Fußball / Michel Leflochmoan verstorben: Zum Abschied einer nationalen Trainer-Legende
Mit Michel Leflochmoan verstarb am Dienstag einer der wohl erfolgreichsten Klubtrainer des Luxemburger Fußballs. Im Alter von 69 Jahren hat „MLF“ sein letztes Duell gegen die Krankheit verloren. Zurück bleiben die Erinnerungen an einen allseits beliebten und charmanten Coach, der nicht nur den F91 auf die heutige Erfolgsschiene geführt hat.
Über Michel Leflochmoan gibt es viele Anekdoten. Eine, die beweist, warum er so große Bewunderung und Beliebtheit in der nationalen Fußballwelt genoss, erzählte er im vergangenen Jahr selbst: Ausgerechnet beim entscheidenden Europapokal-Auswärtsspiel des F91 hatte er die Luxemburger Presse 2005 zur finalen Spielanalyse in die Kabine eingeladen. „Ihre Kollegen haben das damals sehr geschätzt“, erinnerte sich MLF im vergangenen Sommer. Düdelingen zog damals als erste Luxemburger Mannschaft in die zweite Runde ein. Es war sozusagen der Auftakt einer internationalen Erfolgsgeschichte, wie man sie heute kennt.
Doch nicht nur bei den Journalisten stand Leflochmoan aufgrund seiner offenherzigen Art hoch im Kurs. Der Trainer genoss das große Ansehen in Luxemburg nämlich sowohl aufgrund des sportlichen Erfolgs – ein Meistertitel mit der Jeunesse, sechs mit dem F91 (davon vier Doubles) – als auch wegen seines Charakters. „Er war außergewöhnlich nett und elegant“, fasste Romain Schumacher zusammen. Für den ehemaligen Düdelinger Präsidenten war die Nachricht des Ablebens am Mittwochmorgen ein Schock: „Auch wenn ich schon etwas länger nichts mehr von ihm gehört habe, trifft mich das sehr. Es gibt unzählige schöne Erinnerungen an die gemeinsamen Zeiten.“
Für Schumacher hatte MLF ein einzigartiges Erfolgsrezept – nämlich seine Anpassungsfähigkeit. Leflochmoan hatte eine Gabe für den Umgang mit seinen Mitmenschen, war aber auch zielgerichtet und professionell. „Er war der Trainer, der perfekt verstanden hat, wie er sich in dem damals relativ primitiven Umfeld zurechtfinden musste. Er wusste genau, wie er aus den Möglichkeiten eines Amateurvereins Top-Resultate hervorbringen konnte.“ Der ehemalige Düdelinger Präsident fügte hinzu: „Er hat dem F91 eine Basis gegeben für die Jahre, die folgten.“
Als gelernter Stürmer übernahm Leflochmoan 1983 seinen ersten Posten als Spielertrainer bei der Entente Carigan-Linay. Nach Stationen in seiner Heimat Sedan, beim Lorrain Arlon und in Virton tauchte sein Name 2003 zum ersten Mal in der Nationaldivision auf. Im ersten Anlauf führte er die Jeunesse zum Meistertitel. Einer seiner ehemaligen Schützlinge war damals Manuel Cardoni, inzwischen Technischer Direktor der FLF. „Zuerst möchte ich sagen, dass 69 noch absolut kein Alter ist. Ich drücke seiner Familie mein Beileid aus, denn ich weiß, dass er ein Familienmensch war.“
Auch der aktuelle U21-Nationaltrainer sprach die sozialen Fähigkeiten Leflochmoans an: „Er war einerseits ein außergewöhnlicher Fußballkenner und gleichzeitig ein großer Menschenleader. Er hat jeden in seinen Bann gezogen. Er war ein ’Grand Monsieur’, mit einer einzigartigen Präsenz, für die er nicht autoritär auftreten musste.“ Und der gerne auf Menschen zuging: „Er hat überall seine Spuren hinterlassen“, sagte Cardoni. „Er schaffte es nämlich, vom kleinsten Betreuer bis ganz oben hin alle so zu behandeln, dass sie sich wichtig fühlten.“
Ein Jahr später begann die Erfolgsstory in der „Forge du Sud“. Mit vielen außersportlichen Momenten inklusive, an die sich Schumacher gerne erinnert: „Es gab einen unvergessenen Abend bei ihm zu Hause. Er hatte ein paar Leute aus dem Vorstand eingeladen und uns beköstigt. Er war eine extrem warme Person und sehr beliebt.“
Auch wegen seines Humors. Bei seiner ersten Pressekonferenz als Differdinger Trainer sorgte Leflochmoan 2012 für einen großen Lacher: Auf die Frage, welche Ziele er sich für den Auftakt des Europapokals gesetzt habe, meinte der Franzose augenzwinkernd: „Na, wir wollen die Europa League gewinnen.“
Bereits während seiner letzten Station beim F91 von Krankheitssymptomen geplagt, wurde MLF in den letzten Jahren nur noch sehr selten auf Fußballplätzen gesichtet. 2019 sagte MLF gegenüber Le Quotidien: „Dies ist ein Duell, das ich nicht gewinnen werde.“ Das hinderte den fußballbegeisterten Experten nie daran, die Aktualität im Internet zu verfolgen. Über die Ergebnisse wusste der Coach jedes Wochenende Bescheid.
„Jede Mannschaft, die ich trainiert habe, trage ich tief im Herzen“, sagte er 2020 im Tageblatt-Interview. Umgekehrt war es bei allen Personen, die ihm im Laufe ihres Lebens über den Weg liefen, genauso.
- Tor, Titel und Trophäe: Luxemburger Leandro Barreiro gewinnt Ligapokal mit Benfica - 13. Januar 2025.
- Nach ITM-Untersuchung: Mischo bestätigt Geldstrafen für Swift Hesperingen - 8. Januar 2025.
- Marco Martino wurde am Montag beim F91 entlassen - 31. Dezember 2024.
Ein wahrer Gentleman war MLF ,gebildet ,manierlich und ausgestattet mit einer natürlichen Autorität. Der Mann brauchte sowohl in der Kabine wie auf dem Platz nicht rumzuschreien ,bei ihm bedurfte es bloss eines Blickes oder einer Bemerkung und jeder wusste was es geläutet hatte. Von seinem fussballerischen Wissen ganz zu schweigen. Leider verbrachte MLF nur ein Jahr bei uns auf der Escher Grenz und zog dann weiter zum F91 bei dem er eine sehr erfolgreiche Zeit verbrachte