Dressurreiten / Im versammelten Galopp: Nicolas Wagner startet bei seinen zweiten Spielen
Zum zweiten Mal werden Nicolas Wagner und „Quater Back Junior“ bei Olympischen Spielen im Einsatz sein. Das Ziel des Duos: vor historischer Kulisse in Versailles die Leistung von Tokio bestätigen.
Sogar in der schnellsten Gangart, dem Galopp, geht es nicht darum, möglichst schnell ins Ziel zu hetzen. Bei der Dressur geht es um Eleganz, um das möglichst geschmeidige Zusammenspiel von Ross und Reiter und darum, möglichst schwierige Übungen ohne sichtbare Anstrengung und Hilfen zu absolvieren. So ziemlich sein ganzes Leben widmet Nicolas Wagner seinem Sport und nach Tokio zeigt sich der 32-Jährige ein zweites Mal dem weltweiten Publikum bei Olympischen Spielen.
„Auf Topniveau sind sich die Wettbewerbe ziemlich ähnlich“, sagt der einfühlsame Reitsportler, der vor dem Auftritt am Mittwoch am Schloss von Versailles wenig Gründe sieht, besonders nervös zu sein. Seine Premiere vor drei Jahren war mit der Pandemie und der weiten Reise etwas anderes: „Wir sind auch vor Tokio schon viel gereist und etwa nach Doha geflogen. Besonders an den Olympischen Spielen sind aber das Olympische Dorf und der Kontakt mit den anderen Sportlern. In Tokio war es jedoch nur Reiten und ein ziemlich leeres Dorf. Die Stadt selbst konnten wir gar nicht sehen. Jetzt bin ich wirklich gespannt auf das Leben im Olympischen Dorf.“
Mein Pferd ist eher etwas nervös und meine große Aufgabe wird sein, es ruhig in den Wettbewerb zu bringen
Der Aufwand ist nicht vergleichbar. Während sein Pferd „Quater Back Junior FRH“ vor den letzten Spielen mit all den anderen europäischen Pferden eine gute Woche lang in den Anlagen des Aachener CHIO in Quarantäne stand, ging es nun unmittelbar vor den Spielen eine Woche lang zum letzten Feinschliff bei seinem Trainer Norbert van Laak am Möhnesee in Westfalen. Nach zwei Tagen Erholung zu Hause fuhren sie mit dem eigenen Lkw weiter zum Eröffnungsfreitag nach Paris. „Das ist natürlich viel einfacher und angenehmer als mit dem Flieger“, erklärt der Reiter.
25. Platz in Tokio
Bei seiner olympischen Premiere holte er auf dem gleichen Pferd einen guten 25. Platz unter 60 Reitern und meint nun: „Die Voraussetzungen sind etwas anders. Mein Pferd war ein halbes Jahr verletzt und es war schon sehr sportlich die Qualifikation in den restlichen sechs Monaten zu schaffen.“ Deshalb gönnte sich das Paar eine Wettkampfpause bis zu den Spielen. „Ich bin leicht angespannt, aber freue mich vor allem drauf. Mein Pferd ist eher etwas nervös und meine große Aufgabe wird sein, es ruhig in den Wettbewerb zu bringen, unser Programm dann in Harmonie und ohne Fehler zu reiten. Mit dem gleichen Platz wie letztes Mal wäre ich da schon überglücklich.“
„Quater Back Junior FRH“ kennt er durch und durch. Er kaufte das fünfjährige Pferd und bildete es selber aus. Der 32-Jährige reitet in der eigenen „Société hippique et d’élevage Elvange“, seit er drei ist, und der Dressursport ist Familienangelegenheit. Er findet: „Als ich mit dem Reiten anfing, hat natürlich niemand an die Spiele gedacht. Jetzt, wo sie mit Tokio Realität wurden, ist das super. Und ein zweiter Start ist eine tolle Bestätigung, Versailles ein Traum.“ Als er diesen Wettkampfort erwähnt, ist seine Begeisterung nicht zu überhören: „Vor dem Schloss von Versailles zu reiten, ist sehr besonders. Es wird majestätisch. Das ist ein sehr gutes Motiv für unseren klassischen Sport.“
Los Angeles noch möglich
Am Sonntag galt es aber zuerst die Verfassungsprüfung zu bestehen. Hier werfen die Richter und Tierärzte einen strengen Blick aufs Pferd und die kleinste Verletzung kann die Nichtteilnahme am Grand Prix bedeuten, der am Dienstag und Mittwoch ausgetragen wird. Nach dem Skandal im Springreiten beim Fünfkampf in Tokio und dem Tod eines Pferdes in der Vielseitigkeit steht der Pferdesport unter besonderer Beobachtung. Und die Dressur produzierte unmittelbar vor Paris die nächsten Negativschlagzeilen: Die dreifache britische Olympiasiegerin Charlotte Dujardin peitschte auf einem kürzlich publizierten Video wiederholt auf ein Pferd ein und wurde mittlerweile vom Weltverband suspendiert.
Vor dem Skandal hatte Nicolas Wagner die bisherige Goldfavoritin zusammen mit dem ebenfalls britischen Sieger von London 2012, Carl Hester, noch als seine Vorbilder genannt. Mit seinen 32 Jahren ist er im Reitsport noch jung. „Mich reizt es, zu sehen, wie gut ich wirklich bin“, sagt er und meint für die nächsten Jahre: „Die Kunst wird sein, ein Pferd zu haben, um in Zukunft weiterzumachen.“ Während er diese Jungpferde bereits ausbildet, hofft er auch auf seinen mittlerweile 15-jähriger Fuchswallach, der so besonders und energiegeladen sei, dass sogar Los Angeles in vier Jahren möglich ist.
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