Olympia / Missionschef Raymond Conzemius: Luxemburger Bilanz ist „besser als in Tokio und Rio“
Die XXXIII. Olympischen Spiele sind vorbei. Paris zeichnete sich in vielen Punkten als ausgezeichneter Gastgeber aus. Am Samstag standen derweil die nationalen Leistungen im Fokus. Missionschef Raymond Conzemius hat zwar der große Aha-Moment in den letzten 14 Tagen gefehlt, dennoch zog er eine positive Bilanz mit kleineren Mängeln.
Die organisatorische Bilanz: Im Vorfeld der Olympischen Spiele hatte sich das COSL neue Strukturen und ein angepasstes Organigramm gegeben. Zum Team gehörte erstmals eine spezialisierte „Performance“-Gruppe, angeführt von Frédéric Margue, Sportwissenschaftler des LIHPS (Luxembourg Institute for High Performance in Sports). In den nächsten Wochen wird eine detaillierte Analyse vollzogen werden, „um in Zukunft noch besser aufgestellt zu sein“, sagte Margue. Die personalisierte Betreuung durch ihnen bekannte Physiotherapeuten sei bei den Athleten gut angekommen. „Dieses Modell hat noch Potenzial, um ausgebaut zu werden.“
Raymond Conzemius, Missionschef des COSL, betonte seinerseits ebenfalls, dass die „maximale Individualisierung bei der Vorbereitung“ der richtige Weg gewesen sei. Drei Punkte werden nun genauer untersucht werden müssen: „Erstens sind das die Qualifikationskriterien. Wie war das Leistungsniveau der Konkurrenz vor den Spielen? Dann wird geschaut, wie die abgerufene Leistung einzuschätzen ist und wie das von persönlichen Rahmen einzuordnen ist. Zudem stellt sich auch die Frage, welchen Kontext sich die Athleten hier gegeben haben.“
Die sportliche Bilanz: „Global gesehen fällt die sportliche Bilanz positiv aus“, meinte Raymond Conzemius. Dabei erinnerte er an die drei Sportler, die nur sehr knapp an der Olympia-Qualifikation gescheitert sind: Gregor Payet, Charles Grethen und Charline Mathias. „Und mit den 13 anderen befinden wir uns an der Weltspitze.“ Herausgekommen sind für das COSL-Team „vier Top-20-Platzierungen – und das trotz Stürzen bei den Radrennen und einem DNF (did not finish) beim Triathlon. Deswegen kann man ganz zufrieden sein. Wir hatten auf drei Top-10-Plätze für Patrizia Van der Weken, Christine Majerus und Jeanne Lehair gehofft. Letztlich fällt die Bilanz besser aus, als das in Tokio oder Rio der Fall war. Man sieht eine Entwicklung im Luxemburger Leistungssport.“
Was fehlte, war dennoch ein großes Erfolgserlebnis. Conzemius zählte seine persönlichen Highlights auf und strich das 100-Meter-Halbfinale von Van der Weken hervor. „Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht … Zudem war Christine Majerus bei ihren letzten Olympischen Spielen auf allerhöchstem Niveau. Es gab ‚standing ovations’ für Ni Xia Lian und bei Nicolas Wagner kann man sagen, dass es sich um seine Jahresbestleistung gehandelt hat.“ Insgesamt sei das Team Lëtzebuerg durch seinen „großen Professionalismus aufgefallen“ und alle Athleten hätten das Rendezvous „als Saison- oder Karrierehöhepunkt wahrgenommen“.
Die negativen Punkte der Spiele: Aus Luxemburger Sicht gab es „keinen Athleten, der sich übertroffen hat“. Doch wie Conzemius hinzufügte, „sollten wir das auch nicht bei Olympia erwarten“. Zudem war besonders der Transport für die Schwimmer problematisch.
Der Überblick
Das sagte Missionchef Raymond Conzemius über …
… die FLTT (Tischtennis): „Mission accomplished. Die Duelle, die gewonnen werden sollten, wurden gewonnen. Sarah de Nutte hat ein gutes Spiel gegen die Nummer 51 der Welt gemacht. Unter Umständen wäre ein Sieg möglich gewesen. Luka Mladenovic hätte man den ersten Satz gegönnt. Ni Xia Lian hat die Erwartungen erfüllt.“
… die FLNS (Schwimmen): „Ralph Daleiden war aufgrund des Universal-Platzes dabei. Ich muss uns für den Mut beglückwünschen, den wir hatten, diesen Startplatz zu beantragen. Er schließt als 30. unter 79 Konkurrenten ab und hat gezeigt, dass er zu den Hoffnungsträgern für die Zukunft gehört.“
… die FLSE (Reiten): „Der Auftritt von Nicolas Ehlinger war wunderschön und das Zusammenspiel mit dem Pferd viel entspannter als noch in Tokio.“
… die FLTA (Bogenschießen): „Ein kleines Bémol. Die Platzierungsrunde ist Pit Klein wohl nicht so gelungen, wie er es sich gehofft hatte. Im 1/32-Finale hat sich dann gezeigt, dass man auf diesem Niveau 15 und nicht 14 gute Pfeile schießen muss.“
… die FLTri (Triathlon): „Der Parcours in der Seine war schwer. Auf dem Rad hatte sich Jeanne Lehair herangekämpft. Sie hätte es mit ihren Läuferqualitäten noch in die Top-10 schaffen können.“
… die FSCL (Radsport): „Alex Kirsch musste nach seinem Sturz hart arbeiten, um zurückzukommen. Dann hat er die richtige Gruppe verpasst. Christine landete auf Platz 17, auch bei ihr wäre im Optimalfall ohne Sturz ein Top-10-Platz möglich gewesen. So eine Leistung hier abzurufen, Hut ab.“
… die FLA (Leichtathletik): „Es sind gemischte Gefühle. Bob Bertemes ging als 12. in den Wettkampf und schloss auf Rang 17 ab. Damit kann man nicht richtig zufrieden sein. Er hat seine Technik erst spät in der Karriere umgestellt, die war nicht so stabil wie bei anderen. Aber wir haben mitgefiebert und sollten diese Leistung hoch einschätzen. Vera Hoffmann hat als 33. ihr Soll erfüllt und sich im Ranking gegenüber ihrer Meldezeit leicht verbessert. Sie hat abgerufen, was sie konnte. Gleiches gilt für Ruben Querinjean. Patrizia Van der Weken lieferte derweil einen großen Moment des Luxemburger Sports – und das in der Königsdisziplin der Leichtathletik.“
Das Schlusswort des Sportministers: Für Georges Mischo waren es die ersten Olympischen Spiele als Sportminister. Zwei Wochen verbrachte er in Paris. „Ich habe es genossen und war mit vielem sehr zufrieden“, berichtete er. Dazu gehört auch die Maison du Luxembourg. Erstmals hatte das Ministerium 1,2 Millionen Euro für ein nationales Zuhause in der Ferne investiert. „Es war ein großer Erfolg. Es gab Abende, da war es hier richtig voll. Das war nicht immer der Fall, dennoch war ich überrascht und froh über die vielen spontanen Besucher.“ Was den Sport anging, so kam ebenfalls das Thema Finanzen auf: „Deutschland hat 86,7 Millionen Euro in die Olympischen Spiele investiert. Damit sind sie nicht einmal in den Top 10. Wir brauchen ausgebildete Trainer. Dafür braucht es finanzielle Ressourcen. Ich will uns nicht mit anderen Nationen vergleichen, aber wir müssen investieren, wenn wir den Zug nicht verpassen wollen.“ Für Raymond Conzemius ist es wichtig, dass Sport und Schule in Zukunft noch enger und besser als Einheit funktionieren. „Jedes Kind muss in einer angenehmen Umgebung und unter einfachen Bedingungen Sport treiben können. Die Länder, die das verstanden haben, findet man nicht umsonst oben im Medaillenspiegel.“ Die USA, China, Australien, Frankreich, England und Japan haben 45% der Gesamtmedaillen unter sich ausgemacht. „Es ist interessant zu schauen, wie sich die Niederlande, Italien oder Deutschland aufgestellt haben. Das ist nicht überall gleich, aber wir müssen für uns die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.“
Der Blick nach vorne: In vier Jahren findet Olympia in Los Angeles statt. Anfang nächsten Jahres wird das COSL erstmals vor Ort sein. „Wir müssen uns überlegen, wie wir das Material versenden. Das muss früh passieren, aber nicht zu früh, denn sonst fehlt es uns hier zu Hause beim Training. Dann muss das Budget festgelegt werden. Der erste Schritt ist jetzt, die Bilanz mit den Verbänden zu ziehen und dann die Zielsetzungen mit den Athleten anzugehen“, erklärte Raymond Conzemius abschließend.
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