Radsport / Mats Wenzel vor seinem ersten Rennen als Profi am Freitag: „Ich weiß, dass ich das Niveau habe“
Mats Wenzel wird in diesem Jahr in seine erste Profi-Saison gehen. Der 22-Jährige ist Teil des spanischen Zweitliga-Teams Kern-Pharma, das insgesamt 22 Radsportler zu seinem Kader zählt. Wenzel ist dabei neben dem Kolumbianer Ivan Ramiro Sosa der Einzige, der kein spanischer Landsmann ist. Vor seinem ersten Rennen am Freitag spricht Wenzel mit dem Tageblatt über die „Siesta“, die Vuelta und was er in diesem Jahr vorhat.
Tageblatt: Mats Wenzel, Flamenco, Siesta oder Paella? Was gefällt Ihnen am besten?
Mats Wenzel: Siesta (lacht). Paella mag ich nicht so wegen der Meeresfrüchte. Aber eine Siesta tut immer gut. Vor einer Trainingseinheit, um mal runterzukommen. Es wird hier immer ziemlich spät gegessen, da muss ich mich noch dran gewöhnen. Sie leben wirklich den spanischen „Lifestyle“. Mittagessen gibt es spät und auch abends wird erst gegen 21 Uhr gegessen. Ansonsten komme ich gut klar. Ich stehe noch am Anfang, aber ich fühle mich sehr wohl.
Sie sind der einzige Fahrer im Team, der kein Spanisch spricht (von 22 Fahrern im Kader sind 20 Spanier, einer aus Kolumbien und einer aus Luxemburg). Wie kommunizieren Sie?
Ich muss mein Spanisch noch verbessern. Momentan versuche ich, mir mit Apps auf dem Handy die Sprache selbst beizubringen. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber das Team ist sehr hilfsbereit. Diejenigen, die Englisch können, sprechen Englisch mit mir. Andere können Französisch. Und wenn wir uns nicht verstehen, dann hilft der Google-Übersetzer (lacht). Bis jetzt ist es mir aber noch nicht aufgefallen, dass ich der Einzige bin, der die Sprache nicht richtig beherrscht. Wir haben die Gemeinsamkeit, dass wir alle Radfahrer sind, das verbindet. Manchmal kann ich nicht mitreden, das ist aber nicht schlimm. Dann kann ich in Ruhe essen (lacht).
Eine andere Neuigkeit ist das Material. Wie kommen Sie damit klar?
Wir fahren Giant-Räder. Das sind die gleichen Räder, die ich bei Leopard für zwei Jahre gefahren bin, nur dass wir hier Scheibenbremsen fahren. Ich mag die Räder. Sie sind schnell, leicht und ich fühle mich wirklich gut drauf. Die Kleidung ist auch super. Für mich war es einfach, mich wieder daran zu gewöhnen.
Wie lief die Vorbereitung auf die neue Saison ab?
Das erste Kennenlernen mit dem Team war Anfang November. Da sind wir ein wenig Rad gefahren, hatten ein paar Meetings und haben Teambuilding gemacht, wir waren zum Beispiel Paintball spielen. Das hat mir einen ersten guten Eindruck verschafft. Im Dezember waren wir dann eine Woche im gemeinsamen Trainingslager bei Malaga. Da habe ich gemerkt, dass das Team mir vertraut und mich wertschätzt. Ich war einer derjenigen, die das neue Material testen durften. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben und einen Extra-Schub Motivation. Ich war dann ab Mitte Dezember bis vor ein paar Tagen in Luxemburg und habe hier das gute Wetter genossen (lacht). Es gab ein paar Tage, an denen es geschneit hat, da musste ich das Training anpassen. Im Großen und Ganzen konnte ich aber fast 100 Prozent des geplanten Trainings durchziehen. Ich habe auch bei niedrigen Temperaturen ernsthaft gearbeitet. Gegen Ende habe ich mich leicht erkältet. Das ist ein kleiner Schritt zurück, aber auch nicht schlimm.
Am Freitag fahren Sie Ihr erstes Rennen. Beeinträchtigt Sie die Erkältung?
Es ist wirklich nicht dramatisch. Vielleicht hört man noch ein wenig, dass meine Nase zu ist. Aber vielleicht erwische ich einen guten Tag. Vielleicht auch nicht. Die Strecke gefällt mir auf jeden Fall, mit zwei Anstiegen gegen Ende des Rennens.
Es ist Ihr erstes Rennen in einem Profi-Team. Sind Sie nervös?
Momentan noch gar nicht, aber das kommt sicher noch. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich bald mein erstes Rennen als Profi fahre. Aber ich freue mich. Ich weiß, dass ich das Niveau habe. Es ist ein 1.2-Rennen, aber das Feld ist dafür ziemlich gut besetzt. Es wird dennoch ein niedrigeres Niveau haben als das, was wir sonst in der Saison fahren werden.
Wie sieht Ihr Rennprogramm aus?
Ich werde nun einige Rennen in Spanien fahren (siehe Infobox). Ende Februar fahre ich noch das Gran Camiño (2.1/die letzten beiden Ausgaben gewann Jonas Vingegaard), dann steht vielleicht die Volta Ciclista a Catalunya (2.UWT) im März an. Das wäre das erste große WorldTour-Rennen.
Letztes Jahr ist Ihr Team große WorldTour-Rennen wie Liège-Bastogne-Liège oder die Vuelta (mit drei Etappensiegen) gefahren. Werden Sie bei solchen Rennen dabei sein?
Ich habe mir am Anfang des Jahres gesagt, dass ich froh bin, wenn ich bei einem dieser beiden Rennen dabei sein könnte. Für Liège haben wir noch keine Informationen, da wissen wir noch gar nicht, ob wir eingeladen werden. Die Einladungen für die Vuelta werden im Februar vergeben. Ich denke aber, dass das nach der Leistung aus dem letzten Jahr für unser Team kein Problem sein dürfte. Mal schauen. Aber einer der Hauptgründe, warum ich hierhergekommen bin, ist das attraktive Programm. Ich werde hier meine Chancen bekommen, die ich woanders nicht bekommen hätte.
Das bedeutet, dass Sie auch Resultate einfahren werden?
Jeder Radsportler, der für das Team fährt, sagt, dass hier jeder seine Chance bekommt. Ich möchte aber insgesamt noch mal einen Schritt in meiner Entwicklung machen und mein Niveau verbessern. Man braucht dann auch Glück, um ein gutes Ergebnis einzufahren. Gerade am Anfang der Saison ist es immer sehr schwer. Man kann das Glück aber auch suchen gehen. Ich will in jedem Rennen etwas probieren – aber wenn ich helfen muss, dann werde ich auch helfen. Ich will einfach Rennen fahren, mich verbessern und das eine oder andere Resultat einfahren. Mal schauen, was möglich ist.
Im Überblick
Mats Wenzels Programm in den kommenden Wochen:
24. Januar: Classica Camp de Morvedre (1.2)
26. Januar: Clássica Comunitat Valenciana (1.1)
29. Januar: Trofeo Calvià (1.1)
30. Januar: Trofeo Ses Salines (1.1)
31. Januar: Trofeo Serra Tramuntana (1.1)
1. Februar: Trofeo Andratx – Pollença (1.1)
2. Februar: Trofeo Palma (1.1)
5. Februar: Volta a la Comunitat Valenciana (2. Pro)
15. Februar: Vuelta a la Región de Murcia „Costa Cálida“ (1.1)
17. Februar: Clásica Jaén (1.1)
26. Februar – 2. März: O Gran Camiño (2.1)
24.-30. März: Volta Ciclista a Catalunya (2. UWT) (?)
- Erster Sieg in Spanien: Perfekter Saisoneinstand für Kern-Pharma und Wenzel - 24. Januar 2025.
- Luxemburgerin Marie Schreiber beim Weltcup-Abschlusswochenende in Maasmechelen und Hoogerheide - 24. Januar 2025.
- Mats Wenzel vor seinem ersten Rennen als Profi am Freitag: „Ich weiß, dass ich das Niveau habe“ - 23. Januar 2025.
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