Olympische Spiele / Junge Luxemburger beobachten die Topstars in Paris
Wie fühlt es sich als junger Sportler an, den absoluten Topstars bei den Olympischen Spielen zuzusehen? Das Tageblatt hat mit Turnerin Céleste Mordenti und Sportlycée-Schüler Jérémy Valentin über ihre Eindrücke von den Wettbewerben gesprochen.
Jérémy Valentin gehört zu der Kategorie junger Athleten, die ihr Leben nach dem Sport ausgerichtet haben. Der Schüler des Sportlycée trainiert täglich und übernachtet im Internat auf Fetschenhof. Der Judoka hat selbst auch schon erste Erfahrungen auf der europäischen Tour der Cadets sammeln können. Am Dienstag war er Zaungast auf dem Champ-de-Mars. Die Tickets hatte sein Vereinstrainer schon ein Jahr im Voraus online erworben – und so befand er sich bei den Vorrunden-Matches in einer ausverkauften Halle. „Besonders als die französischen Athleten aufgerufen wurden, war die Stimmung gut.“ Einziges Manko, das aber nicht besonders ins Gewicht fiel, waren die kühlen Temperaturen in der Arena. „Ansonsten war es für mich eine tolle Erfahrung, das einmal mit eigenen Augen sehen zu können.“
Aufgefallen ist dem Sportler des Judo Club Wintger dann auch die Körpersprache der Elite: „Man sah, dass selbst die absoluten Spitzenleute aufgeregter waren als sonst. Sie gingen weniger Risiken bei den Kämpfen ein, als das bei x-beliebigen Turnieren der Fall ist. Das hängt aber sicherlich mit der Bedeutung dieser Wettkämpfe zusammen. Man bekommt eben nur alle vier Jahre die Chance, an Olympischen Spielen teilzunehmen.“
Es ist cool, das zu verfolgen, wenn man bedenkt, dass man kurz zuvor noch neben ihnen auf der Matte standJudoka
Für ihn selbst steht das restliche Programm der Schwergewichtskategorien jetzt im Fokus: „Da ich selbst in der -90-Kilogramm-Klasse antrete, interessiert es mich natürlich besonders, was da so passieren wird. Ich schaue mir genau an, wie sie sich verhalten werden. Auch ihre Trainingsmethoden, ihre Einstellung – all das ist spannend. Ich war vor ein paar Wochen in Porec in Kroatien bei einem Trainingscamp, das als Vorbereitung auf die Europameisterschaften diente. Ein paar dieser Jungs sind auch für Olympia qualifiziert. Es ist cool, das zu verfolgen, wenn man bedenkt, dass man kurz zuvor noch neben ihnen auf der Matte stand. Für mich war dieser Ausflug nach Paris definitiv ein Motivationsschub, der mit sagt, dass ich später auch dazugehören will.“ Nach zwei Wochen Pause kehrte er demnach mit sehr viel Energie zurück nach Luxemburg – und zum Trainingsalltag.
Mordenti hofft auf Los Angeles
Ihr Traum von Olympischen Spielen wäre für Turnerin Céleste Mordenti fast schon in Paris in Erfüllung gegangen. Nicht viel, um genau zu sein gerade mal 0,6 Punkte, fehlten der Kunstturnerin bei der WM im letzten Jahr in Antwerpen, und sie wäre in der französischen Hauptstadt dabei gewesen. Doch die 21-Jährige, die seit zwei Jahren in Amsterdam studiert und auch dort inzwischen ihren Trainingsstandort hat, ließ es sich nicht nehmen, in dieser Woche doch noch etwas Olympia-Luft zu schnuppern. Über das COSL und den luxemburgischen Turnverband FLGym hatte sie das Glück, noch Karten zu ergattern, und konnte somit als Zuschauerin bei der Qualifikation der Damen am Sonntag in den Rängen der Arena in Bercy sitzen. „Es war einfach nur ein tolles Gefühl, doch noch irgendwie dabei sein zu können. Da Olympia so nah an Luxemburg dran ist, war es eine einmalige Chance, diese grandiose Atmosphäre miterleben zu können“, freut sich Luxemburgs derzeit beste Kunstturnerin, die Anfang des Jahres noch einmal deutliche Fortschritte gemacht hat und bei der EM im Frühling in Rimini mit Rang 32 ihr bisher bestes Ergebnis holte. Mit der Arena in Bercy verbindet Mordenti sowieso bereits positive Erinnerungen, durfte sie hier doch schon einmal bei einem Weltcup antreten.
Auch wenn sie ihren Tag in Paris genoss, wurde die 21-Jährige am Ende dann doch etwas nostalgisch, wie sie erklärt: „Vor allem am Abend wurde mir bewusst, dass ich eigentlich auch dort unten hätte stehen können.“ Dennoch freute sich Mordenti vor allem für all die Turnerinnen der kleineren Nationen, die sie bereits längere Zeit kennt: „Es war vor allem schön, zu sehen, wie sie dort geturnt haben und ihren Traum von Olympia leben durften.“ Wie schwer es für Einzelturnerinnen ist, sich für das größte Multisportevent der Welt zu qualifizieren, das weiß die junge Luxemburgerin wohl selbst am besten. Somit beobachtete Mordenti gerade diese ganz genau und freute sich über jede Bestleistung.
Das gibt einem auf jeden Fall die Motivation, für Los Angeles zu trainieren“Turnerin
Und auch wenn sie vielleicht den Wettkampf am Sonntag mit einem weinenden Auge verfolgte, so war ihre Erfahrung auch gleichzeitig neuer Ansporn. „Das gibt einem auf jeden Fall die Motivation, für Los Angeles zu trainieren“, meint die FLGym-Athletin, die gerne in vier Jahren ihren olympischen Traum Realität werden lassen möchte. Einen weiteren Wettbewerb konnte sich die Turnerin nicht mehr ansehen, denn bereits am Montag ging es für Céleste Mordenti in den wohlverdienten Urlaub nach Sizilien, bevor sie im Herbst dann ihr drittes Jahr an der Uni in Amsterdam beginnen wird, wo sie Künstliche Intelligenz studiert. Beeindruckt hat sie vor allem das US-amerikanische Team um Simone Biles und geht davon aus, dass der Topstar ihrer Sportart sich nach dem Mannschaftsgold auch den Titel im Mehrkampf sichern wird. Leid tat es ihr hingegen für die Französinnen, die bei der letzten WM noch Mannschaftsbronze gewonnen hatten, dem Druck am Sonntag aber nicht standhielten und sich nicht für das Team-Finale qualifizieren konnten. „Das war schon sehr traurig.“
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