Bogenschießen / Henckels und Klein auf schwerer Mission
Gerade einmal eine Woche nach dem Weltcup in Schanghai steht für die luxemburgischen Bogenschützen mit der EM in Essen ein erster Saisonhöhepunkt auf dem Programm. Für die Recurve-Schützen Jeff Henckels, Pit Klein und Jérôme Ansel geht es ab Sonntag bereits um die letzten kontinentalen Tickets für Olympia in Paris.
Am Montag sind die FLTA-Schützen um Jeff Henckels und Pit Klein vom ersten Weltcup der Saison in Schanghai zurückgekehrt. Viel Zeit, sich von den Reisestrapazen zu erholen, hatten sie jedoch nicht. Denn bereits am Samstag geht es für die Recurve-Spezialisten weiter Richtung Essen, wo in der kommenden Woche die EM ausgetragen wird, am Sonntag und Montag aber schon das Quotenturnier für die Olympischen Spiele in Paris über die Bühne geht. Dabei sind die beiden Luxemburger mit einer ganz unterschiedlichen Gefühlslage vom Weltcup zurückgekehrt. Für Jeff Henckels, der bekanntlich bereits bei den Olympischen Spielen in Athen, London und Tokio vor den Scheiben stand, war der Wettkampf in Schanghai nach langer Zeit endlich wieder einer, der ein bisschen Hoffnung gibt.
„Die letzten Wochen waren nicht einfach. Eigentlich klappt es seit anderthalb Jahren nicht so, wie es soll“, gibt der erfahrene Schütze zu. Seit drei Wochen wird das Gefühl beim Schießen jedoch besser: „Dass ich so eine gute Qualifikation in Schanghai schießen würde, hat mich dann schon ein wenig überrascht.“ Hier erzielte Henckels 672 Punkte und landete auf dem 23. Platz, schied jedoch am nächsten Tag in der ersten K.o.-Runde aus. „Es ist zurzeit alles ein bisschen tagesabhängig.“ Woran die Schwierigkeiten der letzten Zeit lagen, weiß der 39-Jährige nicht genau: „Mit unserem alten Trainer haben wir etwas gefunden, was ich ändern sollte, das habe ich auch probiert. Doch das hat nicht geklappt und ich war irgendwie verloren, habe nichts mehr hinbekommen. Technisch war der Schuss nicht gut, ich habe zu sehr gezögert.“ Bei Henckels kamen immer mehr Selbstzweifel auf, und so steckte er in dieser Negativspirale fest. „Langsam geht es besser, doch ich befürchte, es kommt vielleicht ein wenig zu spät“, so die ehrliche Einschätzung des Recurve-Schützen.
Dabei hat Jeff Henckels den Traum von Paris noch nicht aufgegeben. Seit Dezember arbeitet er nur noch vormittags, damit er noch mehr trainieren kann. Das Quotenturnier bei der EM ist in einem vollen Frühjahr 2024 nun eine der letzten Chancen, sich doch noch ein Ticket zu schnappen. Einfach wird dies jedoch nicht, wie der 39-Jährige weiß: „Zu viele gute Nationen haben sich noch nicht qualifiziert.“ In Essen sind noch drei Einzeltickets zu vergeben. „Nach Tokio wäre es schön, doch noch einmal das richtige Olympia-Feeling mitzubekommen. Wenn es klappt, wäre es toll, wenn nicht, wäre es aber auch noch kein Weltuntergang.“
Letzte Saison für Klein
Für Pit Klein lief es nach mehreren schwierigeren Jahren in letzter Zeit derweil besser. Seit er vor mehr als einem Jahr die Zusammenarbeit mit Trainer Filippo Clini begann, der seit einigen Monaten nun auch Nationaltrainer ist, schien er sein Potenzial endlich auch wieder in Wettkämpfen zeigen zu können. Im April in Antalya scheiterte der Sportsoldat erst im 1/16-Finale und das erst nach doppeltem Stechen, bei dem er zweimal die Zehn traf, der Gegner aber einen Tick besser war. Umso enttäuschter war Klein, dass er in Schanghai bereits in der Qualifikation scheiterte. „Wenn ich mir meine Trainingsleistungen anschaue, war das wirklich das Worst-Case-Szenario. Wenn es mein schlechtester Wettbewerb der Saison war, dann ist es okay. Es ist halt blöd, wenn man so weit fliegt, um nach 72 Pfeilen wieder einpacken zu müssen. Ich weiß aber, dass ich nichts falsch gemacht habe, deshalb mache ich mir nicht zu viele Gedanken.“ Dass er es besser machen kann, weiß der Recurve-Schütze, der in der Weltrangliste derzeit mit Rang 72 vor Jeff Henckels (102) liegt. In Essen will sich Klein dann auch auf das konzentrieren, was er kann und einfach seine Pfeile schießen, ohne sich zu großen Druck zu machen: „Ich bin in der Situation, in der ich, seit ich Sportsoldat bin, immer sein wollte. Es ging immer hin und her, in beide Richtungen.“
Mit Clini ist auf jeden Fall mehr Konstanz reingekommen. Der Traum Olympia ist daher auch noch immer präsent, auch wenn für Klein feststeht, dass er sich beruflich nach der Saison umorientieren und nicht mehr als Sportsoldat weitermachen wird. „Es wäre schön, mit Olympia aufzuhören, doch wenn es nicht klappt, bereue ich auch nicht, was ich gemacht habe. Ich nehme einfach noch mit, was ich mitnehmen kann.“ Auch wenn es für Klein im kommenden Jahr in Sachen Bogenschießen ruhiger werden wird, schließt er nicht aus, dass er in vier Jahren doch noch versuchen wird, sich für L.A. zu qualifizieren. Ganz aufhören will er nämlich nicht, nur den Sport, der für ihn auch eine Leidenschaft ist, nicht mehr ganz so intensiv betreiben wie bisher und ohne so viel Druck. Doch erst einmal steht die EM auf dem Programm, und beim Bogenschießen weiß man bekanntlich nie.
Europameisterschaft in Essen
Nach dem Quotenturnier geht es in Essen gleich mit der EM weiter. Neben Henckels, Klein und Ansel werden dann auch die beiden Compound-Schützen Mariya Shkolna und Gilles Seywert im Einsatz sein. Für das Duo, dessen Bogen bekanntlich nicht im Olympia-Programm ist, geht es hier dann auch schon um erste Tickets für die World Games 2025. Im Mixed rechnen sich die beiden, die im Europaranking an Position zwei geführt werden, durchaus Medaillenchancen aus.
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