Fußball-Europameisterschaft / Händedruck vom König, Trophäe „für Mama“: Williams begeistert mit Spanien
Spanien besiegt Titelverteidiger Italien in beeindruckender Manier und gilt als erster Titelanwärter. Ein Mann stand dabei besonders im Fokus.
Felipe VI. gratulierte seinen spanischen Fußball-Helden in der Kabine höchstpersönlich, auch Nico Williams drückte der König freudestrahlend die Hand. Für den überragenden Jungstar war es die Krönung eines grandiosen Abends. Zuvor hatten ihm schon die Mitspieler „applaudiert“, und die Trophäe als „Man of the Match“ nahm er breit grinsend als „tolles Geschenk für Mama“ mit.
Der 21-Jährige verkörperte beim 1:0 (0:0) im ersten Gigantenduell der EM gegen Titelverteidiger Italien wie kein anderer die pure Spielfreude des Rekordeuropameisters, der als bärenstarker Gruppensieger in die K.o.-Runde stürmte und schon im Viertelfinale auf Deutschland treffen könnte. „Ich denke, das war meine bislang kompletteste Leistung für Spanien“, sagte Williams – und niemand widersprach.
Auf der linken Seite spielte er Routinier Giovanni di Lorenzo schwindelig, erzwang das Eigentor durch Riccardo Calafiori (55.) – und verdiente sich den Beifall der Teamkollegen und sogar des Königs. Besonders freuten den Außenstürmer aber die Glückwünsche seines älteren Bruders Inaki, mit dem er zusammen bei Athletic Bilbao spielt, auf seinem Handy. „Es ist sehr wichtig, seine Unterstützung zu haben, den Rückhalt meiner Eltern und der ganzen Williams-Familie“, sagte er.
Seine Eltern waren vor 31 Jahren aus Ghana geflüchtet, hatten dabei barfuß die Sahara durchquert und waren über den zehn Meter hohen Grenzzaun geklettert, um in die spanische Exklave Melilla zu gelangen, wie Inaki dem Guardian erzählte. Statt es weiter nach Großbritannien zu versuchen, blieben sie im Baskenland.
Zehn Jahre später wurde Nico in Pamplona geboren, er ist inzwischen zu einem der verheißungsvollsten spanischen Jungstars geworden – laut spanischen Medien steht er auch bei Bayern München auf dem Zettel. Die ersten Gedanken nach dem Spiel galten wie so oft dem Bruder und den Eltern: „Ich hoffe, sie genießen es genauso wie ich.“
Williams ist bei den Spaniern nicht der einzige Hochbegabte: Im Auftaktspiel gegen Kroatien (3:0) hatte schon der erst 16 Jahre alte Lamine Yamal geglänzt, gegen Italien überzeugte auch Pedri (21) wieder einmal. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern stimmt. Die „perfekte Kombination“ nannte Verteidiger Marc Cucurella dies. Kein Wunder, dass Trainer Luis de la Fuente selbstbewusst erklärte: „Kein Team ist besser als wir.“
Auch die spanische Presse lobte den dominanten Auftritt: „Spanien trägt Armani“, schrieb die Sportzeitung Marca, „ein sensationelles Spiel mit Persönlichkeit, Autorität und Chancen auf einen komfortablen Sieg“. Die AS titelte: „Spanien ist pure Kunst.“
Lobende Worte fand auch der König: „Es gab so viele Chancen, es war ein spektakuläres Spiel.“ Der Weg ist noch lang, im Viertelfinale könnte Gastgeber Deutschland der Gegner sein. Doch bei einer Krönung der Spanier zu Europas Fußball-Königen im Endspiel am 14. Juli in Berlin wäre auch Felipe VI. wieder dabei. Solche Zeremonien sind schließlich sein Fachgebiet.
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