Euro Meet / Joao Carneiro: „In meinem Kopf hatte ich mit dem Schwimmen abgeschlossen“
Joao Carneiro wird das Euro Meet 2023 in guter Erinnerung behalten. In der Coque schwamm der 19-jährige Luxemburger in jedem seiner sechs Rennen ins Finale. Er selbst hätte damit nicht gerechnet. Denn nachdem er seine Schwimmkarriere in der vergangenen Saison für mehrere Monate unterbrochen und sogar ganz ans Aufhören gedacht hatte, ist er noch auf der Suche nach der richtigen Form.
Sechs Rennen, sechs Finalteilnahmen (einmal A, fünfmal B) – mit einem zufriedenen Grinsen blickt Joao Carneiro auf seine Teilnahme am Euro Meet 2023 zurück. Die Zeiten gehörten zwar nicht zu seinen schnellsten, viel wichtiger ist für den 19-Jährigen aber, dass er wieder Spaß an seiner Leidenschaft hat. Das ist nicht selbstverständlich, denn Carneiro hatte seine Badehose und Schwimmkappe Ende 2021 eigentlich an den Nagel gehängt und während mehrerer Monate pausiert. „In meinem Kopf hatte ich in dieser Zeit eigentlich schon mit dem Schwimmen abgeschlossen. Ich dachte auch nicht, dass ich noch einmal anfangen würde.“
Der Landesrekordhalter über 200 m Schmetterling (2:01,92 im Mai 2021) hatte gerade ein Ökonomie-Studium in Portugal begonnen und war am Anfang überfordert. „Die Kurse, das Programm, dazu das Training … Es wurde mir alles zu viel und ich entschied, mit dem Schwimmen aufzuhören“, erinnert er sich. „Viele Menschen dachten, ich würde übertreiben, aber es ging einfach nicht mehr.“ Carneiro hatte den Spaß und die Lust am Schwimmen verloren.
Auf einem guten Weg
Erst nach fünf Monaten, als der Stress an der Uni etwas nachließ, wagte das Mitglied des COSL-Promotionskaders im April in Portugal bei seinem Klub, Benfica, den Schritt zurück ins Becken. Ein Training pro Woche, doch die Folgen der Pause blieben nicht unbemerkt. „Ich war geschockt. Meine Form war komplett weg. Ich hatte keine Kraft und keine Ausdauer mehr und meine Schultern schmerzten.“
Das Training fiel deswegen am Anfang noch schwer, doch die Lust am Schwimmen kehrte Schritt für Schritt zurück. „Spätestens bei meinem ersten Wettbewerb merkte ich erst, wie sehr mir das Schwimmen gefehlt hatte. Ich verbesserte wieder nach und nach meine Zeiten und im September des vergangenen Jahres – nach der Examenszeit – habe ich dann entschieden, wieder mehr zu trainieren.“ Bis Dezember ging er sieben bis acht Mal wöchentlich zum Training. Dann stand erneut eine Examensperiode an und „ich ließ es erneut etwas langsamer angehen. Deswegen ist die Form auch beim Euro Meet nicht ganz so gut gewesen, aber meine Zeiten haben mir Lust auf mehr gemacht.“
Immerhin reichten diese für sechs Finalteilnahmen. „Ich habe mich selbst ein bisschen überrascht. Hätte ich keine Pause eingelegt, wäre ich in meiner Entwicklung sicherlich noch weiter und hätte vielleicht noch eine interessantere Rolle spielen können, aber ich will keine Hypothesen aufstellen“, blickt Carneiro auf das Euro Meet zurück und wagt auch einen Blick in die Zukunft. Für die WM in Fukuoka (Japan) im Juli würde er sich gerne qualifizieren. „Ich weiß nicht, ob das möglich ist oder nicht, da ich nicht weiß, was ich in den kommenden Monaten im Stande bin zu leisten. Aber ich muss mir ein Ziel setzen, das mir einen Grund gibt, morgens aufzustehen und zu schwimmen.“ Für Nationaltrainer Christophe Audot ist klar: „Joao kann aktuell noch nicht sein volles Potenzial ausschöpfen, aber er ist auf einem sehr guten Weg.“
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