Fußballnationalelf / Mirza Mustafic: Wie sich die Rückkehr des ehemaligen Balljungen des Stade St-Symphorien anfühlt
Er ist das neue Gesicht des FLF-Nationalkaders: Mirza Mustafic. Doch eigentlich handelt es sich für offensiven Mittelfeldspieler des FK Sarajevo um eine Rückkehr. In Metz verbrachte der inzwischen 25-Jährige acht Jahre seiner Jugend. Wie sich die vergangenen Tage anfühlten und was er sich für die internationale Woche vorgenommen hat, erzählte er im Gespräch.
Man muss kein Fußballprofi sein, um dieses Gefühl zu kennen: Auf dem Handydisplay taucht eine unbekannte Nummer auf. Würde es sich lohnen, ranzugehen? „Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wer mich da anrief …“, schilderte Mirza Mustafic diesen Moment, als er vor 14 Tagen vom Nationaltrainer kontaktiert worden ist. Aus der Ungewissheit wurde ganz schnell große Freude: Luc Holtz teilte dem 25-Jährigen mit, dass er zwei Tage später erstmals für den FLF-Nationalkader nominiert werde: „Ich war wirklich überrascht und konnte es zunächst gar nicht glauben.“ Denn von dem Luxemburger Verband beobachtet fühlte sich der Mittelfeldspieler des FK Sarajevo in den vergangenen Monaten nicht. Erst als Holtz ihm schilderte, dass er sich Videomaterial seiner Auftritte beschafft hatte, realisierte auch Mustafic, dass der Trainer ihn wohl schon länger auf der Liste hatte. „Welche Spiele er gesehen hat, weiß ich allerdings nicht.“
Kaum war dieser besondere Anruf beendet, meldete sich Mustafic bei seinen Eltern in Luxemburg: „Ich rief Familie und Freunde an, alle waren sehr glücklich, aber vor allem ich selbst. Es war ein schöner Moment, ihnen davon berichten zu können.“ Fünf Tage später kehrte er nach Hause zurück – an der Vorfreude auf das Trainingslager und die beiden Testländerspiele hat sich seitdem nichts geändert: „Ich bin aufgeregt und kann es kaum erwarten“, berichtete der Sohn einer bosnischen Einwandererfamilie am Sonntag aus Lipperscheid.
Schnell eingelebt
Dabei hatte er das Thema Nationalmannschaft eigentlich bewusst zur Seite gelegt, um sich voll und ganz auf seine Saison mit dem FK Sarajevo zu fokussiert. Nach einem Auftritt für die U17-Auswahl der FLF entschied sich Mustafic 2014, erste Erfahrungen mit der bosnischen Jugendauswahl zu sammeln. 2016 wurde er ein letztes Mal für die U19 nominiert. Der Kontakt zum bosnischen Verband brach ab. „Danach kam nichts mehr … Ich habe ehrlich gesagt auch nicht viel darüber nachgedacht. Für mich ist das ein Bonus, für Luxemburg spielen zu dürfen, da ich es nicht erwartet hatte. Ich bin sehr stolz, hier zu sein.“ Am 26. Mai gab es zum Abschluss der Meisterschaft noch einmal 36 Minuten Spielpraxis in der Premjier Liga, dann brach er in das Abenteuer zu den „Roten Löwen“ auf.
Die Saison war lang, aber die Euphorie überwiegt
Die Mitspieler machten ihm die Ankunft sehr leicht, wie er anerkennend hinzufügte. Schwerer sind Anfang Juni dagegen die Beine: „Man merkt bei den Trainingseinheiten schon, dass es in Richtung Ende der Saison geht. Die Beine sind schwer, aber das soll keine Ausrede sein. Jeder von uns will nochmal Vollgas geben. Das gilt auch für mich: Die Saison war lang, aber die Euphorie überwiegt. Ich bin hier, um hundert Prozent auf den Platz zu bringen.“ Der technisch versierte Mittelfeldspieler fühlte sich im Kreise der Nationalspieler nämlich gleich pudelwohl: „Der Rhythmus ist viel flüssiger, die Pässe sind genauer.“
Gegen Frankreich und Belgien müssen sie das auch sein. „Wir haben noch nicht im Detail über die Spiele geredet, aber es ist klar, dass wir beide Male defensiv gut stehen müssen und dann bei den Momenten, in denen der Gegner vielleicht nicht ganz konzentriert ist, schnell umschalten, um kontern zu können.“ Den Vizeweltmeister Frankreich schätzte der 25-Jährige stärker ein als die „Diables rouges“: „Eine komplette Mannschaft, die auf jeder Position doppelt und dreifach qualitativ besetzt ist. Belgien ist das auch, aber Frankreich denke ich noch einen Tick mehr. Man freut sich immer, gegen so ein Team spielen zu können. Darum geht es ja auch: Man will sich mit den besten messen.“ Ob Mustafic bei seiner ersten Nominierung gleich eine Chance von Luc Holtz erhalten wird, weiß der Spieler nicht: „Damit habe ich mich noch nicht so viel befasst … Wenn ich Einsatzzeit bekäme, wäre ich sehr glücklich.“
Ein Bonus
Für einen kurzen Moment schwelgte Mustafic in Erinnerungen. Seine Gedanken schweiften um die ersten Male, als er im Metzer Stade St-Symphorien den Profis zuschauen durfte. Acht Jahre wurde er in der Talentschmiede der „Grenats“ ausgebildet: „Ich weiß noch, dass ich als Balljunge immer davon geträumt habe, mal selbst dort zu spielen. Wenn ich so darüber nachdenke, war ich inzwischen schon sehr lange nicht mehr da. Besser hätte die Rückkehr also nicht sein können.“
Von Metz ging es für Mustafic damals weiter nach Gladbach und Elversberg. Vahid Selimovic, Christopher Martins, Danel Sinani und Dirk Carlson zählte er als ehemalige Weggefährten des 1998er-Jahrgangs auf, „aber ich möchte jetzt ungern jemanden vergessen“, meinte er mit einem Lachen. Die Wege der früheren Kollegen hat er immer aus der Ferne verfolgt – und „jedes Spiel von der Nationalmannschaft gesehen“. Beeindruckt war er von den Ergebnissen, aber auch „von der Art, wie sie gespielt haben“: „Luxemburg ist eine sehr ernst zu nehmende Mannschaft geworden. Die Resultate sprechen für sich.“ Jetzt soll und will er den eigenen Teil dazu beitragen: „Ich erhoffe mir nichts. In erster Linie bin ich froh, hier zu sein. Alles, was jetzt noch kommt, sehe ich als Bonus an.“
Nicht viel Urlaub
Viel Zeit, die Beine nach den beiden Länderspielen hochzulegen, wird Mustafic anschließend übrigens nicht haben. Noch wurde nicht entschieden, ob und wie lange er sich danach erholen darf: Denn mit seinem Klub tritt er bereits Mitte Juni in der ersten Runde der Conference League an. Ziel ist es, die Gruppenphase zu erreichen und in der anstehenden Saison den Titel in Bosnien zu holen. Das alles ist im Moment aber noch sehr weit weg.
Steckbrief
Mirza Mustafic
Geboren am 20. Juni 1998 (25) in Luxemburg
Position: offensives Mittelfeld
Bisherige Vereine: RFCU Lëtzebuerg, Metz (F), Borussia Mönchengladbach (D/alle Jugend), SV Elversberg (D), Fola Esch, FK Sarajevo (seit 29. August 2022)
Das Programm
Testländerspiele:
Am Mittwoch um 21.00 Uhr in Metz: Frankreich – Luxemburg
Am Samstag um 20.00 Uhr in Brüssel: Belgien – Luxemburg
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