Achtelfinale / Mbappé beim Bowling: Frankreich zwischen Offensivschwäche und Politik
Im Achtelfinalduell mit Belgien hofft Frankreich auf eine dringend benötigte Leistungssteigerung. Neben der bislang harmlosen Offensive sorgt aber weiterhin die Politik für Gesprächsstoff.
Kylian Mbappé schob erst mal eine ruhige Kugel. Fernab von fußballerischer Tristesse und politischen Diskussionen vergnügte sich der Kapitän der französischen Nationalmannschaft mit seinen Teamkollegen bei einem Ausflug nach Paderborn – beim Bowling versuchte der künftige Stürmerstar von Real Madrid, seine Treffsicherheit zurückzuerlangen. Schließlich hat die harmlose Offensive der „Equipe Tricolore“ bei der EM bislang für reichlich Gesprächsstoff gesorgt – wenn denn nicht gerade mal wieder die Politik im Mittelpunkt stand.
Die angespannte Lage in der Heimat ist angesichts der ersten Runde der vorgezogenen Parlamentswahlen am Sonntag auch im französischen Teamquartier in Bad Lippspringe Dauerthema. Auch vor dem wegweisenden Achtelfinalduell mit Belgien am Montag (18.00 Uhr) vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Spieler Stellung bezieht.
„Wir können die Macht nicht bestimmten Leuten überlassen, die die Menschen spalten wollen“, sagte nun etwa Ibrahima Konaté: „Vielfalt in Frankreich ist unsere Stärke.“ Man müsse „unter allen Umständen“ zusammenhalten. „Das Leben ist schön, aber kurz, deshalb müssen wir es gemeinsam genießen, ohne uns zu spalten“, forderte der Innenverteidiger des FC Liverpool – genau wie seine zahlreichen Vorredner.
Vor Rechtsruck gewarnt
Mbappé, Marcus Thuram, Aurélien Tchouaméni – sie alle hatten vor den Folgen des Rechtsrucks gewarnt. Auch Konaté dürfte wohl kaum der Letzte gewesen sein, das Thema wird die Franzosen mindestens bis zum entscheidenden zweiten Wahlgang am 7. Juli begleiten. Zumindest, wenn sie am Montag gegen Belgien bestehen. Dafür muss die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps aber die in der Gruppenphase offensichtlichen Defizite überkommen.
Im Anschluss an das 1:1 gegen Polen waren in der „Grande Nation“ die Diskussionen um die harmlose Offensive entbrannt. Nur ein Sieg und zwei Tore stehen bislang zu Buche: Mbappés EM-Premierentreffer per Foulelfmeter gegen Polen sowie das Eigentor des Österreichers Maximilian Wöber in der Auftaktpartie (1:0). Ein „eigener“ EM-Treffer aus dem Spiel heraus gelang Deschamps Team zuletzt beim Achtelfinal-Aus 2021 gegen die Schweiz.
Wir sind hier, um Teil der besten Mannschaften zu seinNationaltrainer Belgiens
Gegen Belgien ist demnach eine deutliche Leistungssteigerung nötig. Jedoch ist auch der ewige Geheimfavorit nicht gut drauf, die lautstarken Pfiffe der Fans nach dem letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine hallen noch immer nach.
Und doch sieht Domenico Tedesco seine Roten Teufel für den Achtelfinal-Kracher gerüstet. „Wir sind hier, um Teil der besten Mannschaften zu sein“, hatte der deutsche Trainer schon nach dem 0:0 gegen die Ukraine gesagt: „Das sind die Spiele, auf die wir uns freuen. Alles ist möglich. Wir können alle herausfordern. Wir sind bereit.“
Ähnlich sehen es wohl auch die Franzosen – trotz ihrer Offensivprobleme. Er habe „volles Vertrauen in unsere Stürmer“, betonte etwa Mittelfeldspieler Eduardo Camavinga. Torchancen gab es in der Tat auch gegen Polen, einzig die Treffsicherheit ließ zu wünschen übrig. Aber dafür war Mbappé ja in Paderborn beim Bowling.
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