Im Schatten der EURO / Messis Abschlussball? Copa America startet
Titelverteidiger Argentinien eröffnet das älteste Nationenturnier der Welt in der Nacht zum Freitag. Dabei dreht sich alles um Weltmeister Lionel Messi.
Lionel Messi rührt seit Tagen die Werbetrommel für die Copa America. „Natürlich ist die EURO ein wichtiger Wettbewerb. Aber außen vor bleiben der dreimalige Weltmeister Argentinien. Brasilien, fünfmal WM-Champion. Und Uruguay, zweimal Weltmeister“, sagt die Galionsfigur des Donnerstag (20 Uhr Ortszeit) in den USA startenden ältesten Fußball-Nationenturniers der Welt.
Wenn der 36-Jährige in Atlanta gegen Kanada den Auftakt für Südamerikas Giganten macht, ist es 2 Uhr nachts in Mitteleuropa. Bis zum 14. Juli, Finaltag bei beiden Turnieren, legt Europa völlig losgelöst vor, Amerika hebt unserer Zeit immer erst nach Mitternacht ab.
Umso wichtiger ist Messi. Der Weltmeister krempelt seit Juni 2023 seinen neuen Arbeitgeber Inter Miami mit explodierenden Zahlen in sozialen Netzwerken und bei der globalen Vermarktung um, päppelt die US-Liga MLS in Sachen Pay-TV- und Stadion-Zuschauer auf, dribbelt mit dem Verkauf seines rosa Miami-Trikots mit der Rückennummer 10 gar gegen Amerikas Topligen NBA und NFL an.
Wie lange schwebt der achtmalige Weltfußballer noch schwerelos? „Ich bin noch nicht bereit, den Fußball zu verlassen. Ich bin mir aber bewusst, dass immer weniger bis dahin fehlt“, sagt Messi, der nach längerer Verletzungspause zuletzt in zwölf Spielen elf Treffer erzielte und zehn Torvorlagen gab. Dennoch: Es ist schon seine siebte Copa (Rekord), jedoch die erste als Titelverteidiger.
Auch für andere Heroen könnte das Turnier der Abschlussball sein. Landsmann Angel Di Maria (36) hat schon angekündigt: „Das war’s.“ Luis Suarez (37) musste sich im Erneuerungsprozess Uruguays anpassen, um neben Jungstars wie Darwin Núñez (FC Liverpool) oder Federico Valverde (Real Madrid) noch Platz zu finden. Suarez’ kongenialer Sturmpartner, Edinson Cavani, hat das Kapitel „Selección“ schon zugeschlagen.
Während auch Kolumbiens Idol James Rodriguez (32), der als Torschützenkönig der WM 2014 weder bei Real Madrid noch bei Bayern München Konstanz bewies, oder Paolo Guerrero (40), Perus „Krieger“ an der Isar und an Hamburgs Alster, noch einmal glänzen wollen, drängen neue Talente in den Vordergrund.
Allen voran Endrick. In Brasilien vergleichen sie den 17-Jährigen, der in seinen ersten sechs Länderspielen drei Tore erzielt hat, mit der Legende Pelé. Vinicius Junior (23), Sturmpartner in der „Seleção“ und bald auch bei Champions-League-Sieger Real Madrid, schielt sogar Richtung EURO, wo seine Konkurrenten im Kampf um die Weltfußballer-Krone spielen.
Trotz später Stunde: Ein Blick über den Teich lohnt sich. Weil diesmal neben den zehn Südamerikanern auch sechs Teams aus dem nördlichen Concacaf-Verband an den Start gehen. Weil die USA auch 2025 die neue FIFA-Klub-Weltmeisterschaft mit 32 Vereinen austragen. Weil dort gemeinsam mit Mexiko und Kanada 2026 die nächste Weltmeisterschaft ausgetragen wird.
Auch dann soll Messi noch immer das Zugpferd sein. Ein Erfolg bei der Copa – sportlich und wirtschaftlich – würde seiner Motivation und damit den Chancen auf die Fortsetzung dieser einmaligen Karriere bis zur WM sicherlich nicht schaden. (SID)
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