Karate / Kimberly Nelting: Eine Pause vom Hochleistungssport und ein neuer Karriereplan
Sie hat sich als Weltranglistenerste von der U21-Bühne verabschiedet, nun will Kimberly Nelting andere Wege gehen: Die Luxemburger Karateka hat nach ihrem Europameistertitel eine Pause vom Hochleistungssport eingelegt. Ein Datum für eine Rückkehr auf die Matte gibt es nicht. Wie es ihr mittlerweile geht und wo sie sich ihren Traum von einer Schauspielkarriere erfüllen will, erzählte sie dem Tageblatt.
Ende Dezember 2021: In den sozialen Medien zieht Kimberly Nelting ein beachtliches Fazit. Nach ihrem Junioren-Weltmeistertitel 2017 und einem Platz eins in der Weltrangliste triumphierte sie im August, also vier Jahre später, ebenfalls bei der Kontinentalmeisterschaft. Auch das Kapitel bei den U21 endete vor ein paar Tagen mit einem Platz eins des WKF-Rankings. Doch mit Zahlen und Ranglisten wird sich die FLAM-Athletin in nächster Zukunft nicht beschäftigten: Die inzwischen 21-Jährige brauchte Abstand von Karate, Druck und Wettbewerben.
Eine Erkenntnis, die auf ihr intensives, emotionales und trainingsreiches „gap year“ zurückgeht: „Karate ist nach der Europameisterschaft für mich in den Hintergrund gerückt. Ich wollte auch einmal ein anderes Leben sehen.“ Nach ihrem Abitur 2020 hatte sich die Niederanvenerin ein Jahr lang dem Hochleistungssport gewidmet und erste Schritte im Berufsleben gemacht. Als Ersatzlehrerin in Grundschulen blieb ihr abends reichlich Zeit für tägliche Trainingseinheiten. Doch nach reifer Bedenkzeit merkte die Sportlerin im vergangenen Spätsommer, dass sie diese Kombination auf Dauer nicht glücklich machen würde: „Ich hatte mir fest vorgenommen, während einem Jahr Vollgas zu geben – um eben zu sehen, ob es etwas für mich ist. Es war unheimlich viel Stress und Druck damit verbunden.“
Mitten in den Vorbereitungen auf die Europameisterschaft wurde das Haus meiner Eltern vom Hochwasser beschädigt. Das war zusätzlicher Stress und ich habe gemerkt, dass meine Motivation daraufhin nicht mehr die gleiche war wie in den Jahren zuvor.
Trotz Corona-Pause und Bänderriss am Fuß hatte sich die Luxemburgerin noch einmal zurückgekämpft. Allerdings wurde ihre Entscheidung, kürzerzutreten, im Sommer durch einen weiteren Schicksalsschlag bestärkt: „Mitten in den Vorbereitungen auf die Europameisterschaft wurde das Haus meiner Eltern vom Hochwasser beschädigt. Das war zusätzlicher Stress und ich habe gemerkt, dass meine Motivation daraufhin nicht mehr die gleiche war wie in den Jahren zuvor.“
Demnach stand ihre Wahl, eine längere Pause einzulegen, schon vor ihrem letzten Turnier fest. Selbst für eine Teilnahme bei der WM war die Kraft nicht mehr ausreichend. Vater Ulrich Nelting, Präsident der Karate-Sektion der FLAM, stärkte seiner Tochter in dieser komplizierten Findungsphase stets den Rücken: „Wir hatten lange Gespräche. Er hat gesehen, dass diese letzten Wochen eine harte Zeit für mich waren und ich gelitten habe. Deshalb konnte er meine Entscheidung nachvollziehen.“ Als ihr die EM-Medaille bereits um den Hals baumelte, gab es die nächsten Aussprachen mit ihren Trainern. „Sie haben es akzeptiert, obschon sie es schade fanden. Aber sie unterstützen mich.“
Zahlreiche Opfer
Besonders während ihrer Schulzeit habe sie gemerkt, wie viele Opfer sie für eine Sportlerkarriere bringen musste: „Mit Freunden etwas unternehmen, Party machen oder einfach nur jemanden spontan treffen: Das waren Dinge, die nicht wirklich möglich waren. Es gab kaum Freizeit, denn die ging für Hausaufgaben drauf. Auch beim Essen muss man wegen der Gewichtsklassen aufpassen – und immer früh ins Bett.“ Das bedeutet nicht, dass sie ihren Lebensstil in den vergangenen Wochen komplett umgekrempelt hat, nur sind einige Sachen inzwischen einfacher geworden, wie Nelting erklärt: „Ich bin auch weiterhin gerne zu Hause. Aber ich genieße es, jetzt spontaner sein zu können. Das war früher nie möglich.“
Weitere vier Monate wird sie diese Spontanität noch in Luxemburg genießen können, danach beginnt ein neuer Lebensabschnitt in Berlin: „Das ist wohl die beste Stadt, wenn man eine Schauspielkarriere beginnen will.“ Nebenbei wird die 21-Jährige im April ein Onlinestudium in Psychologie beginnen und weiterhin „für mich selbst etwas Sport machen“.
Noch fehlt ihr das harte Training und der Aufbau vor Turnieren nicht – immerhin sind erst drei Monate seit der EM vergangen. Trotzdem gibt es beim Thema Karate bei Nelting keine Pläne mehr: „Ich will mich absolut nicht mehr unter Druck setzen und erst einmal sehen, wie das andere Leben aussieht.“ Dass dies ein Ende der Karriere sein könnte, ist möglich, aber eben auch nicht: „Es gab schon andere, die mit 24 oder 25 noch mal zurückgekommen sind. Ich setze mir keine Grenzen. Wenn es ein Comeback gibt, ist es gut. Wenn nicht, auch.“
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