Meisterschaft und eine Teilnahme nicht möglich. Laufen war zudem nie meine Lieblingssportart“, gibt er mit einem Lachen zu. Die Idee, 2023 am ING Marathon teilzunehmen, kam nach den Weihnachtsfeiertagen, wie er weiter lachend erklärt: „Ich hatte ein paar Kilo zu viel und sagte mir, dass ich was tun müsse. Deshalb habe ich mich dann angemeldet, denn so gab es keine Ausreden mehr, nichts zu tun.“ Im März lief er dann den Postlaf: „Der lief ganz gut und ich sagte mir, dass es schon klappen wird, wenn ich regelmäßig laufen gehe.“ Das war jedoch nicht der Fall, eine Verletzung warf ihn zurück, auf mehr als 14 Kilometer kam er bei Trainingsläufen daher nicht. „Dann kommen noch die Aktivitäten der Kinder hinzu. Man fährt sie hierhin, dorthin und wenn man um 21 Uhr fertig ist, hat man nicht noch Lust, laufen zu gehen.“
Dass es sauer werden würde, dessen war sich Dario Maric im Vorfeld sicher. „Ich arbeite in der Stadt und weiß, wie schwer der Parcours ist. Mein Ziel wären schon die zwei Stunden, doch wir werden sehen. Wichtig wird es sein, nicht zu schnell anzufangen, damit einem die Puste nicht ausgeht. Ich hoffe, die Stimmung pusht einen ein wenig wie in einem Fußballstadion.“
Eine Prognose hatte er dann doch: „Ich werde wohl kurz nach dem ersten Kenianer ankommen.“ Ganz so kam es nicht, denn mit seinen 2:01:19 Stunden lief er kurz vor dem Marathonsieger in der Luxexopo ein. „Ich bin mit einer Gruppe Freunde weggekommen. Am Anfang war das Tempo vielleicht etwas zu schnell, so um die 5:15 bis 5:20. Bis Kilometer zwölf war alles gut. Zum Schluss hoch Richtung Kirchberg zog es sich aber dann schon und es war ziemlich sauer. Bei Kilometer 16 fingen die Beine an, schwer zu werden.“ Zufrieden mit seiner Premiere war er auf jeden Fall. „Vor allem die Stimmung war wirklich top und ich bin angekommen.“
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