Europameisterschaft / Mit großen Namen: Rumänien jagt die Helden von 1994
30 Jahre nach ihrem größten Erfolg will die rumänische Nationalmannschaft erneut Geschichte schreiben – mit großen Namen.
Vor dem größten Spiel der jüngeren Nationalgeschichte bemühte sich Eduard Iordanescu noch einmal um göttlichen Beistand. Bei einem Gottesdienst einer rumänisch-orthodoxen Gemeinde in Würzburg tankte der Nationaltrainer Rumäniens am Sonntag Zuversicht; im Streben nach einer Überraschung im EM-Achtelfinale gegen die Niederlande am Dienstag (18.00 Uhr) dürfte auch ein wenig Hilfe von oben nicht schaden. 30 Jahre nach dem größten Erfolg träumt schließlich wieder ein ganzes Land von einem Coup.
„Die Rumänen waren schon lange nicht mehr in einem solchen Zustand der Freude vereint“, sagte Iordanescu in einer Nachricht auf der Verbandswebsite. Drei Jahrzehnte ist es mittlerweile her, dass die „Goldene Generation“ um Trainer Anghel Iordanescu und „Karpaten-Maradona“ Gheorghe Hagi mit ihrem Viertelfinaleinzug bei der WM in den USA die Menschen begeisterte. Kaum einer Mannschaft war es seitdem gelungen, die Fußstapfen, die jene Spieler hinterlassen hatten, zu füllen. Doch das scheint sich geändert zu haben – wohl auch, weil die Namen dieselben geblieben sind.
Iordanescu und Hagi
Iordanescu und Hagi sind im rumänischen Fußball jedenfalls noch immer allgegenwärtig: Iordanescus Sohn Eduard ist seit zweieinhalb Jahren als Trainer im Amt, Hagis Sohn Ianis seit 2018 Nationalspieler. Er sei „stolz darauf, diesen Namen zu tragen“, sagte der 25 Jahre alte Offensivspieler zuletzt: „Es ist ein Druck, mit dem ich geboren wurde, also habe ich mich daran gewöhnt.“
Ianis Hagi, wenn auch noch ohne die prägende Rolle seines Vaters, ist Teil einer neuen Generation des rumänischen Fußballs. Einer, die vor fünf Jahren noch im Halbfinale der U21-EM an Deutschland gescheitert war, die auf dem Weg zur EM ohne Niederlage ihre Qualifikationsgruppe gewann – und nun ein ganzes Land ins Schwärmen bringt. Nicht zuletzt den eigenen Trainer.
Er selbst sehe bei seinem Team „keine Grenzen“, hatte Iordanescu nach dem 3:0-Auftaktsieg gegen die Ukraine betont: „Diese Generation hat Seele und ein großes Herz. So etwas gab es noch nie“. Seine „Dankbarkeit für ihren Einsatz und ihre Opfer“, ergänzte der 46-Jährige vor dem Duell mit der Niederlande in München, seien „nicht in Worte zu fassen.“
Mit den von Iordanescu propagierten Tugenden der defensiven Stabilität und großen Disziplin sowie dem Vorbild der Helden von 1994 will die „Tricolorii“ nun die strauchelnde Elftal stürzen. In Anbetracht der bisherigen Leistungen beider Mannschaften kein unrealistisches Szenario. Zumal die Rumänen vor Selbstvertrauen strotzen.
Der Achtelfinaleinzug, betonte Ianis Hagi, sei jedenfalls nur „eine Überraschung für diejenigen, die uns nicht kennen“. Mit einem Sieg gegen die Niederlande könnte sich die neue rumänische Generation einen Namen machen – auch über Hagi und Iordanescu hinaus.
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