Basketball / „Ich hatte Freudentränen in den Augen“: Ben Kovac über seine Saison in der Slowakei
Die dritte Profisaison ist für Ben Kovac Geschichte: Eine Spielzeit in der Slowakei, die es in sich hatte. Mit mehr als 60 Partien, einer Finalserie, die über sieben Spiele ging und dem Meistertitel kehrte der 23-Jährige in der letzten Woche aus Levice nach Luxemburg zurück.
Lange Nächte liegen hinter Ben Kovac, als er dem Tageblatt Ende der letzten Woche in Belval einen Besuch abstattete. Kein Wunder, sein Team, Patrioti Levice, hatte sich in einer nervenaufreibenden Finalserie, wie sie der slowakische Basketball seit langer Zeit nicht mehr erlebt hatte, im alles entscheidenden siebten Spiel den Meistertitel gesichert. Dabei lag das Team gegen Komarno schon mit 1:3 im Hintertreffen, feierte dann aber eine unglaubliche Comeback-Story. „Ich fange jetzt erst so langsam an, das zu realisieren, es war einfach eine unbeschreibliche Achterbahn der Gefühle“, erklärt der 23-Jährige mit einem Lachen und zeigt stolz Meistermedaille und Käppi, die er anders als den Vollbart, den sich fast das gesamte Team während der Serie hatte wachsen lassen, im Gepäck hatte.
Kein weiterer zweiter Platz
Für den 23-Jährigen ist dieser Meistertitel umso besonderer, da es der erste in seiner nun schon dreijährigen Profikarriere ist. „In der Jugend waren es einige und zuvor auch der Covid-Titel 2020 mit Esch, dort war ich wegen der Grundausbildung bei der Armee aber nicht wirklich viel dabei.“ Und lange sah es so aus, als müsste sich Kovac einmal mehr mit der Zahl Zwei zufriedengeben, denn bei allen sonstigen Wettbewerben scheiterte Levice in der nun abgelaufenen Saison im Finale und auch im Europe Cup war in der zweiten Runde Schluss. Dabei war dem Luxemburger und seinen Teamkollegen im alles entscheidenden siebten Spiel klar, dass man den Titel einfahren würde. „Das schwierigste war das sechste Spiel bei ihnen auswärts. Wir haben uns gesagt, wenn wir das gewinnen, dann werden wir auch Meister. Wir lagen lange zurück, haben uns dann aber zurückgekämpft, hatten dann das 3:3.“ Gesagt, getan und so wurde an Pfingstmontag in Levice, einer Stadt, die den Basketball lebt, gefeiert.
Mein Opa ist im April gestorben, es tut mir leid, dass er das nicht mehr miterlebt hat, er war mein größter Fan
„Ich muss zugeben, ich hatte Freudentränen in den Augen, war sehr emotional. Mein Opa ist im April gestorben, es tut mir leid, dass er das nicht mehr miterlebt hat, er war mein größter Fan“, beschreibt der Nationalspieler die Momente, nachdem er den Pokal in den Händen halten durfte. „Ich bin mir sicher, dass er von da oben aus geholfen hat, so wie er auch schon dem Basket Esch geholfen hat. Dieser Titel ist für ihn und natürlich auch für meine Mutter.“
Blickt man ein Jahr zurück, hätte der Sportsoldat eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass er einmal in dem Land, aus dem seine Eltern stammen, als Profi auflaufen würde. Vor zwölf Monaten stand Ben Kovac nämlich kurz vor der Unterschrift beim französischen Erstligisten Le Portel, ein Wechsel, der aber kurzfristig platzte. „Ich war schon sehr enttäuscht, habe gesehen, dass Profi-Basketball ein Business ist und wir sozusagen eine Ware.“ Zu diesem Zeitpunkt waren dann auch die andere Optionen zu, die er zur Auswahl hatte. Doch wo die einen Türen zugehen, gehen andere auf und recht schnell trudelte das Angebot vom slowakischen Meister ein, für den er, aufgrund seiner doppelten Staatsbürgerschaft, auch als lokaler Spieler auflief. „Ich saß da zwar mit Vereinen, die Interesse hatten, aber ohne offizielles Angebot. Das mit Levice ging dann sehr schnell, innerhalb von vier Tagen war alles abgewickelt. Da hatte ich wirklich Glück und ich bin enorm dankbar für diese Chance und dafür, wie es jetzt gelaufen ist.“
Neue Türen gehen auf
Dass das Niveau am Ende so hoch sein würde, hatte der Basketballer, der vor seinen Profistationen ausschließlich für den Basket Esch und dann zwei Jahre in den Niederlanden spielte, nämlich gar nicht erwartet. „In meiner Vorstellung bin ich von einem guten Niveau ausgegangen, es ist immerhin eine Profiliga, hatte mir aber nicht erwartet, dass es so stark sei. In jedem Team gibt es fünf Ausländer und auch bei Mannschaften mit weniger hohem Budget stehen trotzdem fünf US-Amerikaner im Kader, Amis, die vielleicht nicht so viel verdienen, jedoch ihren Traum verfolgen und sich empfehlen wollen.“ Von der niederländischen Liga, in der die ersten zwei, drei Mannschaften absolut dominierten, wechselte er in eine, in der die Tabellenschlusslichter auch den Spitzenreiter schlagen können. Zudem kam Kovac erstmals in seiner Karriere in den Genuss, in einem europäischen Klubwettbewerb anzutreten. „Der Europe Cup hat eine große Rolle gespielt, warum ich in Levice unterschrieben habe, es war immer mein Traum, einmal auf europäischem Level zu spielen. Das war die richtige Wahl, ich war erstaunt, dass das Niveau so gut war und das Ganze so gut ausgegangen ist, wie es nun der Fall war. Ich hätte auch nicht bei einer Mannschaft unterschrieben, die nicht so hohe Ambitionen gehabt hätte.“
Auch wenn er, anders als in der letzten Saison bei den Den Helder Suns, in der nun abgelaufenen Saison nicht zum Topscorer seiner Mannschaft avancierte, hat die Saison in Levice Ben Kovac viel gebracht. Vor allem der erfahrene Teamkollege Miha Lapornik hat dafür gesorgt, dass sich der 23-Jährige auch im Training besonders viel Mühe gab, wie er lachend an einem Beispiel erklärt. „Er spielt mit Luka Doncic in der slowenischen Nationalmannschaft, ist auf dem Peak seiner Karriere. Ich musste ihn im Training oft halten und er hat mich dabei sozusagen zur Sau gemacht, weil er mich am Anfang dabei immer kaputtgemacht hat. Es war so ein wenig ein Reality Check, auch wenn ich wusste, dass meine Rolle hier eine ganz andere sein würde.“
In den vergangenen Monaten war der Luxemburger vielmehr ein wichtiger Faktor von der Ersatzbank, der meistens auch auf der für ihn ungewohnten Position vier spielen musste: „Ich habe gemerkt, dass ich von hier viel Energie mitbringen kann. Meine Rolle war zwar von Spiel zu Spiel anders, doch da ich diesen Natural-Scoring-Instinkt habe, sollte ich von hier immer direkt ein paar Punkte bringen. Ich glaube, das habe ich bei diesem tiefen Kader auch gut ausgenutzt.“ Und so kam er in dem einen Finalspiel auf sechs Minuten Einsatzzeit, im nächsten dann auf 25. „Ich merke, dass dieses professionelle Niveau etwas ganz anderes ist. Wenn ich mich mit vor drei Jahren vergleiche, ist mein Level anders. Auch wenn meine Statistiken nicht so sind wie vor zwei Jahren oder letztes Jahr, bin ich besser als damals.“
Weiteres Jahr in Levice
Für den Luxemburger steht inzwischen fest, dass er mit Patrioti Levice die richtige Wahl getroffen hat und so wundert es nicht, dass er in den letzten Tagen auch für die Saison 2023/24 unterschrieben hat, denn in der kommenden Saison möchte er beim Klub eine noch tragendere Rolle spielen. „Ich denke, ich habe in der Defensive einen weiteren Schritt gemacht und auch mein Spiel-IQ hat sich verbessert. Das hat auch mit meinen Teamkollegen zu tun, die wissen schon zwei Pässe im Voraus, wo der Verteidiger stehen wird. Zudem habe ich gegen gefühlt zehn NBA-Spieler gespielt, dadurch wird man auch selbstsicherer.“
Auch wenn meine Statistiken nicht so sind wie vor zwei Jahren oder letztes Jahr, bin ich besser als damals
Etwas, wovon auch das Nationalteam im kommenden Monat bei der Vorqualifikation für die EM 2025 profitieren dürfte. Die JPEE in Malta hat Ben Kovac aufgrund des letzten Spiels in der Slowakei noch verpasst, nun freut er sich, bald wieder mit dem Team, das ihm eine Menge Spaß macht, auflaufen zu dürfen. „Das mit den JPEE war schade, weil ich bisher noch nie dabei war. Doch ich bin unheimlich stolz auf die Jungs, dass sie Gold geholt haben. Sie sind wie eine kleine Familie.“ Die andere ist der Basket Esch, der sich in diesem Jahr ebenfalls die Meisterschaft sichern konnte und bei dessen Spielen der 23-Jährige stets mitfieberte. Denn wie es ein Anhänger der Mighty Minetter treffend sagte: „Du kriegst Ben aus Esch raus, aber Esch nicht aus Ben.“ Der Titel seines Jugendvereins war jedenfalls ein gutes Omen für Ben Kovac, für den die Nummer eins bei den Profis nur der Anfang sein soll.
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