Fußball-Europameisterschaft / Kritik an „kriminellen“ Bierpreisen in den Stadien
Ein kühles Bier zum Fußball, das ist in Stadien und Fanzonen der EM ein sehr teurer Spaß. Fanvertreter üben Kritik, auch international hat es sich herumgesprochen.
Das „Glück Auf Brauhaus“ hat die Zeichen der Zeit erkannt. Bloß 20 Minuten sind es zu Fuß zur Schalker Arena, und in den Tagen der EM soll Laufkundschaft aus ganz Europa diese kleine Eckkneipe finden – also haben die Inhaber sie temporär umgetauft. „Closest Pub at the Stadium“, dieser sperrigec, aber zweckmäßige Name ist nun überall zu lesen, über dem Eingang, bei Google und auch bei Social Media.
Die EM ist eben auch für die lokale Gastronomie eine große Chance, das gilt umso mehr, weil die gute alte Kneipe nebenan gerade eine Art Gegengewicht bildet – die Bierpreise in den Stadien und den offiziellen Fanzonen nämlich sorgen für reichlich Kritik.
„Die Welt war wohl mal zu Gast bei Freunden, das ist wohl nicht mehr der Fall, wenn man sich diese Preise anschaut“, sagt Fanvertreter Thomas Kessen von der Vereinigung „Unsere Kurve“ im Gespräch mit dem SID. Bis zu sieben Euro sind es für ein Bier, fünf Euro für ein Wasser, „das entbehrt jeder Grundlage“.
Es ist nun keine Überraschung und auch keine Neuigkeit mehr, dass die Preisgestaltung innerhalb der UEFA-Zonen eine andere ist als außerhalb. „Wer ins Stadion oder die Fanzone geht, weiß von vornherein, dass das ein Kommerzfest ist, das muss man wollen, da wird man eben ausgenommen“, sagt Kessen. Richtiger werde es dadurch aber nicht: „Nicht nur diejenigen, die sich ein 6,50-Euro-Bier leisten können, sind Teil des Fußballs. Es sind alle Teil des Fußballs, und es sind vor allem alle Teil der Gesellschaft.“
Und auch die internationalen Gäste machten schon früh im Turnier ihre Erfahrungen, die englische Boulevardpresse etwa empörte sich stellvertretend für das reisende Fußballvolk. „Die Fans sagen ‚Autsch‘, wenn sie die Bierpreise entdecken“, schrieb die Sun, und der Mirror berichtete von „erstaunlichen“ Kosten: „Menschen aus London mögen diese Preise bekannt vorkommen, für alle anderen sind sie kriminell.“
Doch es gibt ja durchaus beliebte Lösungen, und das war am ersten Wochenende der EM nicht nur am „Glück Auf Brauhaus“ zu beobachten, auch in Düsseldorf, Köln, München oder Stuttgart. „Es zwingt einen niemand, in die Fanzone zu gehen“, sagt Kessen dazu, „man kann das Spiel auch in der Kneipe gegenüber verfolgen. Da wird es auf jeden Fall günstiger.“ (SID)
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