Leichtathletik / Konstant wie ein Roboter: Patrizia van der Weken über ihre Hallensaison und die WM in Belgrad
Mit drei Athleten hat sich die FLA-Delegation am Mittwoch auf in Richtung Belgrad gemacht, wo von Freitag bis Sonntag die Hallen-WM stattfinden wird. Neben Bob Bertemes und Charel Grethen ist erstmals auch Patrizia van der Weken bei einem Wettkampf auf Weltniveau dabei. Für das Nesthäkchen die Belohnung für eine bemerkenswerte Indoor-Saison.
Sie war die luxemburgische Athletin, auf die sich der Blick in der diesjährigen Hallensaison besonders häufig richtete. Gleich zu Jahresbeginn knackte Patrizia van der Weken die Rekordmarke über 60 Meter, die sie beim gleichen Wettkampf in der Coque gleich noch einmal herunterschrauben konnte. Drei Wochen später folgte auf Kirchberg ein weiterer Rekordlauf. Mit einer Zeit von 7,28 Sekunden schaffte die 22-Jährige bereits früh in der Saison die Norm für die WM in Belgrad. Damit jedoch noch nicht genug: Nur sechs Tage später schlug Patrizia van der Weken in Karlsruhe erneut zu und lief ihre bisher schnellste Zeit von 7,26 Sekunden. Ein Rekord, den sie auch kurz später in Tschechien noch einmal wiederholen konnte. Es ist vor allem eine bemerkenswerte Konstanz, die die Sprinterin des CAPA in den vergangenen Wochen auf die Piste bringen konnte, einen Ausrutscher nach unten gab es nicht. „Meine schlechteste Zeit in diesem Jahr war plus minus meine Bestleistung im vergangenen Jahr“, erklärt die junge Athletin, die verständlicherweise mit ihrer Hallensaison mehr als zufrieden ist. „Mein Trainer (Arnaud Strack, Anm. d. Red.) meinte jedoch, dass ich auf dem Höhepunkt meiner Form durchaus noch etwas schneller hätte sein können“, fügt Van der Weken dann allerdings mit einem leichten Lachen hinzu. Allein diese Erwartungshaltung zeigt, welches Potenzial die erst 22-jährige Landesmeisterin besitzt.
Dass der Knoten 2022 endlich richtig platzte, führt die junge Athletin vor allem auf viel Training im Kraftraum zurück: „Ich habe in den letzten Jahren viel an der Kraft und der Technik gearbeitet, vor allem in diesem Bereich habe ich mich sehr verbessert.“ Eine Entwicklung, die jedoch ihre Zeit brauchte, bis sie auch auf der Bahn und in den Zeiten sichtbar wurde. „Am Anfang konnte ich diese Kraft nicht auf die Bahn umsetzen, sie hat mich eher gebremst.“ Es sind viele kleine Details, die laut der Sprinterin zusammenkommen und inzwischen gut passen. So spult sie ihre Läufe derzeit fast schon so konstant wie ein Roboter herunter. „Überall kann ich aber noch etwas feilen, Luft nach oben gibt es auf jeden Fall.“ Auch der mentale Bereich spielt laut Van der Weken, die sich kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie mit Verletzungen herumplagen musste, dabei eine wichtige Rolle: „Aktuell habe ich einfach dieses Gefühl, das passt. Ich weiß, wie ich mit allem umgehen muss. Das ist auch etwas, das man erst einmal lernen muss.“
„Ein absoluter Bonus“
Dass sie sich am Ende der Indoor-Saison in Richtung Weltmeisterschaft aufmachen würde, das hatte sie so Anfang 2022 allerdings nicht wirklich auf dem Plan. „Es war nicht der absolute Fokus und so war es für mich auch nicht so einfach zu planen, damit ich für die WM jetzt noch eine gewisse Form habe.“ Dennoch ist es die Belohnung für eine starke Hallensaison und Patrizia van der Weken will das Beste daraus machen: „Es ist für mich ein absoluter Bonus, dabei sein zu können. Ich fahre vor allem dahin, um Erfahrung zu sammeln.“ Denn bei einer WM im Seniors-Bereich war die 22-jährige Athletin bisher noch nicht dabei. In der Meldeliste steht Patrizia van der Weken mit ihrer Zeit derzeit auf Rang 27 unter 49 Sprinterinnen, die die 60 Meter in Angriff nehmen werden. Dass sie mit Bob Bertemes und Charel Grethen zwei Routiniers an ihrer Seite haben wird, freut die junge Sprinterin dabei sehr: „Vielleicht können sie mir ja den einen oder anderen Tipp geben“, meint sie lächelnd.
Es ist für mich ein absoluter Bonus, dabei sein zu können. Ich fahre vor allem dahin, um Erfahrung zu sammeln.über die WM in Belgrad
Es ist gleichzeitig auch eine Rekordzahl an luxemburgischen Teilnehmern bei einer Hallen-WM. Mit den beiden Hürden-Sprintern Victoria Rausch und François Grailet waren zwei weitere FLA-Athleten nah an der Qualifikation für die WM in Belgrad dran. Ein Zeichen dafür, dass die luxemburgische Leichtathletik derzeit einen großen Schritt nach vorne macht. So hat Patrizia van der Weken, nach sechs Jahren im Promotionskader, in diesem Jahr zudem den Sprung in den Elitekader des COSL geschafft. Für die 22-Jährige eine wichtige Bestätigung: „Es zeigt mir, dass das COSL an mich und mein Projekt glaubt. Der Elitekader öffnet neue Türen, vor allem, wenn es um internationale Wettkämpfe geht.“
Dass die Verantwortlichen ihren Namen auch für Olympia 2024 in Paris ins Gespräch bringen, zeigt ihr ebenfalls, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hat – eine weitere Motivation demnach: „2024 bin ich 24 Jahre alt und in einem Alter, in dem ich so etwas durchaus schaffen kann. Wenn so eine Aussage von Leuten kommt, die sich so gut auskennen, spornt das natürlich zusätzlich an.“
Weitere Höhepunkte im Sommer
Und so ist der Blick auch schon direkt in Richtung Sommersaison gerichtet. Und nach der WM in Belgrad wird es für Patrizia van der Weken somit auch schon schnell weiter Richtung Lehrgang ins Ausland gehen. Im letzten Sommer stellte die Sprinterin mit 11.50 Sekunden auch über hundert Meter eine neue luxemburgische Rekordmarke auf. An dieser möchte Van der Weken am liebsten auch im Sommer 2022 kratzen. Mit der EM in München und der WM in Eugene (USA) stehen zudem zwei große internationale Höhepunkte auf dem Programm. „Beides ist natürlich ein Ziel. Für die WM wäre ich derzeit die Erste, die sich aufgrund der Punkte qualifizieren würde.“
Demnach wird es für Patrizia van der Weken in den kommenden Monaten auch darum gehen, viele Punkte zu sammeln: „Der Winter ist ja eigentlich die Vorbereitung für die Außensaison“, meint sie zum Abschluss des Gesprächs. Sollte Patrizia van der Weken dort so weitermachen wie in den ersten drei Monaten 2022, dann dürfte noch so mancher Rekord purzeln.
Das Programm
Hallen-WM in Belgrad:
Patrizia van der Weken (60 Meter):
Freitag, 18. März:
10.15: Vorläufe
18.10: Halbfinale
20.55: Finale
Bob Bertemes (Kugelstoßen):
Samstag, 19. März:
19.40: Finale
Charel Grethen (1.500 Meter):
Samstag, 19. März:
12.15: Vorläufe
Sonntag, 20. März:
18.35: Finale
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