Powerlifting / Knappe Kiste, große Gewichte: Landespokal bot Spannung bis zum Ende
SC Hamm 1970 oder Silverbacks? Am Sonntag stand der mit Spannung erwartete direkte Vergleich zwischen Luxemburgs Powerlifting-Mannschaften an. Und der Pokal bot, was er versprochen hatte: Noch nie in der Geschichte des Verbandes PWF ist die „Coupe de Luxembourg“ so hart umkämpft gewesen. Die Zahlen und Highlights im Überblick.
Mannschaftsleistungen
Noch nie in der Vergangenheit hat der Verband bei Kontinentalturnieren so gut vorne mitgemischt und auf die kleine Nation Luxemburg auf sich aufmerksam gemacht. Der Landespokal, erneut vom SC Hamm organisiert, war mit 13 neuen Landesrekorden eine Werbung für den Dreikampfsport. Die Athleten(innen) setzten sich alle tatkräftig ein, um dem eigenen Verein den Pokal zu sichern. Trainer und Betreuer waren gefordert.
Doch Mannschaftswettkämpfe wie der Landespokal zeigen: Er wird nicht nur mit den Besten gewonnen, sondern es gehört schon eine breit gefächerte Mannschaft dazu, um den Sieg davonzutragen. Auch diese Athleten(innen) haben Hausrekorde aufgestellt und waren erneut auf den Tag genau in Bestform: eine Begabung von beiden Mannschaften, die sich anfeuern und herausragende Leistungen erzielen.
Der Verband kann aber nicht nur auf die Athleten, sondern auch auf die wertvollen Beiträge der Betreuer und Helfer zurückgreifen. Die letzte EM aller Altersklassen in Hamm, die sich über zwei Wochen hinzog, war eine Mammut-Veranstaltung, die ein großes Lob vom Europäischen Verband erhielt, aber nur dank eines Stabs von rund 40 Personen zu meistern war. (Guy Basting)
2 Punkte Unterschied: Vor allem bei den Frauen ging es heftig zu und auf beiden Seiten kämpften die Athletinnen um jeden einzelnen Punkt. Das Turnier wurde nach Goodlift Points gewertet, die sowohl die geschaffte Last als auch das eigene Körpergewicht in die Berechnung einfließen lassen. PWF- und Weltverbandspräsident Gast Parage, der nach der WM in Litauen nach Luxemburg zurückgekehrt war, führte durch den Wettkampf und war vor allem über das knappe Ergebnis bei den Damen verblüfft. Mal hatte der SC Hamm einen Vorsprung erzielt, dann holten die Silverbacks auf: Die Waage blieb unaufhörlich in Bewegung. Dabei muss angemerkt werden, dass mit der amtierenden Vize-Europameisterin im Equipped-Bankdrücken, Ankie Timmers, und der international erfahrenen Alba Jurado, beide vom SC Hamm, sowie mit Lara Fischbach auf Silverbacks-Seite, die mehr als das Zweieinhalbfache ihres Körpergewichts im Kreuzheben schafft, einige der eifrigsten Punktesammlerinnen fehlten. Es war also alles möglich. Am Ende konnten sich die Silverbacks mit 286,77 Punkten gegenüber dem SC Hamm mit 284,46 Punkten durchsetzen.
3 Pokale für die Silverbacks: Der Verein aus dem ATC Gym konnte gleich dreimal jubeln und brachte nicht nur den Pokal bei den Damen zum ersten Mal nach Koerich, sondern hatte auch jeweils den besten weiblichen und den besten männlichen Athleten des Turniers ins Rennen geschickt. Im Wettkampf der Männer hieß die Siegermannschaft jedoch Hamm: Die Hauptstädter zogen mit ganzen 397,98 Punkten davon. Dennoch holten die Silverbacks auch hier beachtliche 373,77 Punkte, sodass der Luxemburger Powerlifting-Pokal eine spannende Angelegenheit bleibt.
83,25 bzw. 92,98 Goodlift Points: Nadia Baustert (Silverbacks) wurde mit 83,25 Goodlift Points zur besten Athletin des Turniers gekürt. Statt in der bislang gewohnten 69-kg-Klasse trat sie dieses Mal bei den Frauen bis 63 kg Körpergewicht an und verbesserte gleich zweimal den Landesrekord in der Kniebeuge. Bei den Männern war kein Kraut gegen den vor kurzem aus Italien nach Luxemburg gezogenen Mirco Macchi gewachsen: Der 83-kg-Athlet erzielte ganze 92,98 Goodlift Points.
20 Rekorde an einem Tag: Nicht weniger als 20 neue nationale Bestmarken wurden an diesem Tag aufgestellt, von denen 13 in die Rekordbücher eingingen. Hier stachen vor allem die jungen Athleten aus Hamm, Emma Weydert (-63 kg, Junioren) und Tomás Vicente Santana (-83 kg, Subjunioren), hervor, die jeweils fünf bzw. sieben Rekorde erzielten. Weydert schraubte die neue Bestmarke auf 118 kg im Squat, 61 kg im Bench Press, 150 kg im Deadlift und 329 kg insgesamt hoch, wobei sie gleich zwei Rekorde im Kreuzheben aufstellte. Auch Vicente Santana steuerte einen Rekord nach dem anderen bei: Die neuen Bestleistungen betragen 200 in der Kniebeuge, 140 im Bankdrücken, 220,5 im Kreuzheben und 569,5 insgesamt. Bei den Open-Damen bis 63 kg beträgt nun die Last, die es im Squat zu übertreffen gilt, nach Nadia Bausterts Leistung 142,5 kg. Doch auch der große Beitrag von Najia Bennaoui (SC Hamm), die vor wenigen Monaten ihr Comeback gestartet hat, muss hervorgehoben werden: So hat die +84-kg-Athletin nicht nur ihren eigenen Landesrekord auf 158,5 kg im Squat erhöht, sondern ist auch in den beiden anderen Disziplinen sehr nahe daran, Geschichte zu schreiben. Mit 398,5 kg ist sie denkbar knapp von den 400 kg, die einen neuen Rekord bedeuten würden, entfernt. Unvergessen bleiben wird ihr Versuch von 172,5 kg im Deadlift, bei dem der Athletin die Langhantel in letzter Sekunde aus den Händen glitt. Weitere Rekorde gingen auf das Konto der Hamm-Junioren Ethan Scheepers (-74) mit 214,5 im Kreuzheben und Philippe Parage (+120) mit 290 in der Kniebeuge. Einen Masters-2-Rekord hat Silverbacks-Athlet Matthew Vincent (-105) mit 157,5 im Bankdrücken aufgestellt, während Kevin Nilles in der 74-kg-Open-Klasse die Bestmarke im Deadlift auf 224 kg erhöhte.
4 Neuzugänge: Die Blütezeit, die der Sport Powerlifting in Luxemburg erlebt, führt dazu, dass ständig neue Namen auf den Meldelisten auftauchen. So haben Margault Sacré (Hamm), Jonah Best (Hamm), Konstantinas Brazas (Silverbacks) und Issah Pouanouko (Hamm) ihren ersten Wettkampf für die PWF bestritten und großes Potenzial bewiesen. Haarscharf schrammte Sacré an einem neuen Rekord im Squat in der 69-kg-Klasse vorbei – und dies gleich bei ihrem ersten Turnier. Mit 82,67 Goodlift Points ist Pouanouko bereits eine echte Empfehlung.
2 „parcours sans faute“: Ohne Fehlversuche kommt kaum ein Wettkampf aus und dieses Mal war die Anzahl an „no lifts“ recht hoch. Manche Athleten hatten Schwierigkeiten mit einer spezifischen Disziplin, andere müssen noch am mentalen Aspekt arbeiten. Zwei Athleten gelang jedoch ein „parcours sans faute“: Bela Toth und Ben Feiereisen vom SC Hamm hatten ausschließlich gültige Versuche auf ihrem Konto.
42 Jahre: Mit dem 2009 geborenen Jonah Best ist einer der jüngsten Powerlifter in der Geschichte der PWF an den Start gegangen. Der erst 15-jährige, sehr motivierte Athlet aus Hamm zeigt bereits gute Ansätze. Fast alle seine Versuche waren gültig. Insgesamt 42 Jahre trennen ihn vom ältesten Athleten bei diesem Pokal, dem Masters-2-Rekordhalter Matthew Vincent, was beweist, dass der Sport von vielen unterschiedlichen Alters- und Gewichtsklassen vertreten wird. In Sachen Jugend sei noch zu erwähnen, dass Nationaltrainer Alain Hammang mit einem Trio bei der kommenden Junioren- und Subjunioren-WM antreten möchte: Weydert, Vicente Santana und Parage haben alle die erforderlichen Minima erreicht.
Ergebnisse
Damen Silverbacks:
Emma Castro (-63 kg, Open): 102,5 kg SQ, 50 kg BP, 125 kg DL, 277,5 kg Total
Nadia Baustert (-63): 142,5/80/152,5/375)
Manuela Ewert (-84): 142,5/62,5/155/360
Elyna Weber (-84): 142,5/85/160/387,5
Damen SC Hamm 1970:
Emma Weydert (-63, Junioren): 118/61/150/329
Marina Alexandreas (-69, Open): 105/65/117,5/287,5
Margault Sacré (-69): 130/75/132,5/337,5
Laura Giacomini (+84): 125/57,5/142,5/325
Najia Bennaoui (+84): 158,5/80/160/398,5
Männer SC Hamm 1970:
Jonah Best (-66, Subjunioren): 110/72,5/135/317,5
Tomás Vicente Santana (-83): 200/140/220,5/560,5
Aaron Ferreira (+120): 207,5/137,5/220/565
Ethan Scheepers (-74, Junioren): 162,5/105/214,5/482
Bela Toth (-83): 140/100/182,5/422,5
Daniel Matos Pedroso (-93): 195/107,5/200/502,5
Ben Feiereisen (-93): 192,5/107,5/222,5/522,5
Philippe Parage (+120): 290/160/285/735
Kevin Nilles (-74, Open): 187,5/102,5/224/514
Issah Pouanouko (-105): 235/150/252,5/637,5
Gabriel Ndoja (-120): 265/185/260/710
Männer Silverbacks:
Konstantinas Brazas (-93, Junioren): 190/110/192,5/492,5
Mirco Macchi (-83, Open): 230/155/285/670
Dylan Tavares (-93, Open): 187,5/115/270/572,5
Sebastiano Loconte (-93): 190/130/200/520
Tiziano Gasparro (-105): 212,5/142,5/207,5/562,5
Joao Bomfim (-105, Masters 1): 190/95/207,5/492,5
Matthew Vincent (-105, Masters 2): 80/157,5/135/372,5
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