ING Night Marathon / Laufen ist ihr Element: Shefi Xhaferaj möchte wieder beste Luxemburgerin werden
Wenn am Samstag um 19 Uhr der Startschuss zur 16. Auflage des ING Night Marathon fällt, dann möchte Shefi Xhaferaj wieder vorne mit dabei sein. Die 40-Jährige holte letztes Jahr den vierten Gesamtrang bei den Damen. Klappt es dieses Jahr vielleicht sogar mit dem Podium?
Sie ist bekannt für die ganz harten Rennen: Shefi Xhaferaj fühlt sich auf den schwierigen Strecken der Großregion zu Hause, ist vor allem in der Trail-Szene alles andere als unbekannt. Im April gewann sie so etwa die Grand-Ducale beim hauptstädtischen DKV Urban Trail, die mit 34 Kilometern längste Strecke dieses Events, und dies mit einem souveränen Vorsprung von 13 Minuten auf die restliche Damen-Konkurrenz. Die 40-Jährige ist auch die aktuelle luxemburgische Meisterin über die lange Distanz. Ultra-Rennen über 70 oder 100 Kilometer ist sie gewohnt. Doch auch auf den gängigeren Strecken sieht man die stets gut gelaunte Läuferin in den letzten Monaten immer häufiger. So beendete Xhaferaj im letzten Herbst beim Escher Kulturlaf den Halbmarathon-Parcours als erste Frau oder gewann in diesem Jahr auch schon den Nordstad-Semi in Diekirch. Im Winter versuchte sie sich zudem bei den nationalen Cross-Rennen. „Laufen macht mir einfach Spaß“, gibt sie schmunzelnd zu.
2022 machte Shefi Xhaferaj auch beim ING Night Marathon auf sich aufmerksam, es war das zweite Mal, dass sie sich in der Hauptstadt versuchte. Damals peilte sie eine Zeit von 3:15 Stunden an, beendete den Parcours schließlich in 3:07:01 und war damit hinter zwei Kenianerinnen und einer Britin die vierte Dame, die ins Ziel in der Luxexpo einlief und damit auch die beste Luxemburgerin. Dabei startete sie im letzten Jahr noch nicht einmal aus dem ersten Block, wie sich Xhaferaj mit einem Lachen erinnert: „Ich musste aus Block B loslaufen, war auch etwas später dran und da ließ man mich dann auch nicht mehr an den Anfang dieses Blocks vorrücken.“ Dies hat sich zwölf Monate später komplett geändert. Denn für Organisator Erich François ist die 40-Jährige die große Favoritin bei den Luxemburgerinnen, der er sogar Chancen auf einen Podiumsplatz zutraut. Denn wie im letzten Jahr haben die Organisatoren auch 2023 darauf verzichtet, internationale Topathleten für ihr Rennen zu verpflichten. „Man weiß nie“, meint sie darauf angesprochen. „Ich möchte schon gerne schneller laufen als im letzten Jahr.“
Die Schnelligkeit trainiert
Und während sich andere Läufer über die Schwierigkeiten des Hauptstadtmarathons beklagen, ist er für Shefi Xhaferaj eigentlich noch nicht schwer genug, wie sie lachend zugibt: „Ich bin kein Mensch, der gerne flache Strecken läuft, deshalb bietet der ING mit seinen kleinen Bergauf- und Bergabpassagen eigentlich alles, was ich mag. Der flache Parcours in Frankfurt ist für mich vergleichsweise eher langweilig.“ Auch wenn sie hier im Oktober schon die Drei-Stunden-Grenze knacken konnte. Ein konstant schnelles Tempo zu laufen, ist dann bei den Straßenrennen auch ihr größtes Problem. So suchte sich Xhaferaj auch extra einen Trainer, um gerade diesen Punkt zu verbessern, und ist in der Person von Claude Schmit fündig geworden. „Er hat mir wirklich geholfen, schneller zu werden. Die langen Distanzen habe ich im Blut, da kommt das Mentale viel mehr ins Spiel. Doch während 20 Kilometern eine Zeit von vier bis viereinhalb Minuten zu laufen, das ist hart.“
Ich bin kein Mensch, der gerne flache Strecken läuft, deshalb bietet der ING mit seinen kleinen Bergauf- und Bergabpassagen eigentlich alles, was ich mag
Mit dem vierten Platz beim Hauptstadtmarathon im letzten Jahr hatte sie derweil überhaupt nicht gerechnet. „Ich dachte nur Wow … Ich kann mich noch erinnern, als auf der Passage, als sich die Strecken trennten, auf einmal ein Fahrradfahrer zu mir fuhr. Ich dachte mir nur, was macht er hier neben mir? Habe ihm zugerufen, dass er nach vorne fahren soll, doch er meinte nur, dass er bei mir bleiben müsse.“ Zu diesem Zeitpunkt war Xhaferaj dann klar, dass sie die erste Luxemburgerin im Rennen war.
Für Samstag ist die 40-Jährige jedenfalls positiv gestimmt. „Ich bin fit und wenn ich ein Rennen laufe, dann möchte ich auch gerne gewinnen oder meine Zeit verbessern.“ Und spätestens wenn um 19 Uhr der Startschuss fällt, dann ist die 40-Jährige wieder voll in ihrem Element. „Dann bin ich in einer Blase, dann ist es auch egal, ob zehn oder 13.000 Menschen mitlaufen.“
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