Handball / HBK-Trainer Yérime Sylla: Zwischen WM und AXA League
Nur wenige Tage, nachdem Trainer Yérime Sylla mit der belgischen Handball-Nationalmannschaft den Einzug in die Endrunde der WM 2023 in Schweden und Polen gefeiert hatte, kehrte er am Mittwochabend zurück an die Käerjenger Seitenlinie. Die Freude über den historischen Erfolg wurde durch eine 27:29-Niederlage gegen Berchem etwas gebremst.
Yérime Sylla hat eine überwältigende Woche hinter sich. Als Trainer der Handball-Nationalmannschaft Belgiens hat er am vergangenen Samstag Historisches erreicht. Der 52-Jährige hat die „Red Wolves“ nämlich erstmals in die Endrunde einer WM geführt. Nach einer knappen 26:28-Niederlage im Hinspiel gegen die Slowakei, haben die Belgier die erste Play-off-Runde am Samstag mit einem 31:26-Erfolg im Rückspiel überstanden. In der zweiten Play-off-Runde müssen die Belgier nicht antreten. In dieser hätten sie eigentlich gegen Russland spielen sollen, haben aber nach dem Ausschluss russischer Mannschaften von internationalen Handball-Wettbewerben ein Freilos erhalten. Für Belgien bedeutet dies: die erstmalige Teilnahme an einer WM-Endrunde.
„Wir haben damit etwas Außergewöhnliches erreicht“, sagt Sylla: „Wir haben mit Belgien wirklich gute Arbeit geleistet. Diese Leistung freut mich enorm.“ Sylla hat das Traineramt bei den „Red Wolves“, parallel zu seiner Arbeit in Käerjeng, erst im vergangenen Oktober übernommen. Seitdem haben die Belgier den nächsten Schritt nach vorn gemacht. „Nicht alle Spieler in der Mannschaft sind professionell. Wir haben aber mit der Slowakei einen Gegner einer anderen Größenordnung, der komplett professionell arbeitet, besiegt. Das macht mich stolz. Die Freude ist wirklich groß.“
Die Euphorie wurde am Mittwochabend aber etwas gebremst. Nur wenige Tage nach dem historischen Erfolg kehrte Sylla gestern zurück in seine Rolle als Trainer des HB Käerjeng. Im Nachholspiel gegen Berchem wollte er mit Käerjeng eigentlich Boden auf die Top vier gutmachen, verlor am Ende aber die Partie knapp 27:29.
Dabei standen schon die Vorzeichen nicht gut: Käerjeng musste auf Radoncic sowie die verletzten Stammspieler Meis und Edgar verzichten.
Ein Titel bleibt das Ziel
Liszkai parierte gleich den ersten Käerjenger Angriff, Weyer verwandelte nach Konter erfolgreich. Das gleiche Duo sorgte sofort für das 2:0. Die Roeserbanner, die gestern ohne Guden auskommen mussten, konnten ihr schnelles Spiel aber nicht fortsetzen, denn Käerjeng war nach dem ersten Schreck wachgerüttelt.
Es entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe. Während der HBK im Angriff viele Chancen liegen ließ, hielt Torhüter Hotton seine Mannschaft mit sieben Paraden in den ersten 20 Minuten im Spiel. Zu dem Zeitpunkt stand so weiterhin ein Unentschieden (9:9) auf der Anzeigentafel.
Beide Seiten taten sich besonders in der Offensive schwer. Es konnte sich auch in der Folge kein Team absetzen, sodass es beim Stand von 14:14 in die Pause ging.
Nach dem Seitenwechsel zeichnete sich zunächst das gleiche Bild ab. Berchem legte immer wieder vor, gleichzeitig zogen die Hausherren gleich. Erst nach der 35. spielte sich Käerjeng mit vier Toren in Folge durch Semedo, Tironzelli und Trivic (2) erstmals einen Drei-Tore-Vorsprung heraus (19:16). HCB-Trainer Gajic reagierte mit einem Time-out.
Käerjeng konnte den Vorsprung zwar zunächst verteidigen, doch in der 48. waren die Gäste plötzlich wieder dran. Hoffmann glich von der Siebenmeterlinie zum 21:21 aus. Es entwickelte sich eine Schlussphase auf Augenhöhe. Nach zwei Zeitstrafen ging Käerjeng die letzten fünf Minuten allerdings in doppelter Unterzahl an. Berchem nutzte dies aus, um sich zwei Minuten vor dem Ende wieder mit zwei Toren abzusetzen. Diese Führung gaben die Roeserbanner nicht mehr aus der Hand und gewannen 29:27.
„Die Unterzahl hat uns am Ende in Schwierigkeiten gebracht. Wir haben in der Schlussphase die Bälle nicht gut verwaltet“, so Sylla: „In den entscheidenden Momenten hat es uns oft an Klarheit gefehlt. Wir müssen die Lehren aus diesem Spiel ziehen. Unser Ziel ist es nämlich immer noch, einen Titel zu gewinnen. In der Meisterschaft ist das unmöglich. Die einzige Chance, die uns bleibt, ist der Pokal.“
Ein weiteres Ziel sind die europäischen Plätze. Um diese in der Meisterschaft zu erreichen, ist die Lücke von sechs Punkten auf die Konkurrenz aber nun schon fast uneinholbar. Sechs Begegnungen bleiben, um diese zu schließen, oder eben der Pokalsieg. Für Sylla werden es die letzten Begegnungen an der Käerjenger Seitenlinie sein. Er verlässt den HBK bekanntlich zum Saisonende und wechselt zum französischen Erstligisten Grand Nancy Métropole Handball.
Statistik
Käerjeng: Hotton (1-60’, 10 Paraden), Michels – Temelkov 3, Trivic 4, Plantin, Back, Karamehmedovic 4, Ragot, Radojevic, Veidig 2, Tironzelli 8/5, Semedo 3/1, Lallemang, Rac 3
Berchem: Liszkai (1-60’, 15 P.), Meyers (bei 3 7m) – Goergen, Schneider, Scholten 5, Stein 1, Weyer 5, Bonnefoux, Tsatsos 5, C. Brittner 1, Jung, Ervacanin 2, Peters 1, B. Brittner, Biel 4, Hoffmann 5/1
Schiedsrichter: Volz/Weinquin
Zeitstrafen: Käerjeng 4 – Berchem 4
Rote Karte: Stein (60’, Foulspiel)
Siebenmeter: Käerjeng 6/7 – Berchem 1/1
Zwischenstände: 5’ 2:4, 10’ 6:5, 15’ 8:8, 20’ 9:9, 25’ 11:11, 30’ 14:14, 35’ 16:16, 40’ 19:16, 45’ 21:19, 50’ 22:22, 55’ 24:24
Zuschauer: 130 (geschätzt)
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