Basketball / „Guy Schmit war mein Vorbild, nicht unbedingt Michael Jordan“: Jean Kox im Gespräch
Jean Kox ist mit seinen 29 Jahren jetzt schon ein Musel-Pikes-Urgestein. Seit seiner Kindheit spielt der Forward für den Verein von der Mosel. In seiner Karriere hat er schon so einiges erlebt. Vor allem seine Rolle innerhalb der Mannschaft hat sich im Laufe der Zeit geändert. Der Kapitän geht im Tageblatt-Interview aber nicht nur auf diese Entwicklung im Team ein, sondern erklärt unter anderem, warum die „Buvette“ der Pikes eine der besten des Landes ist.
Tageblatt: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie für die Musel Pikes auflaufen?
Jean Kox: Ich bin ein „Miseler Jong“. In meiner Kindheit probierte ich aber zunächst das Fußballspielen aus. Doch nach dem ersten Training habe ich relativ schnell gemerkt, dass diese Sportart nichts für mich ist. Dann schloss ich mich im Alter von sieben Jahren der Ecluse Stadtbredimus an (einer der drei Vereine, die später zu den Musel Pikes fusionierten, Anm. d. Red.). Der Basketball war die große Liebe.
Was gefällt Ihnen am Verein?
Der Klub hat sich zu einer Instanz in der Moselregion entwickelt. Am Anfang war er nur ein kleiner Dorfverein. Für mich persönlich spielte das Familiäre im Team immer eine wichtige Rolle. Mit einigen Spielern durchlief ich viele Kategorien und wir spielen auch heute noch zusammen. Chris Dentzers Basketballkarriere hat den gleichen Verlauf wie meine. Doch auch mit Laurent Schwartz, Tom Welter und Raphaël Martin spiele ich schon viele Jahre zusammen. Ich habe hier Kollegen fürs Leben gefunden.
Die erste Mannschaft besteht aus vielen Spielern – wie auch Sie – aus der eigenen Jugend. Diese Politik verfolgt der Verein seit vielen Jahren …
Das stimmt. Es ist in meinen Augen genau der richtige Weg, auch wenn es vielleicht am Ende nicht zum ganz großen Coup sprich einem Titel reichen sollte. Seit Jahren setzen wir auf unsere starke Jugend. Vielleicht hat es auch ein wenig damit zu tun, dass es wirklich schwierig ist, richtig gute Spieler zu uns zu lotsen, weil wir nicht unbedingt die nötigen finanziellen Mittel haben. Des Weiteren passt es vielleicht nicht jedem, den Weg nach Stadtbredimus zurückzulegen, um Basketball zu spielen. Doch wenn wir mal Neuzugänge verzeichnen, werden diese immer bestens aufgenommen. Das beste Beispiel ist Christophe Donnersbach. Sogar als richtiger Minetter blieb er nach seinem Karriereende bei uns im Verein und steht nun als Assistenztrainer zur Verfügung.
Hatten Sie nie den Gedanken, zu wechseln?
Nein, denn ich habe bei den Musel Pikes alles, was ich mir wünsche. Ich hatte Glück, dass viele von meinen Kollegen auch gut Basketball spielen konnten. Es wird zwar oft gesagt, aber wir sind wirklich eine große Familie. Und solange wir oben mitspielen können und kompetitiv bleiben, gibt es für mich keinen Grund, zu wechseln. Ich bin auch stolz darauf, wie wir die letzte Saison, die alles andere als einfach war, wegsteckt haben. Keiner hat den Verein verlassen. Und dieses Mal haben wir wieder bis zum Abbruch der Saison eine richtig gute Figur gemacht (Pokalfinale und Zweiter in der Meisterschaft, Anm. d. Red.).
Kamen in der Vergangenheit andere Vereine auf Sie zu, um Sie von den Musel Pikes wegzulosten?
Ja, ich hatte schon ein paar mal die Möglichkeit, zu wechseln. Auch andere Mitspieler bekamen Angebote von verschiedenen Vereinen. Doch bis auf ein paar Ausnahmen ist der Großteil des Teams der gleiche geblieben. In dieser Situation muss jeder wissen, was das Beste für einen selbst ist. Doch bei den Pikes kann ich stets von optimalen Bedingungen profitieren. Natürlich wäre es eine Chance, bei einem anderen Verein einen kleinen finanziellen Zuschuss zu bekommen, doch die Freude am Basketball ist mir woanders vielleicht nicht garantiert.
Spieler- und Trainerwechsel gehören zum Geschäft dazu. Erst am vergangenen Dienstag kam die Meldung, dass Ihr momentaner Trainer Chris Wulff den Musel Pikes in der nächsten Saison nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Kam die Meldung für Sie überraschend?
Chris (Wulff) hat uns seine Gründe gesagt, warum er gewechselt ist. Aus sportlicher Sicht ist es für uns nur schwer zu verstehen. Doch wir müssen seine Entscheidung akzeptieren und nach vorne schauen. Der neue Trainer wird auf jeden Fall eine intakte Mannschaft vorfinden, mit der er hoffentlich gut arbeiten kann.
Seit Ihrem ersten Spiel in der ersten Mannschaft spielen Sie mit der Trikotnummer elf. Was hat es damit auf sich?
Eine genaue Begründung hat es an sich nicht. Als ich in die erste Mannschaft kam, überließ mir mein damaliger Mannschaftskollege Samy Picard diese Nummer und wechselte auf die 13 über. In der Jugend spielte ich des Öfteren mit der 7, doch diese war eigentlich für Laurent Schwartz reserviert. Da ich ein Jahr jünger als Laurent bin, konnte ich das Trikot mit dieser Nummer nur jede zweite Saison überstreifen.
In Ihrer Karriere haben Sie schon so einiges erlebt. Oft waren Sie nahe an einem Titel dran. Was hat am Ende gefehlt?
Insgesamt stand ich schon viermal in einem Endspiel. Es hat nie viel gefehlt. In den ersten beiden Finalspielen hatte ich zwar keinen Einfluss auf den Ausgang der Partie, doch in den anderen beiden Finals haben Kleinigkeiten die Begegnung entschieden. Manchmal muss man sich eingestehen, dass der Gegner einfach besser war. In den Saisons, in denen wir in die Finalspiele eingezogen sind, konnten wir auf gute US-Amerikaner zurückgreifen. In den Jahren 2016 und 2017, als wir mit den US-Spielern Clancy Rugg und Jarmar Gulley zweimal im Meisterschaftendspiel standen, kannte jeder seine Rolle im Team. Das hat hervorragend funktioniert. In dieser Saison war dies wieder der Fall. Wir haben nicht diesen einen Spieler – abgesehen vielleicht von den US-Spielern –, der stets seine 20 bis 30 Punkte erzielen kann. Es ist immer ein anderer, der in einem Spiel das Heft in die Hand nehmen und viele Punkte werfen kann. Diese altruistische Spielweise macht uns unberechenbar. Vielleicht werden wir einmal dafür belohnt.
Mittlerweile sind Sie 29 Jahre alt und gehören zu den Routiniers der Mannschaft. Wie hat sich Ihre Rolle im Laufe der Jahre verändert?
Als ich als Jugendlicher in die erste Mannschaft gekommen bin, schaute ich auf Guy Schmit auf. Er war die Vereinsikone schlechthin und blieb seinem Team stets treu. Als Jugendspieler war er mein Vorbild, nicht unbedingt ein Michael Jordan, denn Guy war mich greifbarer. Er war der Kopf der Mannschaft. Als er aufhörte, war dies eine Riesenumstellung für uns. Keiner von uns war so richtig bereit dafür, Verantwortung zu übernehmen. Nach und nach bekamen Laurent (Schwartz) und ich sozusagen diese Verantwortung in den Schoß gelegt. Durch das Verletzungspech von Laurent wurde mir die Leaderrolle noch mehr auferlegt, sodass ich Kapitän der Mannschaft wurde. Als Kapitän versuche ich, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ich muss man nicht jedes Mal 30 Punkte in einem Spiel erzielen, sondern andere Qualitäten sind von einem erfordert. Ich motiviere die Spieler, rede viel mit ihnen und unterstützte sie im Spiel und auch im Training.
Als Jugendspieler war Guy Schmit unser Vorbild, nicht unbedingt ein Michael Jordan
Was möchten Sie noch in Ihrer Basketballkarriere erreichen?
Ich möchte weiterhin Spaß haben, wenn ich Basketball spiele. Das ist das Allerwichtigste. Natürlich wäre es eine richtig coole Sache, einen großen Titel zu gewinnen. Ob es dazu reichen wird, werde ich dann sehen. Doch mein Leben wird nicht davon definiert, ob ich einmal Meister werde oder nicht. Die Lust, Basketball zu spielen, hängt für mich nicht von den gewonnenen Titeln ab.
Anderes Thema: Die „Buvette” der Musel Pikes gehört zu den beliebtesten der Liga. Was macht sie so besonders?
Ob man ein Fan des Heim- oder des Auswärtsteams ist, jeder wird mit offenen Armen empfangen. Es ist egal, welches Vereinstrikot man trägt. Viele unsere Vorstandsmitglieder packen hinter der Theke auch gerne mal eine Hand mit an und sorgen für gute Stimmung. Was vielen Zuschauern gut gefällt, ist die Lage der „Buvette“. Man kann nämlich auch von dort aus das Spiel verfolgen und ist nahe am Geschehen dabei. Ein weiterer positiver Punkt ist die große Auswahl an Getränken. Vor allem in puncto Wein haben wir so einiges zu bieten. An der Mosel wird halt viel Wein getrunken. Das weiß jeder.
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