Basketball / „Ich will es noch einmal wissen“: Anne Simon über ihre Saison in den USA
Zwei Verletzungen, Saisonaus im Conference-Halbfinale: Für Anne Simon war ihr Senior-Jahr im US-amerikanischen College-Basketball das bisher schwierigste. Daher zieht die 23-Jährige die Option auf ein fünftes Jahr und möchte somit ein letztes Mal den Titel in Angriff nehmen.
Während im nationalen Basketball am Wochenende beide Titelentscheidungen fallen können, sind auch noch immer einige Luxemburger mit ihren Vereinen im Ausland im Einsatz. So kämpft Ben Kovac in der slowakischen Meisterschaft derzeit um den Finaleinzug, für Alex Laurent steht am Samstag in der deutschen Pro A hingegen das letzte Saisonspiel auf dem Programm. In den USA ist die College-Spielzeit derweil seit einigen Wochen beendet, wird sich für Anne Simon aber um eine weitere, eine fünfte Saison verlängern.
Eine Entscheidung, die für die Seniors-Athletin aufgrund des Corona-Jahres möglich war, als die Saison im März 2020 abgebrochen wurde. Damals befand sich Anne Simon an der University of Maine in ihrem „Freshman year“ und schaffte mit ihrem Team auf Anhieb den Sprung ins Finale der „America East Conference“. Dieses fand jedoch aufgrund der Pandemie nicht mehr statt. Auch in den beiden folgenden Jahren standen die Luxemburgerin und ihre Teamkolleginnen im Endspiel und damit kurz vor dem Einzug ins traditionsreiche NCAA-Turnier, bei dem der US-amerikanische College-Meister ermittelt wird. Doch 2021 verloren die Black Bears gegen die Stony Brook University (60:64), 2022 gegen die University of Albany (47:56). In diesem Jahr war dann im Halbfinale, erneut gegen Albany, Schluss (64:72).
Schwierigstes Jahr
Dass man jedes Mal so knapp scheiterte, war dann auch der Hauptgrund, warum sich Anne Simon dazu entschied, die Option auf ein fünftes Jahr zu ziehen und auch in der kommenden Saison nach Maine zurückzukehren. „Es ist einfach etwas, das mich reizt“, erklärt die 23-Jährige ihre Entscheidung. „Ich möchte das fünfte Jahr nutzen, um endlich ins NCAA-Turnier zu kommen. Ich habe es jetzt – das Corona-Jahr ausgenommen – dreimal miterlebt, wie es ist, im Finale oder Halbfinale zu verlieren. Immer kurz vorher zu scheitern nervt. Ich habe das Gefühl, dass wir mehr schaffen können.“ Dass sie das fünfte Jahr nutzen würde, war für Anne Simon schnell klar, jedoch nicht, ob sie in Maine bleiben würde. „Ich habe viel nachgedacht, aber nichts gefunden, von dem ich sagen würde, dass es mich reizt, um jetzt aus Maine wegzugehen. Alles, was sie mir während der letzten vier Jahre hier gegeben haben, möchte ich zurückgeben und wenn ich die Chance habe, dies mit einem fünften Jahr zu tun, mache ich das auch.“
Ich habe mir einfach zu viel Druck gemacht, war zu sehr in meinem Kopf drin und durch die beiden Verletzungen bin ich nicht in den Rhythmus gekommenüber die Saison 2022/23
Dabei hat die Luxemburgerin die bisher wohl schwierigste Saison ihrer College-Laufbahn hinter sich. Zweimal fiel Anne Simon, die im letzten Jahr noch zum „player of the year“ ihrer Conference gewählt wurde, verletzungsbedingt aus. „Ich hatte bisher nie Verletzungen, durch die ich länger als einen Monat raus war. Vor allem der Zeitpunkt war hier alles andere als optimal und mental war dieses Jahr sicherlich das bisher schwierigste.“ Besonders bitter für die 23-Jährige war, dass sie kurz nach der Rückkehr nach der ersten Verletzung erneut umknickte und wieder zwei Monate auf der Bank Platz nehmen musste. Aufs Parkett kehrte sie dann auch erst kurz vor den Play-offs in der „America East Conference“ zurück.
In der Saison war sozusagen von Anfang an der Wurm drin, wie auch Simon bestätigt. Die Spielzeit fing damit an, dass sich Teamkollegin Anna Kahelin, die im gleichen Jahr wie Anne Simon in Maine begann, im ersten Saisonspiel das Kreuzband riss. Es war das dritte Mal, dass die Finnin diese schwere Verletzung in ihrer College-Zeit erlitt. „Von Beginn an war es für das Team emotional schwer, weil wir alle unter Schock standen. Für mich war es besonders schwer, das zu verarbeiten und dann habe ich auch noch nicht so gespielt, wie ich es kann.“ Nach einem beeindruckenden dritten College-Jahr mit haufenweise Auszeichnungen machte sich Simon zudem zu viel Druck, wie sie zugibt. „Das Team war jung und ich nun quasi die Einzige, die mehr Spielerfahrung hatte. Ich habe mir einfach zu viel Druck gemacht, war zu sehr in meinem Kopf drin und durch die beiden Verletzungen bin ich nicht in den Rhythmus gekommen.“
Aus den USA nach Malta
Letzten Endes empfindet Anne Simon ihr viertes College-Jahr jedoch als sehr lehrreich: „Ich musste oft von der Bank aus zuschauen, habe versucht, meinen Mitspielerinnen von dort aus zu helfen. Es waren Monate, in denen ich auch dazugelernt habe.“ Und einen großen Preis gab es für die Luxemburgerin dann auch noch, den prestigeträchtigen „Dean Smith Award“, den in jedem Jahr jeweils eine Athletin und ein Athlet erhalten und der die akademischen, sportlichen, aber auch soziale Leistungen berücksichtigt. „Das hat mich wirklich total überrascht“, erklärt sie mit einem Lachen.
Noch befindet sich die 23-Jährige in Maine, da Anfang Mai die Bachelor-Examen anstehen, die sie im Fach Psychologie macht. Danach geht es zurück nach Luxemburg, wo sie dann fast direkt im Anschluss die Vorbereitung mit der Nationalmannschaft bestreiten wird, die Ende Mai bei den Spielen der Kleinen Staaten in Malta im Einsatz ist. „Die letzten habe ich aufgrund meiner Abitur-Examen verpasst, bei den JPEE war ich also noch nie dabei“, erklärt Anne Simon, die sich darauf freut, ihre FLBB-Teamkolleginnen wiederzusehen. Den Luxemburger Basketball verfolgt sie, so gut sie kann: „Ich habe das Pokalfinale gesehen, sonst werfe ich immer mal wieder einen Blick auf die Resultate.“ Und wer weiß, vielleicht kann sie mit einer Medaille im Gepäck im Sommer ihr letztes Jahr in Maine in Angriff nehmen.
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