EM-Kolumne „Extrawurst“ / Hast du’s schon mit Neustart probiert?
Wie kann diese verdammte Internetverbindung in einem weltbekannten Fußballtempel namens Westfalenstadion so erbärmlich sein?
Auf der Pressetribüne werden flüchtige Blicke getauscht, Unruhe macht sich breit: Alle scheinen das gleiche technische Problem zu haben. Nicht Danel Sinani, nicht Gerson Rodrigues, sondern Cool-man Christopher Martins hat gegen die Türkei in der 84. Minute gerade das allererste Luxemburger Europameisterschaftstor der Verbandsgeschichte gemacht – nur uns Journalisten versaut der Absturz von „WiFi-Presse-Signal-Iduna“ diesen besonderen Moment. Der klassische Standardtreffer: ein Abstauber, nachdem Mert Günok nach der fünften FLF-Ecke im Gewühl nur mit den Fäusten dran gewesen ist.
Im Fernsehen läuft bereits die zweite Wiederholung der Szene. Doch dieser Scheiß-Ticker will sich einfach nicht aktualisieren lassen. Währenddessen spielen sich auf dem Rasen noch immer Szenen ab, die uns so nur König Fußball bescheren kann. Erste Mitspieler, die „Kiki“ unter sich begraben hatten, klettern von der Traube runter. Kapitän Laurent Jans klatscht mahnend in die Hände und fordert Konzentration, Anthony Moris ist wieder im eigenen Sechzehner angekommen. Luc Holtz taumelt noch völlig „high“ zurück zur Trainerbank und ein paar der Tausenden mitgereisten Fans wird gerade erst bewusst, dass sie soeben die beste Bierdusche ihres Lebens hatten.
Die Kurzatmigkeit bei den Journalisten hält dagegen an. Das Nervöse-Beine-Syndrom schlägt voll ein. Im Nacken kratzt das Band der Akkreditierung. Die Nerven liegen blank. Nur Fluchen und Brüllen helfen jetzt noch. „Probier’s mit einem Neustart des Rechners“, hatte der Informatiker des Hauses mit sanfter Stimme in der Pause geraten, nach der Ermahnung, bitte in Zukunft bei technischen Problemen wieder das digitale Ticket anzufordern. Augenrollen, tief ausatmen.
187 Sekunden, nachdem der Ball die Torlinie überquert hatte (und einen gefühlten Nervenzusammenbruch später), ist dieser kleine Satz – „Christopher Martins schießt Luxemburg gegen die Türkei in Führung“ – dann auch endlich im Tageblatt-Ticker nachzulesen. Wer hätte das gedacht …
Vor ein paar Jahren wohl niemand. Hoffen wir, dass die WLAN-Verbindungen in Großbritannien und Irland 2028 besser sind, wenn Yvandro Borges im ersten Gruppenspiel durch den Schweizer Strafraum tanzt. Denn dann kann uns nichts mehr aufhalten. Außer die verdammte Technik. Aber bis dahin ist dann wohl auch hoffentlich dieses Ticket-System bei unserem Informatiker-Desk abgeschafft worden.
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