Judo / Kenza Cossu: „Ich weiß nicht, was mich erwartet“
Es wird sozusagen ein letzter Kraftakt vor der nächsten großen Hürde: Judoka Kenza Cossu wird ihren Fokus nach der Kleinstaaten-Europameisterschaft auf ihr Abschlussjahr legen. Vorher soll in der Coque aber noch die zweite EM-Medaille für die -63-kg-Athletin herausspringen.
Tageblatt: Ein Jahr ist seit Ihrem Vizeeuropameistertitel bei den U18 vergangen. Hat dieser Erfolg Ihren Status verändert?
Kenza Cossu: Bei internationalen Trainingslagern merkt man schon, dass die ausländischen Trainer mich jetzt mit anderen Augen sehen – und mich auf dem Radar haben. Sie fordern ihre Athletinnen dann auf, gegen mich zu kämpfen. Auf nationaler Ebene hat sich meine Rolle auch etwas verändert. Die Trainer erinnern mich jetzt daran, dass ich aufgrund meiner Vorbildfunktion für die jüngeren Jahrgänge immer Vollgas geben muss. Wenn ich müde bin, darf ich nicht nachlassen und damit zeigen, dass mein Titel ein Geschenk war. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich für diese Medaille alles gegeben habe. Manche denken immer noch, dass es nur Glück war. Trotzdem wird Luxemburg bei Judo-Turnieren dadurch anders wahrgenommen.
Wie schwer ist es derzeit für Sie, „Sportlycée“ und Hochleistungssport zu kombinieren?
Ich bin auf einer 1ère C und habe mich gegen ein Splitting-Jahr entschieden. Das bedeutet auch, dass ich beim Judo in den nächsten Monaten kürzertreten muss. Nach den Ferien kommen drei Prüfungen pro Woche auf mich zu. Ich habe mit den Trainern geredet und darum gebeten, nicht mehr jedes Wochenende zu Turnieren zu fahren. Eigentlich wären zum Beispiel innerhalb der nächsten drei Wochen drei Wettkämpfe geplant. Da ich aber jedes Mal abnehmen muss, wäre das kompliziert geworden. Ich habe gemerkt, dass ich in der Schule nicht so konzentriert bin, wenn ich nicht ausreichend trinken kann. In diesem Jahr haben wir mehr Schulstunden und sind dann erst um 16.00 Uhr fertig. Vor meinem Trainingsbeginn um 18 Uhr bleibt nicht viel Zeit zum Lernen. Deshalb muss ich das in Zukunft auch an den Wochenenden machen. Ich werde weiterhin normal trainieren, nur eben weniger Wettkämpfe bestreiten.
Wie sehen die großen Saisonziele aus?
Mein Fokus liegt in diesem Jahr auf dem Abschluss. Ich bin erst gerade zu den Junioren gewechselt. Hätte ich das Jahr aufgeteilt, wäre auch das zweite Juniorenjahr betroffen. Im September möchte ich versuchen, in die Sport-Elitesektion der Armee aufgenommen zu werden und ein Psychologie-Fernstudium zu beginnen. Es handelt sich um ein paar Monate, während deren ich etwas zurückschalten muss. Ich bin aufgrund der Examen schon etwas aufgeregt, obwohl es eigentlich gut ausgehen müsste. Nervöser werde ich dagegen, wenn ich daran denke, dass ich mich vielleicht einer Laser-Operation an den Augen unterziehen muss, um bei der Armee angenommen zu werden.
Welchen Stellenwert haben die Kleinstaaten-Europameisterschaften für Sie?
Da jetzt keine großen Turniere mehr für mich anstehen werden, sind die Kleinstaaten-Europameisterschaften sehr wichtig für mich. Auch die Teilnahme an meinen ersten JPEE im kommenden Jahr steht noch in den Sternen, da in der Woche vor und nach den Spielen die Examen stattfinden.
Wie stark ist die Konkurrenz bei den Junioren?
Der Übergang von der U18 zur U21 war der größte, den ich bislang erlebt habe. Die Unterschiede sind enorm. Bei den Cadets reicht es, entweder technisch oder kräftemäßig überlegen zu sein. Taktik spielt keine so große Rolle. Das ändert sich bei den Junioren. Da wird mit Fehlern gespielt. Kraft und Technik sind ein Muss. Da ich schon seit langer Zeit Krafttraining gemacht habe, ist das kein Problem gewesen, allerdings gibt es taktisch noch ein paar Dinge, die ich lernen muss – wie etwas den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Ich denke, dass es zur Gewohnheit wird, damit man sich diese Fähigkeiten schnell aneignen kann.
Zurück zu der Kleinstaaten-EM. Was erwartet Sie bei diesem Heimturnier?
Es ist schon etwas enttäuschend, dass besonders bei den U18 kein großer Andrang herrscht. Dort gibt es Kategorien, die nur mit zwei oder drei Athleten besetzt sind. Das ist schade. Ich werde bei den Seniorinnen antreten, da es keine Junioren-Kategorien geben wird. Meine drei Gegnerinnen sind also älter und erfahrener. Ich kann überhaupt nichts über sie sagen, da ich nicht weiß, was mich erwartet. Im Internet habe ich überhaupt nichts über sie gefunden. Wir haben uns seit September konkret auf diese EM vorbereitet, mit sehr viel Intervalltraining und intensiven Wochen. Die Trainer wollten, dass uns allen bewusst wird, was ansteht.
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