Bogenschießen / Mariya Shkolna: Warum die Spiele in Krakau für die Neu-Luxemburgerin auch ein Heimspiel sind
Die European Games in Krakau haben für Bogenschützin Mariya Shkolna aus zwei Gründen eine besondere Bedeutung. Es ist der erste große Wettbewerb der 25-Jährigen als Luxemburgerin – in einer Stadt, in der sie während drei Jahren gelebt hat. In Polen hat sie eine Medaille ins Visier ihres Bogens gefasst.
Tageblatt: Mariya Shkolna, Sie stehen aktuell bei fast jedem Wettbewerb, an dem Sie teilnehmen, im Finale. Was ist das Geheimnis hinter Ihrem Erfolg?
Mariya Shkolna: Es gibt kein Geheimnis. Es stecken viele Stunden Training mit meinen Trainern dahinter. Ich würde sagen, es ist eine Teamleistung. Im Moment läuft es einfach richtig gut. Ich bin sehr konstant. Ich arbeite daran, dass diese Konstanz bleibt – das ist mein Hauptziel. Es ist immer noch ein „work in progress“, aber ja, es läuft gut.
Seit ein paar Monaten arbeitet die luxemburgische Mannschaft mit dem kroatischen Trainer Dubravko Buden zusammen. Spielt das eine Rolle?
Ja, klar. Dubravko kommt einmal im Monat zu uns und gibt uns technische Ratschläge und Tipps für die Feinabstimmung. Er hilft mir und jedem im Team sehr weiter, mit seinen mehr als 30 Jahren Erfahrung im Bogenschießen. Er ist ein Teil von den guten Leistungen. Er wird Jeff (Henckels) und mich auch bei den Europaspielen begleiten.
Mit welchen Erwartungen treten Sie bei den European Games an?
Ich habe große Erwartungen an die European Games. Ich hoffe, dass alles glattläuft. Ich will nicht sagen, dass der Wettbewerb sicher ein Erfolg wird, denn das weiß man nie so genau, bis der Tag selbst gekommen ist. Aber ich habe große Hoffnungen und würde sagen: Wenn die Sterne gut stehen, wird es gut laufen. Man hat nicht alles selbst unter Kontrolle, aber ich werde alles tun, was ich kann, damit es genauso gut oder sogar noch besser läuft als meine bisherige Saison.
Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenz in Krakau ein?
Es werden 16 Compound-Frauen dabei sein. Ich kenne sie eigentlich fast alle, denn wir haben alle schon mindestens einmal gegeneinander geschossen. Die europäischen Coumpound-Frauen haben zurzeit ein sehr hohes Niveau. Es wird daher sicherlich kein einfaches Turnier. Es sind neben mir drei weitere Schützinnen aus den Top Ten, Top 15 des Worldrankings am Start. Ungefähr zehn weitere gehören zu den Top 30, daher rechne ich mit einem harten und ausgeglichenen Wettbewerb. Wie es läuft, wird auch an der Tagesform hängen.
Es wird Ihr erster großer Wettkampf als Luxemburgerin sein …
Ja, ich habe den luxemburgischen Pass erst vor einem knappen Monat erhalten. Es war zeitlich sehr knapp, aber ich habe die Nationalität gerade noch rechtzeitig für die Europaspiele bekommen.
Waren Sie während der Wartezeit besorgt, dass Sie den luxemburgischen Pass nicht mehr rechtzeitig für Krakau bekommen würden?
Angst, dass ich die Staatsbürgerschaft nicht zur Zeit erhalte, hatte ich nicht. Das ist das Leben. Solche Dinge passieren. Es gibt auch noch andere Wettbewerbe, die wichtig sind. Wir hatten aber schon angefangen, die jungen Athletinnen vorzubereiten, sodass sie eventuell einspringen könnten. Lea (Tonus) und auch Kenza (Pop), wenn sie gerade nicht verletzt wäre, hätten mich ersetzen können. Ich habe in letzter Zeit daher viel mehr mit Lea trainiert, sodass sie auf jeden Fall bereit gewesen wäre. Es wäre nämlich sehr schade gewesen, wenn niemand von uns teilgenommen hätte. Für sie wäre es auch eine tolle Erfahrung geworden – jetzt muss sie aber noch ein bisschen warten.
Wie fühlen Sie sich vor Ihrem ersten Wettkampf als Luxemburgerin?
Es ist eine sehr aufregende Zeit für mich. Ich freue mich darauf, die anderen luxemburgischen Teammitglieder besser kennenzulernen, aber auch darauf, die luxemburgischen Farben bei so einem großen Event vertreten zu dürfen.
Sie haben in Krakau studiert. Freuen Sie sich darauf, dorthin zurückzukehren?
Ja, sehr. Ich habe drei Jahre dort verbracht und „physical education“ studiert. Einige der Wettkämpfe finden auf dem Campus statt, wo ich meine Studienzeit verbracht habe. Auch das Bogenschießen findet in dem „Archery-Club“ statt, in dem ich während dieser Zeit trainiert habe.
Der Wettbewerb bei den European Games wird demnach wie ein Heimspiel für Sie sein …
Ich erinnere mich gut an den Platz, aber ich würde nicht sagen, dass das ein Vorteil ist. Es gibt mir sicherlich Vertrauen, alles zu kennen. Aber das Wetter kann zum Beispiel jederzeit wechseln. Man weiß nicht, ob es ruhig oder windig sein wird. Man kann sich nicht spezifisch darauf vorbereiten. Daher würde ich sagen: Es wird sich wie ein Heimspiel anfühlen, was aber nicht wirklich eine Rolle spielen wird.
Was sind Ihre Erinnerungen an die Stadt?
Es ist eine schöne touristische Stadt. Es gibt neben dem Bogenschießen und Andere-Sportarten-Schauen viele Dinge, die man dort machen kann (lacht). Ich habe sehr gerne in Krakau gelebt und ich denke, auch die anderen aus dem Team werden sich dort wohlfühlen. Es ist wirklich eine schöne Stadt. Ich denke, man sollte den Wawel unbedingt sehen (ein Hügel aus Kalkfelsen, der sich im Zentrum Krakaus erhebt; auf ihm befinden sich eine Burganlage sowie die Krakauer Kathedrale, unter dem Hügel befinden sich Höhlen, wo einer Legende nach früher ein Drache gelebt haben soll; Anm. d. Red.).
Erster Einsatz am Freitag
Der Wettbewerb der Bogenschützen beginnt am Freitag mit der Qualifikation. Bei den Compound-Frauen ist die Konkurrenz groß – Mariya Shkolna bekommt es unter anderem mit der britische Nummer eins der Welt, Ella Gibson, zu tun oder auch der Nummer fünf Sarah Prieels (Belgien). Bei den Recurve-Herren triff Jeff Henckels unter anderem auf den spanischen Weltranglistenvierten Miguel Alvarino Garcia.
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