Radsport / Michel Ries vor dem Giro d’Italia: „Werden alle unsere Freiheiten bekommen“
Michel Ries wird am Samstag seinen zweiten Giro d’Italia in Angriff nehmen. Der 26-jährige Radprofi vom bretonischen Team Arkéa-B&B Hotels geht dabei mit gemischten Gefühlen ins Rennen: Wie er im Tageblatt-Interview verrät, fühle er sich körperlich in einer guten Verfassung. Etwas unwohl wird ihm aber, wenn er an das Vorjahr zurückdenkt.
Tageblatt: Michel Ries, am Samstag starten Sie in Ihren zweiten Giro d’Italia. Wie verlief die Vorbereitung?
Michel Ries: Mein letztes großes Etappenrennen war die Katalonien-Rundfahrt (18. bis 24.3.). Die Form war da schon relativ gut, ich konnte meine Arbeit erledigen. Seitdem habe ich die Vorbereitung auf den Giro gemacht. Ich war zwei Wochen im Höhentrainingslager in Andorra und bin danach noch Liège-Bastogne-Liège gefahren (am 21. April wurde Ries bei der Doyenne 98.). Insgesamt war es eine gute Vorbereitung, vor allem im Vergleich zu den letzten Jahren. Ich hatte nie eine ideale Vorbereitung auf eine Grand Tour. Jetzt freue ich mich darauf, in einer guten Verfassung zu starten. Ich hatte keine Probleme und die Werte stimmen. Ich bin optimistisch.
Es ist Ihr zweiter Start beim Giro. Nehmen Sie schlechte Erinnerungen aus dem letzten Jahr mit (Ries stürzte auf der 10. Etappe, beendete die Rundfahrt aber dennoch)?
Ich habe gemischte Gefühle. Ich war im letzten Jahr mit der ersten Woche sehr zufrieden. Dann kam der Sturz in der zweiten Woche und ich hatte wirklich schwere Tage. Das wird bei mir länger im Kopf drin sein. Ich musste täglich darum kämpfen, die Etappe zu schaffen. Es war eine spezielle Erfahrung, die ich in meiner Karriere sicher nicht so schnell vergessen werde. Durch den Sturz war ich geschwächt und wurde dann auch noch krank. Die schweren Etappen, das Wetter: Es waren wohl die härtesten Tage auf dem Rad. Das hatte aber nichts mit dem Rennen zu tun, sondern eher mit der Verfassung, in der ich dann war.
Was erwarten Sie vom Giro in diesem Jahr?
Persönlich bin ich sehr motiviert. Ich habe viele Opfer gebracht, um in der Form hier anzutreten. Unsere Mannschaft hat keinen großen Leader dabei, um den man drei Wochen lang herumfahren muss. Wir werden alle unsere Freiheiten bekommen. Für mich ist das eine gute Möglichkeit.
Insgesamt haben Sie eine sehr junge Mannschaft am Start. Was ist Ihre Rolle?
Es gibt drei Fahrer, die noch älter sind als ich. Aber ich habe auch gesehen, dass wir im Durchschnitt die jüngste Mannschaft am Start sind. Ich bin einer, der die meisten Grands Tours gefahren ist (Jenthe Biermans und Ries haben drei Grand-Tour-Starts und damit die meisten im Team). Es geht auch darum, die Jüngeren heranzuführen. Das große Ziel der Mannschaft ist es, eine Etappe zu gewinnen. Wir haben viele verschiedene Fahrerprofile und können auf verschiedenen Etappen unsere Karten ausspielen.
Haben Sie sich schon eine Etappe ausgesucht, die Ihnen vielleicht besonders liegen könnte?
Nein, das ist schwer vorherzusehen. Mal schauen, wie sich das Rennen entwickelt. Es hängt auch immer davon ab, wer ein Leader-Trikot bekommt. Die ersten zwei Tage werden schon sehr schwer. Es wird auch viele Sprintetappen geben. Das Niveau der Sprinter hier ist sehr gut. Außer Jasper Philippsen sind hier alle starken Sprinter am Start. Wir werden von Tag zu Tag schauen.
Ries in den Anstiegen „Capitaine de route“
„Michel wird der ‚Capitaine de route’ sein, sobald es in die Anstiege geht“, sagt Laurent Pichon, Sportlicher Leiter von Arkéa-B&B Hotels. „Er hat Erfahrung, durch seine Starts beim Giro d’Italia und der Vuelta. Er war letztes Jahr beim Giro und wird eine große Hilfe für unsere jungen Fahrer sein.“ Die Franzosen Donavan Grondin (23), Luis Barré (24) und auch Nachwuchstalent Ewen Costiou (21) werden zum ersten Mal an einer Grand Tour teilnehmen. Jenthe Biermans (28) und David Dekker (26) werden für die Sprints verantwortlich sein. Des Weiteren sind der Italiener Alessandro Verre (22) sowie der Franzose Alan Riou (26) Teil der Mannschaft.
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