European Games / Mögen die Spiele beginnen: Das sind die luxemburgischen Sportler in Krakau
Mit der Eröffnungszeremonie fällt am Mittwochabend der offizielle Startschuss zur dritten Auflage der European Games. Rund um das polnische Krakau wird es um Medaillen, Europameistertitel und Olympia-Tickets gehen. Mit dabei sind 25 luxemburgische Einzelsportler und ein Leichtathletik-Team.
29 Sportarten stehen in den Städten rund um Krakau auf dem Programm. Luxemburg ist in Polen in elf davon vertreten. Unter den rund 7.000 Aktiven aus 48 Nationen werden ab Mittwoch bis zum 2. Juli 25 Einzelsportler aus dem Großherzogtum sowie ein Leichtathletik-Team im Einsatz sein. Für Luxemburg sind die European Games das zweite Highlight innerhalb weniger Wochen. Ende Mai wurde noch bei den JPEE in Malta um Medaillen gekämpft – in Polen wird es neben dem Edelmetall auch um Europameistertitel, Punkte für das Olympiaranking und sogar Quotenplätze für Paris 2024 gehen. Eröffnet wird das nach den Olympischen Spielen zweitgrößte Multisportevent der Welt am Mittwochabend mit der Eröffnungsfeier im City Stadium in Krakau. Die luxemburgische Fahne wird von Ni Xia Lian und Flavio Giannotte ins Stadion getragen. Vor dem offiziellen Beginn wirft das Tageblatt einen Blick auf die luxemburgischen Teilnehmer.
Badminton
Die Teilnehmer: Jérôme Pauquet, Kim Schmidt (beide Einzel)
Darum geht es: Kim Schmidt und Jérôme Pauquet sind beide erst 19 Jahre alt. „Mit ihnen haben wir im Badminton zwei ganz junge Spieler am Start“, sagte Missionschef Raymond Conzemius vor zwei Wochen auf einer Pressekonferenz. Beide werden gegen die europäische Spitze einen schweren Stand haben, für das luxemburgische Duo wird es daher in erster Linie darum gehen, Erfahrung zu sammeln. Der Badminton-Wettbewerb wird mit einer Gruppenphase gestartet, die nach dem Round-Robin-Prinzip (jeder gegen jeden) ausgetragen wird. Danach geht es im K.o.-System weiter. „Das heißt, dass beide mindestens drei Matches haben werden“, so Conzemius. Schmidt und Pauquet treten im 82 Kilometer von Krakau entfernten Tarnow an. Beim Badminton-Turnier geht es um Punkte für das Olympia-Ranking.
Boxen
Der Teilnehmer: Michel Erpelding (-92 kg)
Darum geht es: Die Erinnerungen an die Europaspiele sind für Michel Erpelding nicht die besten. Bei der letzten Ausgabe 2019 in Minsk schied er nach drei Runden à drei Minuten aus. Bereits in den beiden Runden davor war er zweimal angezählt worden. „Wir hoffen, dass es für ihn besser läuft als vor vier Jahren“, so Conzemius. Erpelding tritt wie schon 2019 in der Schwergewichtsklasse -92 kg an. Die European Games werden ein Highlight seiner Saison sein. Der 28-Jährige ist gut in Form, im Ring ist er allerdings selbst sein größter Gegner. „Ich mache mir selbst immer zu viel Druck“, sagt er. In Krakau wird es daher in erster Linie darum gehen, „den Kopf auszuschalten“ und so zu versuchen, ein gutes Ergebnis zu machen. Für die zwei besten Boxer in der Klasse -92 kg wird es jeweils einen Quotenplatz für Paris 2024 geben.
Fechten
Die Teilnehmer: Flavio Giannotte, Benoît Omont, Niklas Prinz (alle Degen Einzel und Team Männer), Anna Zens (Degen Einzel)
Darum geht es: Im Fechten gab es wenige Wochen vor Beginn der Europaspiele noch eine größere Änderung. Eigentlich sollten alle Wettbewerbe als Europameisterschaft ausgetragen werden. Der europäische Verband hat allerdings kurzfristig die Einzel-EM wegen der nicht berechtigen Teilnahme russischer und weißrussischer Fechter in Krakau verlegt. Diese wurde bereits am Wochenende in Bulgarien als separate Veranstaltung ausgetragen. Das nimmt etwas den Glanz der European Games für die Fechter. Zumindest im Einzel-Wettbewerb. Nur der Teamwettbewerb wird in Krakau weiter wie geplant als EM ausgetragen. In diesem tritt Luxemburg erstmals mit einer Männer-Mannschaft bestehend aus Giannotte, Omont und Prinz an. Es ist ein Beweis für die Entwicklung der Sportart im Großherzogtum, allerdings wird die FLE-Delegation einen schwierigen Stand haben. „Wir haben keine großartigen Erwartungen und werden versuchen, mindestens eine Begegnung zu unseren Gunsten zu entscheiden“, sagt Giannotte. Im Frauenwettbewerb liegt der Fokus auf der einzigen luxemburgischen Teilnehmerin, Anna Zens.
Kanu-Sprint
Der Teilnehmer: Dario Maksimovic (C1-200 m)
Darum geht es: Der gebürtige Bosnier hat sich bei den European Championships im vergangenen Jahr für die Europaspiele in Krakau qualifiziert. Dort wurde Dario Maksimovic 18., was laut den Kriterien des europäischen Verbands zu einer Teilnahme in Krakau berechtigte. „Wenn man sich die damaligen Ergebnisse anschaut, sieht man aber, dass er sich weit hinter dem 17. noch qualifiziert hat“, so Conzemius. „Die Ausgangslage wird diesmal ähnlich sein wie die in München. Allerdings mit dem Unterschied, dass Dario im Winter sehr gut trainiert hat.“ Maksimovic hat mit einem neuen kroatischen Trainer professioneller und öfter trainiert und ist diesmal besser vorbereitet. Nichtsdestotrotz dürfe auf ihn ein schwieriger Wettbewerb gegen die europäische Konkurrenz warten. „Er hofft, dass er ein bisschen näher an die Kanuten vor ihm herankommt. Ich glaube, das muss auch sein erstes Ziel sein.“
Karate
Die Teilnehmerin: Jenny Warling (-55 kg)
Darum geht es: Jenny Warling hat eine lange Verletzungspause hinter sich. Im Dezember 2022 hatte sie sich im Training einen Kreuzbandriss zugezogen. Die 29-Jährige war zu dem Zeitpunkt allerdings so gut im Ranking platziert, dass es ihr trotz der darauffolgenden Zwangspause von fast sechs Monaten gelungen ist, ihren Startplatz bei den European Games zu verteidigen. Um rechtzeitig für Krakau fit zu werden, hat Warling in den letzten Wochen und Monaten hart für ihr Comeback trainiert. Für einen Wettkampf als Vorbereitung blieb allerdings keine Zeit mehr. „Sie ist aber sehr motiviert und will in Krakau die beste Version ihrer selbst zeigen“, so Conzemius. In der Vergangenheit hat Warling auf der internationalen Bühne schon viele Erfolge gefeiert – unter anderem bei der letzten Ausgabe der Europaspiele in Minsk, wo sie die Bronzemedaille gewann. Was diesmal nach der langen Verletzungspause möglich ist, ist schwer vorauszusagen, doch „wir hoffen auf ein gutes Resultat“. Für Warling selbst sind die Europaspiele nach der langen Verletzungspause auch die Vorbereitung auf die WM.
Taekwondo
Die Teilnehmerin: Isabelle Faber (-67 kg)
Darum geht es: Isabelle Faber wird in Polen keinen leichten Stand haben. Die Luxemburgerin hat sich nur knapp für die European Games qualifizieren können. „Für sie wird es daher wohl ein schwieriger Wettbewerb“, sagt Conzemius. „Natürlich hängt auch immer vieles vom Gegner ab und wie der ihr liegt. Es ist aber klar, dass die European Games schnell vorbei sein können.“ Denn bereits die erste Runde zu überstehen, wird für die 28-Jährige gegen die starke europäische Konkurrenz wohl eine große Herausforderung sein. „Aber wir lassen uns überraschen.“ Bei den European Games wird es um Punkte für das Olympiaranking gehen. Neben Faber hätte mit Sekou Coulibaly ein weiterer Athlet aus Luxemburg in Polen an den Start gehen können – dies hat aufgrund der Nationalität aber nicht rechtzeitig geklappt.
Tischtennis
Die Teilnehmer: Sarah De Nutte (Einzel und Damen-Team), Ni Xia Lian (Einzel, Mixed-Doppel und Damen-Team), Ariel Barbosa, Tessy Gonderinger (beide Damen-Team), Eric Glod (Einzel), Luka Mladenovic (Einzel und Mixed-Doppel)
Darum geht es: Die luxemburgischen Tischtennisspieler sind eine der Delegationen, die in Krakau eine Medaille ins Visier nehmen können. „Von ihnen erwarten wir gute, wenn nicht sogar sehr gute Ergebnisse“, sagt Conzemius im Vorfeld. Bei diesen Worten werden sofort Erinnerungen an Ni Xia Lian wach, wie sie sich 2019 in Minsk Bronze sicherte und gleichzeitig ihr Olympiaticket für Tokio 2020 buchte. Für die Tischtennisspieler wird es aber auch darum gehen, eine enttäuschende WM vergessen zu machen. „Wir hoffen, dass sie sich wieder auf ihrem gewohnten Niveau zeigen können“, so der Missionschef. Einen Quotenplatz für Olympia wird es diesmal nur für die Sieger im Mixed-Wettbewerb geben. Ein besonderer Fokus liegt daher aus nationaler Sicht auf dem Doppel Ni/Luka Mladenovic.
Bogenschießen
Die Teilnehmer: Jeff Henckels (Recurve), Mariya Shkolna (Compound)
Darum geht es: Große Hoffnungen ruhen auf den Schultern der luxemburgischen Bogenschützen. Nachdem Gilles Seywert 2019 in Minsk Silber geholt hatte, geht auch diesmal mit Mariya Shkolna eine ernsthafte Medaillenkandidatin an den Start. Die 25-Jährige ist derzeit richtig gut drauf und in der Weltspitze angekommen. „Es wird ihre erste Teilnahme an einem Event auf diesem Niveau als Luxemburgerin sein. Sie hat in letzter Zeit eine sehr gute Form gezeigt und wir sind uns sicher, dass sie abliefern wird“, sagt Conzemius voller Vorfreude. Auch Shkolna selbst geht mit großen Erwartungen in die European Games und hofft auf ein Topresultat. Allerdings wird sie dabei keine Punkte für Olympia anvisieren können, da ihre Spezialdisziplin, Compound, nicht im Programm für Paris 2024 steht. Jeff Henckels könnte dagegen in seinem Wettbewerb ein Olympiaticket lösen. Denn in Krakau werden Quotenplätze bei den Recurve-Männern vergeben. Es ist allerdings eine schwierige Mission, da nur zwei Tickets im Topf sind.
Sportschießen
Die Teilnehmer: Lena Bidoli, Lyndon Sosa (beide Trap, Einzel und Mixed-Doppel)
Darum geht es: Die beiden Sportschützen werden in Polen abgeschottet von der luxemburgischen Delegation unter sich sein. Denn ihre Wettkämpfe finden im von Krakau 270 Kilometer entfernten Wroclaw (Breslau) statt. Der Blick dürfte dort besonders auf Lena Bidoli gerichtet sein, die erst vor wenigen Wochen bei den Spielen der kleinen europäischen Staaten so richtig auf sich aufmerksam machte. In Malta schlug sie die olympische Silbergewinnerin von Tokio und holte Gold. „Lena ist im Aufwind und macht gerade von Wettkampf zu Wettkampf große Sprünge“, so Conzemius. Lyndon Sosa will derweil ein enttäuschendes JPEE-Finale vergessen machen. „Wir wissen, dass Lyndon auf höchstem Niveau schießen kann. In Malta war er im Finale nicht gut, davor hatte er aber überzeugt. Bei ihm muss man immer damit rechnen, dass ein gutes Ergebnis herausspringen kann.“ Bidoli und Sosa sind zudem im Mixed-Doppel eingeschrieben. „Vielleicht ist auch hier etwas drin. Ich lasse mich gerne überraschen“, so Conzemius. Jeweils einen Quotenplatz für Paris gibt es in Polen zu gewinnen.
Triathlon
Die Teilnehmer: Luca Cambrésy, Gregor Payet, Bob Haller (Einzel und Mixed-Staffel) Eva Daniëls, Jeanne Lehair (beide Mixed-Staffel)
Darum geht es: Erstmals bei einem Wettbewerb dieser Größenordnung schickt der luxemburgische Triathlon-Verband eine Mixed-Staffel an den Start. Während die beiden Frauen nur im Team-Event antreten, werden die drei Herren auch im Einzel starten. Besonders Jeanne Lehair ist aber aktuell in bestechender Form. Sie hat sich erst vor zwei Wochen über die Kurzdistanz zur Europameisterin gekürt und visiert nun einen Erfolg mit der luxemburgischen Mannschaft an. „Wir hoffen in Polen auf ein gutes Ergebnis“, sagt Conzemius. Die neue gemischte Staffel laufe besonders darauf hinaus, „in Paris 2024 mit mehr Triathleten vertreten zu sein als 2021 in Tokio“. In Japan war vor zwei Jahren mit Stefan Zachäus nur ein luxemburgischer Triathlet am Start. In Krakau wird es jetzt um Punkte für das Olympiaranking gehen.
Leichtathletik
Die Teilnehmer: Ein Team aus 34 Athleten
Darum geht es: Patrizia Van der Weken, Charel Grethen, Bob Bertemes, Victoria Rausch, Vera Hoffmann: Die zurzeit besten luxemburgischen Leichtathleten werden in Polen dabei sein. Sie treten bei den „European Team Championships“ an, die am Rande der European Games in Chorzow ausgetragen werden. Die FLA-Delegation war bei der letzten Ausgabe in die 2. Division aufgestiegen. Diesmal wird es darum gehen, den Klassenerhalt zu schaffen. Nach dem ersten Tag – die Leichtathletik-Wettbewerbe haben schon am Dienstag begonnen – sieht es allerdings düster aus. Luxemburg liegt mit 59 Punkten auf dem letzten Platz der Division 2. Für einen Höhepunkt sorgte an Tag eins aber Patrizia Van der Weken. Die Sprinterin gewann das 100-Meter-Rennen in 11,24 Sekunden vor der Zypriotin Olivia Fotopoulou (11,34) und holte damit 16 Punkte für das luxemburgische Konto. Die zweitmeisten Punkte (11) eroberte Gil Weicherding mit dem sechsten Platz im 3.000-Meter-Hindernislauf. Heute sind unter anderem Grethen (1.500 m) und Rausch (100 m Hürden) im Einsatz.
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