Handball / Nationalspieler Joé Schuster ist Verteidiger aus Leidenschaft
Im Januar gab Joé Schuster sein Pflichtspieldebüt im Trikot der „Roten Löwen“ – in der Defensive der Nationalmannschaft hat sich der 21-Jährige, der von einer Profikarriere in der Bundesliga träumt, aber jetzt schon etabliert. Abwehrarbeit macht ihm am meisten Spaß. In der EM-Relegation will er am Samstag (20.15 Uhr) mit der FLH-Auswahl Revanche gegen Belgien nehmen.
Joé Schuster kam im Januar als einer der jüngsten Spieler zur Nationalmannschaft – und musste sofort viel Verantwortung übernehmen. In der WM-Qualifikation fand er sich plötzlich in einer Hauptrolle wieder. Eine Herausforderung, die der 21-Jährige mit Freude annahm. „Es ist eine Ehre, in der Nationalmannschaft zu spielen. Sobald die Nationalhymne läuft, habe ich Gänsehaut. Es ist toll, sein Land zu vertreten“, sagt er.
Der Traum vom Profi
Schuster lief im November 2021 im Freundschaftsspiel gegen Portugal erstmals für die FLH-Auswahl auf. Das Pflichtspieldebüt gab er rund zwei Monate danach am 14. Januar gegen die Färöer Inseln. Einen Tag später spielte er gegen Lettland als Kreisläufer (nachdem alle anderen Spieler auf dieser Position ausfielen) quasi durch. Dabei liegen Schusters Qualitäten aber vor allem in der Abwehr. Sein Motto: „Wenn man hinten weniger Tore kassiert, muss man auch vorne weniger Tore erzielen.“ Mit dieser Einstellung hat er sich auch in der Defensive der Nationalmannschaft etabliert.
Seine Kindheit verbrachte Schuster beim Handballverein aus Petingen. Als Vierjähriger ging er dort erstmals zum Training. Dass er sich gerade für diese Sportart entschied, ist eigentlich kein Wunder. „Mein Vater hat in Petingen als Torwart gespielt. Auch mein Bruder spielte Handball. Ich ging immer mit in die Halle und so kam eins zum anderen“, erinnert er sich.
Wenn man hinten weniger Tore kassiert, muss man auch vorne weniger Tore erzielenüber seine Lieblingsposition
Auch ein kurzer Abstecher in den Fußball – Schuster merkte schnell, dass dies nicht seine Sportart war – brachte ihn nicht von seiner Leidenschaft, dem Handball, ab. Als 12-Jähriger wechselte er dann zum HBD. „Dort wurde ich sofort gefördert.“ Mit 16 Jahren wurde Schuster dann erstmals in der ersten Mannschaft eingesetzt.
„Mein Traum und mein größtes Ziel ist es, Profi zu werden“, erzählt er: „Ich arbeite jeden Tag daraufhin.“ Deswegen entschied er sich auch, in seiner Jugend den Weg ins Ausland einzuschlagen – es zog ihn als 17-Jähriger in die Handball-Akademie des VfL Gummersbach. Zu Beginn spielte er dort in den Jugendteams und der zweiten Mannschaft – wurde aber dann 2020 in das von Verletzungen geplagte erste Team berufen. „Ich war bei neun Partien in der 2. Bundesliga dabei und bekam auch Spielzeit, wenn sich die Gelegenheit bot. Ich hatte das Glück, mit Gudjon Sigurdsson einen guten Trainer zu haben. Zudem hat der Abwehrchef des Teams mir viele Tipps gegeben und mir weitergeholfen“, erzählt Schuster, der nach der Saison aber keinen Profivertrag erhielt und sich für einen Wechsel zum Northeimer HC entschied. In der dritten deutschen Liga (Staffel C) ist er dort mittlerweile Stammspieler – und Abwehrchef.
„Northeim hat mich genommen, weil ich gerne in der Verteidigung spiele und das auch ordentlich mache. Das sagen mir zumindest meine Trainer“, sagt der 1,95 Meter große Abwehrspieler lachend: „Ich fühle mich in der Verteidigung einfach wohl. Es ist eine Position, auf der es viel um die Willenskraft geht.“ Diesen absoluten Willen, das gegnerische Tor zu verhindern, legt Schuster in jedem Spiel an den Tag. Das bewies er auch in den vergangenen Partien mit der Nationalmannschaft. Mit einer aggressiven Spielart und vollem Einsatz bringt er seine Gegner zum Verzweifeln.
Revanche gegen Belgien
In Northeim arbeitet Schuster aber nicht nur an der Verwirklichung seines Traums, sondern konzentriert sich neben dem Sport auch auf eine schulische Ausbildung. Er studiert „Soziale Arbeit“ an der Uni Kassel. Nach den Vorlesungen geht es aber meistens sofort Richtung Training. „Das Training ist nicht dasselbe wie mit den Profis in Gummersbach. Ich fühle mich aber sehr wohl und werde in Northeim gefördert. Zudem habe ich in meinen jungen Jahren eine gewisse Verantwortung als Abwehrchef bekommen.“
Die Erfahrung, die Schuster in Northeim sammelt, soll ihm zurück in die zweite Bundesliga verhelfen. Der große Traum ist es aber, irgendwann im deutschen Oberhaus zu spielen: „Die erste Bundesliga ist die beste Liga, die es gibt. Sollte ich es dahin schaffen, wäre das großartig. Ich bin aber realistisch und nehme Schritt für Schritt“, erzählt er bodenständig: „Durch gute Leistungen in Northeim will ich mich für die zweite Bundesliga empfehlen. Danach sehen wir, wie es weitergeht.“
Nun liegt der Fokus aber vorerst auf der nächsten Herausforderung mit der Nationalmannschaft. Nach der 26:32-Niederlage gegen Belgien am Donnerstag will Schuster mit der FLH-Auswahl am Samstag (20.15 Uhr) im Rückspiel Revanche nehmen. Die Hoffnung, doch noch in die zweite Runde der Qualifikation zur EM 2024 einzuziehen, hat der ehrgeizige FLH-Spieler jedenfalls noch nicht aufgegeben – auch wenn er sich bewusst ist, dass ein hartes Stück Arbeit wartet: „Sechs Tore kann man aufholen. Wenn wir das Sieben-gegen-sechs-System der Belgier unterbinden können, sehe ich eine Chance, dies zu erreichen. Es wird aber sicherlich kein Spaziergang.“
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