Taekwondo / Isabelle Faber ärgert die Vize-Weltmeisterin: „Wenn der Schlag sitzt, dann sitzt er“
Klarer hätten die Rollen bei den European Games im Taekwondo nicht verteilt sein können. Isabelle Faber war gegen die Vize-Weltmeisterin von 2022 in der Außenseiterrolle, doch die Luxemburgerin bot ihr einen Kampf auf Augenhöhe.
Isabelle Faber setzte gegen Aleksandra Perisic gleich zu Beginn ihres Kampfes ein Ausrufezeichen. Die Luxemburgerin verpasste ihrer Gegnerin direkt mit dem Fuß einen Kopftreffer und fuhr dafür drei Punkte ein. „Sie hat damit überrascht und sich gleich bei ihrer Gegnerin ein bisschen Respekt verschafft. Die hat das nicht kommen sehen. Das war wichtig“, zeigte sich Nationaltrainer Waldemar Helm zufrieden. „Danach war es fast ein Kampf auf Augenhöhe. Erstaunlicherweise hat man keinen großen Unterschied gesehen.“ Immerhin liegen in der Weltrangliste (Klasse -67 kg) 99 Plätze zwischen der 28-Jährigen und ihrer serbischen Gegnerin, die 2022 Vize-Weltmeisterin wurde. „Die Ausgangslage war krass. Die eine ganz oben in der Weltrangliste, Isabelle spielt da noch eine geringe Rolle“, so Helm. Faber ist Sportlehrerin in Esch und wird an Position 104 geführt, Perisic ist Vollprofi und die Nummer fünf der Welt.
Den Unterschied hat man am Sonntag auf der Matte in Krynica-Zdroj nicht gesehen. Faber hielt mit. „Ich habe richtig gut angefangen mit dem sauberen Kopftreffer“, blickt sie selbst auf ihren Kampf zurück. „Als ich den ersten Kick gemacht habe, war auch die Nervosität direkt weg.“ Sie gibt allerdings auch zu, dass sie sich damit sogar selbst überraschte. „Danach war meine Gegnerin besser eingestellt und ich bin nicht mehr so gut durchgekommen. Bei ihr stimmte das Timing mehr. Ich habe vielleicht ein oder zwei Sachen verpasst.“ Perisic entschied die Runde schließlich mit 8:5 für sich. „Ich bin aber eigentlich ganz zufrieden, wie ich die Runde durchgezogen habe. In der zweiten habe ich dann einen ziemlich harten Schlag im Gesicht abbekommen. Ich kam ein bisschen raus. Danach zurückzukommen, war schwierig.“ Die Luxemburgerin machte immerhin noch einen Punkt, musste den Abschnitt aber mit 1:3 an ihre Gegnerin abgeben.
Faber hatte sich trotz der Niederlage gut geschlagen. „Es war einer ihrer bisher besten Kämpfe, die ich gesehen habe“, war Helm begeistert: „Ich hoffe, es macht jetzt Klick, dass sie merkt, wenn sie cool bleibt und alles abruft, was sie kann und was sie im Training schon zeigt, dass sie hier durchaus ein Wörtchen mitreden kann. Sie hat sich toll verkauft.“
Da Perisic bis ins Finale kam, durfte Faber am Abend noch einmal im Repêchage ran. Gegen Iveta Jirankova (WR 23) musste sich die Luxemburgerin in einem engen Kampf am Ende wieder mit 0:2 geschlagen geben. „In der ersten Runde war es sehr knapp (1:2). Die hätte auch anders ausgehen können“, resümierte Faber. „Danach habe ich einen Kopftreffer kassiert. Insgesamt war der Kampf aber ausgeglichener als der erste.“ Mit ihrem Tag gegen die europäische Spitze war sie am Ende aber „im Großen und Ganzen zufrieden“.
Eine Sportart mit Vollkontakt
Faber hat im Alter von acht Jahren mit dem Taekwondo in Steinfort begonnen. „Meine Mutter hat mich damals angemeldet. Ich ging zum Training und es hat mir sofort gefallen“, erinnert sie sich. Besonders die Dynamik der Sportart begeistert sie bis heute. „Es wird viel mit den Beinen gearbeitet. Es gibt Vollkontakt. Man täuscht den Schlag nicht nur vor und zieht dann zurück. Wenn der Schlag sitzt, dann sitzt er“, erzählt sie und fügt mit einem Lachen an: „Das hat man ja jetzt auch bei mir gesehen.“
Die European Games waren für die 28-Jährige ein Highlight in ihrer bisherigen Karriere. „Ich war davor noch nie bei einem Turnier dabei, wo auch noch andere Sportarten im Programm waren. Es ist wie die richtigen Olympischen Spiele aufgezogen, nur im europäischen Rahmen“, schwärmt sie. Die Konkurrenz bei den Europaspielen schätzt sie sogar stärker ein als bei der WM vor einem Monat. „Im Moment ist Europa im Taekwondo ganz weit vorne. Hier ist es daher nochmal schwieriger, weil nur 16 Athletinnen dabei sind. Da fällt man immer auf eine Top-Gegnerin.“
Nach den European Games liegt Fabers Fokus nun auf den Spielen der kleinen Europäischen Staaten im Taekwondo, die im Oktober stattfinden. Woran sie bis dahin noch arbeiten muss, weiß sie genau: „Ich muss noch mehr nach vorne arbeiten. Ich mache viele Bewegungen zurück“, erklärt sie. „Das ist aber auch eine Taktik. Ich will nicht reinlaufen und dann zu viele Fehler machen. Deswegen lasse ich die Gegnerin lieber kommen und kontere dann.“
- Drei überstrahlen alle: Diese Erkenntnisse liefern die ersten zehn Spieltage - 26. November 2024.
- Celtic-Festspiele: Vera Hoffmann und Yonas Kinde gewinnen Meistertitel in Diekirch - 25. November 2024.
- Daniel Scheid: „Der Wechsel war nach der Verletzung die Chance, nochmal neu zu starten“ - 19. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos