Fußball-Europameisterschaft / Ist Belgien Außenseiter oder Geheimfavorit?
Domenico Tedesco hat mit Belgien seit seinem Amtsantritt kein Spiel verloren – und doch wähnt sich der ewige Geheimfavorit diesmal eher als Außenseiter.
Heimischer als Domenico Tedesco kann sich bei der Fußball-EM niemand fühlen. Ihr Teamcamp haben die Belgier gerade einmal 20 Kilometer entfernt von seiner Heimat Stuttgart aufgeschlagen, das luxuriöse Schlosshotel „Monrepos“ liegt gar in seiner Hochzeitsstadt Ludwigsburg. Er hätte „nichts dagegen gehabt, eine andere Region kennenzulernen“, sagte der Trainer der SZ. Aber so sei das Teamquartier einfach „strategisch super“ platziert.
Super läuft auch die mittlerweile 16 Monate andauernde Ehe zwischen Tedesco und dem belgischen Fußballverband (KBVB): Unter seiner Regie sind die im Umbruch befindlichen „Roten Teufel“ ungeschlagen. Trotz des Wegbrechens von Teilen der vermeintlich goldenen Generation um Eden Hazard gab es zehn Siege und vier Unentschieden, das Selbstvertrauen ist riesig. „Wir können die höchsten Ziele erreichen“, frohlockt Sturmstar Romelu Lukaku.
Sein deutscher Coach positioniert sich da vor dem Auftakt gegen die Slowakei am Montag (18.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) defensiver. „Topfavorit, Kandidat, Außenseiter, hoffnungslos – das muss man sich aussuchen“, sagt Tedesco: „Als wir hier angefangen haben, war der Fokus auf der Qualifikation. Die haben wir, finde ich, souverän gemeistert. Wir müssen uns jetzt erst mal auf die Gruppenphase konzentrieren. Wir haben da sehr unangenehme Gegner.“
Tendenziell wähnt sich der schier ewige Geheimfavorit diesmal eher als Außenseiter – und will das für sich nutzen. „Als Favorit steht man viel mehr unter Druck“, sagt Flügelspieler Yannick Carrasco: „Ein Außenseiter zu sein ist schön, aber jeder weiß, dass wir so weit wie möglich kommen wollen.“ Diese Attitüde hat Tedesco seiner von den Superstars Kevin de Bruyne und Lukaku angeführten neuen Generation eingeimpft.
„Ich habe den Eindruck, dass sich die gesamte Einstellung geändert hat und unter ihm der Mannschaftsgedanke deutlich im Vordergrund steht“, sagte Torhüterikone Jean-Marie Pfaff bei Bild. Alleingänge duldet der Ex-Coach von Schalke 04 und RB Leipzig nicht. Den Streitfall Welttorhüter Thibaut Courtois, der sich in der Kapitänsfrage übergangen fühlte, regelte er resolut, setzt zugunsten der Teamhygiene auf den Wolfsburger Koen Casteels als Nummer eins.
Für seinen Premierenjob bei einem Verband musste der langjährige Vereinscoach Tedesco, der seinen Vertrag bereits bis 2026 verlängert hat, umdenken. „Als Nationaltrainer ist es besser und notwendig, sich anzupassen und Dinge zu übernehmen, die funktionieren“, erklärt der Deutsch-Italiener. Es fehle schlicht an Zeit.
Mit der Europameisterschaft im eigenen Land gehe nun ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Ich finde es mega. Das kann man sich als Kind nicht mal erträumen“, schwärmt Tedesco: „Eine EM coachen zu dürfen – und dann auch noch in Deutschland? Top. Einmalig.“ Und er selbst ist dabei seinem Heimatort wohl näher als jeder andere.
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