EM-Kolumne „Extrawurst“ / Heimleuchtung
Schon erstaunlich, wie sich die Antipathie gegenüber gewissen Teams nur durch die Politik erklären lässt. Oder durch die Fans, die diese Politik erst möglich machen.
Ein bisschen erinnert es auch an Shakespeares „Macbeth“. Lady Macbeth, die nach dem Königsmord, im Griff von Zwangsneurose und Dämmerwahn, die Hände vom imaginären Blut reinwaschen will; oder ihr Gemahl, den der Dolch vor seinem geistigen Auge um den Verstand zu bringen droht. So geht es mir mit dem Fußball. Wenn ich gewisse Teams sehe, kann ich diesen Dolch und dieses Blut, wenn man so will, nicht ausblenden. Zum Beispiel habe ich beim Anblick der englischen Fans auch immer den Brexit vor Augen. Oder die Brexit-Protagonisten, die Blattmacher und Jingoisten der Yellow Press, den verantwortungslosen Clown und Lügner Boris Johnson, die grenzdebile Knalltüte Liz Truss oder das impertinente Ohrfeigengesicht des unsäglichen Kotzbrockens Nigel Farage. Und beim Anblick einer durch die Fußgängerzonen stolpernden Horde halbnackter, hässlicher, bierdurchfluteter Speckmonster mit Sonnenbrand und Plauze … tut es mir leid für die Jungs auf dem Platz. Ich kann nicht. Beim besten Willen. Vielleicht gelingt es mir beim nächsten Turnier, den Dolch durch ein sympathisches Labour-Gesicht zu ersetzen. Ich will’s hoffen.
Genauso geht es mir mit der Türkei. Allein die Vorstellung, dass sich auf den deutschen Stadionplätzen so unendlich viele Erdogan-Wähler tummelten, ließ in mir den Wunsch aufleben, die großartigen Fighter auf dem Platz zu versenken. Der graugesichtige Wolf mit Rotzbremse, der Humor für eine Geschlechtskrankheit hält und beim kleinsten ungeahndeten Rempler den Botschafter des anderen Landes einbestellt: Sorry, man. Vielleicht ein andermal. Auch hier gilt: Je voulte bien, mais je pouffe te pas.
Dann sind da noch die Österreicher. Sie sind besser geworden, keine Frage. Aber auch der Kryptonazi Kickl stand für mich mit auf dem Platz, und mit ihm all seine neuen, angebräunten Achsenpartner.
Bleibt noch die Frage zu klären, was ich gemacht hätte, wenn Luxemburg sich doch für die EM qualifiziert hätte. Nun: Ich hätte dagestanden, breitbeinig, den Filzhut mit dem roten Löwen auf dem Kopf, und lauthals gegrölt: „Football is coming home.“ Kommentare schreiben können auch andere!
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