OLYMPIA / Großherzog Henri und die blaublütigen Statisten: Die Rolle des Staatschefs im IOC
Bevor am Freitag die Olympischen Spiele in Tokio eröffnet werden, stehen am Dienstag und Mittwoch die Funktionäre im Vordergrund. Als Mitglied des IOC nimmt Großherzog Henri am Kongress des Internationalen Olympischen Komitees teil. Über die Rolle des Staatschefs innerhalb der olympischen Familie.
Von Prinzessin Anne über Albert II. von Monaco, Prinzessin Nora von Liechtenstein, Prinz Dasho Jigyel Ugyen Wangchuck aus Bhutan bis zu Prinz Feisal aus Jordanien, wenn am 20. Und 21. Juli die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zur 138. IOC-Session in Tokio zusammenkommen, ist der Adel gut vertreten. Zu den 102 Mitgliedern des IOC gehört seit 1998 auch Großherzog Henri. Nach seinem Vater Jean (IOC-Mitglied von 1946 bis 1998) und dem Gründer des luxemburgischen Olympischen Komitees, Maurice Pescatore (1910-1929), ist Henri das dritte IOC-Mitglied aus Luxemburg.
Für Staatsoberhäupter ist es nicht immer einfach, eine aktive Rolle im IOC einzunehmen, da sie es vermeiden, sich öffentlich zu äußern. Großherzog Henri hat allerdings den Ruf, mehr als nur ein blaublütiger Statist zu sein. Er sei zwar nicht ganz so aktiv wie sein Vater, der lange Zeit ältestes IOC-Mitglied war und als so etwas wie die graue Eminenz des Ringeordens galt, doch auch Henri würde sich aktiv einbringen.
Geld und Macht
Der Staatschef ist seit 1999 Mitglied der Kommission für olympische Solidarität. Zuvor hatte sein Vater ebenfalls diesem einflussreichen Gremium angehört. Die Olympic Solidarity Commission verwaltet über den Zeitraum von 2021 bis 2024 nicht weniger als 590 Millionen Dollar. Geld, das aus den Fernsehrechten der Olympischen Spiele stammt und durch die Kommission an Nationale Olympische Komitees (NOKs) sowie Fachverbände verteilt wird. Sie soll durch die Verteilung dazu beitragen, dass die Athleten auf der ganzen Welt die gleichen Chancen haben.
Henri setze sich seit seinem Amtsantritt in der Kommission für olympische Solidarität für die kleinen NOKs ein. Etwas, das auch der ehemalige Präsident des luxemburgischen Olympischen Komitees, Marc Theisen, bestätigen kann. „Zu meiner Zeit als COSL-Präsident hat sich der Großherzog immer sehr genau über die Herausforderungen der kleinen NOKs informiert. Es war ihm immer ein Anliegen, sich für weltweite Chancengleichheit im Sport einzusetzen.“
Und wer bekanntlich über die Geldtöpfe verfügt, der hat auch eine gewisse Macht. „Es ist für das IOC eine sehr wichtige Kommission. Das erkennt man allein schon an den Mitgliedern. In dieser Kommission sitzt niemand, der sich nicht einbringen würde“, sagt Theisen, der über gute Kontakte zum IOC verfügt. Neben Großherzog Henri sitzen zum Beispiel noch die ehemalige Schwimmerin und heutige Sportministerin Simbabwes, Kirsty Coventry, oder der Vorsitzende des Organisationskomitees der Spiele 2024 in Paris, Tony Estanguet. Vorsitzender der Kommission ist Robin E. Mitchell, ein Arzt von den Fidschi-Inseln, der dem IOC seit 1994 angehört.
Betrug und Korruption
Mitchell hat das Amt 2018 übernommen, nachdem der damalige Vorsitzende Scheich Ahmad al-Sabah aus Kuwait sich selbst suspendiert hatte. Der Scheich gilt als einflussreichster Funktionär in der Sportwelt und fungiert vor allem als Strippenzieher im Hintergrund. Seinen Posten im Vorstand des Welt-Fußballverbands FIFA ließ er nach Ermittlungen in den USA ruhen, die darauf schließen lassen, dass der Scheich Mitglied eines Bestechungsnetzwerkes ist. 2018 wurde er dann in der Schweiz wegen Urkundenfälschung angeklagt, woraufhin er seine Ämter im IOC ruhen ließ. Der Prozess begann im Februar dieses Jahres, wurde aber gleich am ersten Tag auf unbestimmte Zeit vertagt.
Al-Sabah ist wohl die zwielichtigste Gestalt des Weltsports, der sowohl für Vergaben von sportlichen Großereignissen wie auch bei Wahlen bis hin zum IOC-Präsidenten als Königsmacher gilt und in dem Zusammenhang immer wieder mit Bestechungsvorwürfen konfrontiert wird. Dass gerade er jahrelang der Kommission für Olympische Solidarität vorstand, wirft nicht gerade ein gutes Licht auf den Ringeorden. Wer sich in der Sportpolitik etwas auskennt, den überrascht diese Tatsache allerdings auch nicht wirklich.
Klare Position des Staatschefs
Korruption und Bestechung sind seit Jahrzehnten ein Problem bei den Sportorganisationen, die sich liebend gern selbst kontrollieren. Es sind Themen, die Großherzog Henri sehr am Herzen liegen, wie auch Theisen zu berichten weiß. „Die Bekämpfung von Korruption und Betrug jeglicher Art im Sport ist eine der Prioritäten von Großherzog Henri.“ Es seien Themen, zu den denen sich das luxemburgische IOC-Mitglied auch klar äußern würde, sagen andere IOC-Kenner. Sie berichten, dass der Großherzog sich unter Vertrauten klar positionieren würde und wie bereits Großherzog Jean ginge auch Henri keiner Diskussion aus dem Weg. So sei es im IOC kein Geheimnis, dass der Luxemburger Staatschef nicht gerade ein Freund des ehemaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch gewesen sei.
Unter dem Spanier, der Mitglied von Francos faschistischer Partei „Movimiento Nacional“ war, hatte die Korruption innerhalb des IOC ganz neue Dimensionen erhalten. Etwas, das Großherzog Henri Beobachtern zufolge immer sauer aufstieß. Dass der Großherzog sich in Tokio während des IOC-Kongresses öffentlich äußern wird, ist eher unwahrscheinlich, aber IOC-intern wird er sicherlich wieder seine Meinung äußern und somit zeigen, dass Staatsoberhäupter im Ringeorden durchaus mehr sein können als blaublütige Statisten.
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Japan wollte die Spiele absagen aber leider hat die IOC das sagen, die ziehen den Mammon vor, egal wie viele Leute sterben.
Adelige sollten schon gar nicht da vertreten sein.
Den Lannenharry soll doheem bleiwen oder séch
op Biarritz verschanzen.