Basketball / „Ich werde stärker zurückkommen“: Der schwierige Reha-Prozess von Profispielerin Magaly Meynadier
Ein Kreuzbandriss, zwei OPs: Die letzten Monate waren für Magaly Meynadier alles andere als einfach. Die Profibasketballerin arbeitet hart an einem Comeback, doch von ihrem Traum, im Laufe der bald beginnenden Saison wieder ins Spielgeschehen eingreifen zu können, musste sie sich inzwischen verabschieden. „JPEE in Malta“ heißt das neue Ziel.
„Eigentlich bin ich ja dann so etwas wie ein Superheld“, meint Magaly Meynadier mit einem großen Lachen, als sie den zu schnellen Heilungsprozess ihres Knies und damit den Grund für ihre erst kürzlich erfolgte zweite OP erklärt. Dass die 30-jährige Profibasketballerin ihren gewohnten Humor zurückgefunden hat, ist nicht selbstverständlich, waren die letzten Wochen doch von vielen Ups und Downs und einer ganzen Menge Frust geprägt. Dass sie sich derzeit vor allem in Geduld üben muss, geht dabei auf einen Tag im Mai zurück.
Als Profispielerin und Sportsoldatin wollte sich Magaly Meynadier auch über die Sommerpause hinweg fit halten: „Drei Monate ohne Basketball, wie es der ein oder andere Spieler in der LBBL gerne mal tut, kann ich mir nicht leisten“, erklärt die stets ehrgeizig an sich arbeitende Nationalspielerin. Bei einem Training in Luxemburg geschah es dann, ausgerechnet bei einer Aktion, wie sie die Basketballerin schon hunderte, wenn nicht sogar tausende Male ohne Folgen erlebt hat: „Ich bin nach hinten gesprungen und mit dem Fuß stehen geblieben, doch mein Oberkörper hatte einfach noch zu viel Schwung, ist nach hinten gefallen und das ganze Gewicht ging auf mein Knie, das sich dann verbogen hat …“, erinnert sich die Nationalspielerin an den berüchtigten Moment zurück. „Ich wusste direkt, dass es etwas Schlimmeres ist.“
Die Reha ist eigentlich stressiger als eine normale Trainingswoche
Die Diagnose Kreuzbandriss war für die 30-Jährige dann auch ein großer Schock: „Ich erinnere mich noch gut an den Moment beim Arzt, nachdem er das Wort Kreuzbandriss genannt hat, habe ich wirklich gar nichts mehr mitbekommen.“ Was nun auf sie zukommen würde, hat Magaly Meynadier erst in den folgenden Stunden und Tagen realisiert, die OP folgte dann am 24. Mai. Nach dieser fing die Arbeit dann allerdings erst so richtig an: „Die Reha ist eigentlich stressiger als eine normale Trainingswoche“, gibt Meynadier lachend zu. Standen in den ersten Wochen ausschließlich Einheiten beim Physiotherapeuten an, so wechselten sich in den vergangenen Wochen dann Physio und Besuche im „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“ (LIHPS) ab. „Dann mache ich noch Übungen zu Hause, viel Zeit für andere Sachen habe ich wirklich nicht und das ist auch ganz gut so.“
Zweite OP
Dass es mit dem LIHPS inzwischen ein Institut gibt, dass Elitesportlern bei solchen Verletzungen mit allen möglichen Betreuungsangeboten begleitet, schätzt die Basketballerin sehr: Ernährungsberater, Mental-Coach oder auch Athletik-Trainer stehen ihr auf ihrem steinigen Weg zurück aufs Basketball-Parkett zur Seite. „Man fühlt sich in einer solch neuen Situation definitiv nicht allein gelassen, fühlt sich sicherer.“ Vor allem der Mental-Coach war für die 30-Jährige in den vergangenen Wochen dann auch enorm wichtig, wie sie zugibt: „Ich habe direkt gesagt, dass ich diese Betreuung brauche, ich kenne mich, ich bin da nicht die geduldigste Person und komme nicht gut damit klar, wenn es nicht so funktioniert, wie ich es gerne möchte.“
Die Nationalspielerin hatte in ihrer Karriere, in der sie in der Bundesliga neben ihrem derzeitigen Verein Saarlouis auch schon für die Angels Nördlingen auflief, Glück, dass sie von großen Verletzungen bisher verschont blieb. Was auf sie zukommen würde, das ahnte die 30-Jährige demnach auch nicht: „Es ist nicht so einfach, damit umzugehen. Ich habe schon viele Teamkolleginnen gehabt, die sich ähnlich schwere Verletzungen zugezogen hatten. Da dachte ich immer: ‚Oh wie schlimm.‘ Aber welch harter Prozess das ist, wie viele Ups and downs einen erwarten, das war eigentlich unvorstellbar.“
Den schwierigsten Moment hat die 30-Jährige auch gerade erst überstanden, denn obwohl sie in den Wochen nach der OP im Mai hart an der Streckung ihres Knies gearbeitet hat, blieben die Fortschritte bescheiden. „Ich hatte das Gefühl, ich würde ins Leere hineinarbeiten. Immer wenn ich dachte, es würde besser werden, nach vielen Stunden Arbeit im Schwimmbad, dann war das Knie kurz darauf wieder krumm. Ich hätte weiter sein müssen, war es aber nicht. Frustrierend war es dann auch zu sehen, dass andere Sportler in der Reha, die später angefangen haben, auf einmal weiter waren als ich.“ Das Problem war im Endeffekt die Vernarbung im Knie, das einfach zu schnell verheilt ist und Meynadier infolgedessen in der Reha das Leben so richtig schwer gemacht und für zusätzliche Schmerzen gesorgt hat. Und so blieb der Nationalspielerin am Ende nichts anderes übrig, als sich ein weiteres Mal operieren zu lassen. „Am Anfang war ich skeptisch: Eine weitere Narkose, noch einmal Stiche. Doch inzwischen bin ich froh, denn das Knie ist nicht mehr so krumm, was auch mental für mich wichtig ist. Endlich ein Fortschritt. Hätte ich gewartet, hätte ich wohl nur unnötig Zeit verloren.“
Ein stetiges Auf und Ab
Dass sie zu Beginn des nächsten Kalenderjahres wieder in der Bundesliga auf dem Parkett stehen wird, von diesem Traum hat sich Meynadier inzwischen verabschiedet. „Ich denke inzwischen nicht mehr zu viel über ein Datum nach. Ich bin jetzt einfach nur froh, dass die Streckung wieder klappt und Fortschritte zu sehen sind. Am Wichtigsten ist einfach, dass das Knie wieder vollkommen heilt und ich später auch ohne Schmerzen laufen kann.“ Würde es für die JPEE im kommenden Jahr in Malta reichen, wäre die 30-Jährige derzeit absolut zufrieden. „Man muss abwarten, wie der ganze Prozess weitergeht. Man darf ja auch nicht vergessen, dass ich kein Krafttraining mehr machen konnte und somit auch Muskeln verloren habe. Nicht nur im verletzten, sondern inzwischen auch im anderen Bein. Zudem fehlte mir teilweise der Appetit und ich habe vier Kilo abgenommen. Es sind einfach so viele Faktoren, die das alles beeinflussen können.“ Auch die Frage, wie sie in den ersten Wochen auf dem Parkett wieder agieren wird, beschäftigt Meynandier derzeit sehr: „Wie wird das Gefühl sein? Werde ich anders spielen? Werde ich vielleicht sogar Angst haben?“
Welch harter Prozess das ist, wie viele Ups and downs einen erwarten, das war eigentlich unvorstellbar
Von ihrem Bundesligaverein, den Saarlouis Royals, erhält die Team-Kapitänin dabei auch die komplette Unterstützung: „Obwohl ich in dieser Saison wohl eher kein Spiel bestreiten werde, haben sie mich komplett in die Vorbereitung miteinbezogen, auch beim Fotoshooting werde ich dabei sein. Das schätze ich wirklich sehr.“ Auch bei den Spielen ihres Klubs möchte Meynadier so oft es geht in der Halle anwesend sein, dass die Zuschauerrolle ihr jedoch sehr schwerfällt, hat sie erst im Sommer beim Nationalteam gesehen, als sie ihre FLBB-Kolleginnen beim Training besuchte, denn die Qualifikationsspiele im November und Februar wird sie verpassen: „Mein Mental-Coach meinte, ich sollte hingehen, weil dies ein wichtiger Prozess sei. Es war das erste Mal, dass ich seit meiner Verletzung in der Halle war und mir sind fast die Tränen gekommen. Ich bin in letzter Zeit sowieso sehr emotional, als ich mir die NBA-Finals angesehen habe, musste ich ebenfalls heulen, das ist schon verrückt“, erklärt Meynadier, die auf und neben dem Spielfeld wegen ihrer guten Laune stets geschätzt wird, inzwischen wieder schmunzelnd.
Eines steht für die Nationalspielerin jedoch fest, auch wenn sie noch nicht weiß, wann sie ihr Comeback feiern wird: „Ich musste mich in letzter Zeit so durchkämpfen, auch mental. Ich werde auf jeden Fall stärker zurückkommen.“
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