Basketball / Nach der Saisonunterbrechung: Zögern und Hoffen bei den Total-League-Vereinen
Wie wird es mit dem Rest der Saison weitergehen? Was wird aus den Profispielern? Wie werden wir finanziell über die Runden kommen? Seit der Entscheidung, die Basketball-Saison die kommenden zwei Monate zu unterbrechen, stellen sich bei den betroffenen Vereinen viele Fragen. Das Tageblatt hat sich bei mehreren Total-League-Klubs umgehört.
Verträge mit Profispielern: Beim Racing hat man bereits reagiert und den Vertrag mit Profispieler Jordan Giles aufgelöst. „Im Vertrag gab es diese Möglichkeit“, erklärt Präsident Georges Berna. Die Hauptstädter hatten bereits vor der Saison als einziger Total-League-Klub die Entscheidung getroffen, in dieser Spielzeit nur mit einem Profispieler anzutreten, nun hat man ein weiteres Mal die Notbremse gezogen: „Wir wollten nicht in die verrückte Lage kommen, unnötig Geld zum Fenster rauszuwerfen, immerhin hat der Verein lange gebraucht, um wieder dort zu stehen, wo er zurzeit ist“, meint Berna weiter, der jedoch betont, dass man sich die Möglichkeit offen hält, je nachdem, wie es mit der Saison 2020/21 weitergeht, für das kommende Jahr erneut einen Profi zu engagieren.
Die Arantia Fels tut sich mit einer Entscheidung unterdessen noch schwer. Sportlich sah es für den Dorfverein bis zu der Saisonunterbrechung richtig gut aus, vier von fünf Partien hatte die Arantia gewonnen und lag auf dem dritten Tabellenrang. Dementsprechend zufrieden ist man somit auch mit dem Profiduo Johnson/Sturdivant, dennoch wird es aus finanzieller Sicht nicht einfach, beide während der nun zweimonatigen Zwangspause weiterhin zu beschäftigen: „Wir werden morgen (heute) Abend zusammenkommen und gemeinsam mit Spielern, Trainern und auch den Amis entscheiden, wie es weitergehen soll. Ziel ist es auf jeden Fall, einen von beiden zu behalten“, meint Präsidentin Gaby Hoffmann. Die Arantia Fels ist einer der kleinen Vereine in der Total League und konnte sich durch eine Spendenaktion im Frühling etwas Planungssicherheit für diese Saison verschaffen, „das hat geholfen, aber einfach ist es finanziell dennoch nicht“, betont die Präsidentin.
Ähnlich geht es auch dem Spitzenreiter der aktuellen Saison, der noch ungeschlagenen Etzella Ettelbrück: „Seit ich Präsident bin, waren wir noch nie in der Situation, dass wir sowohl bei den Damen wie auch bei den Herren menschlich wie sportlich so tolle Profispieler hatten, mit denen es keine Probleme gibt“, erklärt Präsident Paul Wengler, dem es leidtun würde, sich von ihnen zu trennen. Noch ist in Ettelbrück nichts entschieden: „Wir wollen ihnen auch die Möglichkeit geben, mit ihren Familien zu sprechen und selbst zu entscheiden, ob sie bleiben wollen oder nicht.“ Dennoch betont der Präsident, dass es finanziell sehr schwer werden wird, die zwei Monate, in denen nicht gespielt wird, zu überbrücken und dabei wisse ja auch noch niemand, wie es im Januar weitergehen wird. Denn in Sachen Finanzen wird Wengler deutlich: „Uns fehlen alleine 100.000 Euro an Einnahmen aus der letzten Saison.“ Vor allem der Ausfall der „Foire agricole“, für den Verein das wichtigste Event des Jahres, fällt da sehr schwer ins Gewicht, auch sind einige Sponsoren weggefallen. „Ich stelle mir in dieser Hinsicht schon die Frage, warum sich nur der Racing dafür entschieden hat, in einer solchen Saison nur mit einem Profi zu spielen. Wir wollten dies auch, da aber alle anderen sich für zwei Profis entschieden haben, war es verständlich, dass unsere Spieler uns gebeten haben, auch einen zweiten zu verpflichten.“
„Im Moment halten wir an unseren Profis, bei den Damen und Herren, fest und planen noch nicht, die Verträge aufzulösen“, sagt unterdessen Alain Weins, Präsident der Résidence Walferdingen, der zurzeit nichts überstürzen will und sich mit solchen Entscheidungen noch einige Wochen Zeit lassen will, wenn absehbar ist, wie es mit der Saison weitergehen könnte.
„Chômage partiel“: Geholfen hätte den Klubs sicherlich die Kurzarbeit, die dieses Mal für Sportvereine jedoch nicht gilt, wie Sportminister Dan Kersch am letzten Donnerstag betonte. „Wir waren schon sehr enttäuscht über die Entscheidung, uns hätte das sehr geholfen“, erklärt Gaby Hoffmann. „Um ehrlich zu sein habe ich nicht verstanden, warum wir dieses Mal nicht berücksichtigt worden sind und hoffe, dass sich vielleicht doch noch was ändert,“ meint auch Paul Wengler. Deutlicher wird dagegen Alain Weins: „Ich war überrascht, dass es anders als im März/April für die Sportvereine keinen ’chômage partiel’ mehr gibt. Meiner Ansicht nach müsste die FLBB in dieser Hinsicht noch einmal Kontakt mit Sport- und Arbeitsminister Dan Kersch aufnehmen.“ Weins macht dabei noch einmal deutlich, dass nicht nur Profispieler, sondern auch noch andere Arbeitsstellen an den Sportvereinen hängen.
Spielmodus: Eine „Saison blanche“, also eine Spielzeit, die nicht gewertet wird oder eine Saison, bei der es zwar einen Meister, aber keine Auf- und Absteiger gibt? Oder doch nur eine Hin- und Rückrunde wie in der BGL Ligue im Fußball, vielleicht auch ganz einfach nur eine Verlängerung der Saison? Die Möglichkeiten, die bei den Vereinen für die Fortsetzung der Saison 2020/21 aufgeworfen werden, scheinen unendlich.
„Keine Buvette, eine kleine Halle, in die wir nur wenige Zuschauer reinlassen dürfen, uns würde eine ’Saison blanche’ sicherlich entgegenkommen“, so Gaby Hoffmann. „Die Chance ist klein, dass wir im Januar normal weiterspielen werden“, meint hingegen Paul Wengler und spricht sich deshalb ebenfalls für eine sogenannte „Saison blanche“ aus. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir stattdessen mehrere kleinere Turniere spielen.“ Denn wie man das normale Spielprogramm über die Bühne bringen soll, das ist für den Ettelbrücker ein Rätsel: „Unsere Damen mussten beispielsweise die Partie gegen die Musel Pikes, die aufgrund eines Stromausfalls abgebrochen wurde, neu terminieren. Schon alleine das war fast ein Ding der Unmöglichkeit.“ Für Racing-Präsident Berna ist der Spielmodus hingegen egal, er müsse aber auf die sanitäre Lage im Januar abgestimmt sein. Er könnte sich jedoch vorstellen, dass die Saison nur mit luxemburgischen Spielern zu Ende gespielt wird.
„Ich hoffe, dass die FLBB ein Signal setzt und auch Kontakt mit den anderen Mannschaftssportarten aufnimmt, sodass in der Entscheidung über den Verlauf der restlichen Spielzeit eine einheitliche Linie drin ist“, meint unterdessen Weins, der klarmacht, dass auch die Nationale-2-Vereine berücksichtigt werden müssen. „Die Vereine haben beim ordentlichen Kongress der FLBB im September dafür gestimmt, dass der Verband die Macht hat, in einer solchen Situation eine Entscheidung zu treffen. Ich finde, dass er diese nun auch nutzen soll.“ Eine Entscheidung, die für Weins – der eher dafür war, vorerst eine Pause bis Ende November einzulegen und die Lage dann noch einmal neu zu bewerten – jedoch nicht über das Knie gebrochen werden soll: „Dafür soll sich das Team um Samy Picard etwas Zeit nehmen und sehen, wie sich die sanitäre Lage entwickelt.“ Auch ein Weiterspielen ohne Zuschauer wäre für den Résidence-Präsidenten möglich: „Für eine kurze Zeit, mit Livestream, wäre das durchaus denkbar. Auch mit den hundert Zuschauern kann ich leben, denn um ehrlich zu sein, während der Saison gibt es auch Spiele, bei denen nicht viel mehr Leute in die Halle kommen.“
Jugendtraining: Während die Total-League-Teams auch in der letzten Woche weiter trainierten, wenn auch teilweise, wie beim Racing, nur im Pre-Season-Modus, so ist man sich bei allen Vereinen einig, dass auch das Training des Nachwuchses unbedingt aufrechterhalten werden muss. „Wir haben in den letzten Jahren in dieser Hinsicht so viel aufgebaut, das wollen wir nicht kaputt machen“, sagt etwa Gaby Hoffmann, als sie erklärt, dass man in Fels in Sachen Kinder- und Jugendmannschaften in den letzten Jahren einen kleinen Boom erlebte. „Für mich ist es einfach, wir gehen zwei Schritte zurück und wenden das Konzept an, das bereits im Mai/Juni für das Training gegolten hat“, erklärt Georges Berna. „Noch am Montag haben wir eine Nachricht an die Eltern geschickt, dass in dieser Woche die Jugendtrainings wieder aufgenommen werden. Nach rund einer halben Stunde war das Poussins-Training bereits fast voll, da sieht man, wie groß das Bedürfnis ist“, erklärt Weins, der froh ist, von der Gemeinde das Okay bekommen zu haben. „Wir haben sechs Körbe, auf die gespielt wird, sodass die Regelung der Vierer-Gruppen eingehalten werden kann.“
Am 14. November
Die außerordentliche Generalversammlung, bei der über die Fortsetzung der Saison 2020/21 entschieden wird, soll am 14. November per Zoom-Konferenz stattfinden. Aufgrund der außergewöhnlichen Lage und um den Klubs Planungssicherheit zu geben, hofft die FLBB, dass alle Vereine damit einverstanden sind, dass die eigentliche Einberufungsfrist von einem Monat dieses Mal ausgesetzt wird. J.Z.
Weitere starke Leistung von Jablonowski
Auch der Spielbetrieb im Ausland wird durch die steigenden Corona-Zahlen ausgebremst. Neben Ben Kovac (Den Helder Suns), der von der vierwöchigen Zwangspause in den Niederlanden betroffen ist, konnten auch die Teams von Thomas Grün (Gladiators Trier), Magaly Meynadier (XCYDE Angels) und Mandy Geniets (Saarlouis Royals) am Wochenende aufgrund von positiven Fällen oder Quarantäne-Auflagen kein Spiel bestreiten.
Anders sah es da in Österreich aus, wo Alex Laurent und die Klosterneuburg Dukes nach dem verlorenen Pokalspiel unter der Woche gegen Traiskirchen (81:97) in der Meisterschaft gegen den gleichen Gegner Revanche nahmen (91:81) und somit ihre weiße Weste in der Meisterschaft bewahrten. Laurent steuerte neun Punkte zum Sieg bei. In der zweiten Liga verwandelte Oliver Vujakovic (25 Punkte) sogar den entscheidenden Freiwurf zum 78:77-Erfolg der Swarco Raiders Tirol über die BBC Nord Dragonz.
In der italienischen Serie A1 kann sich Lisa Jablonowski unterdessen über eine weitere starke Leistung freuen. Die Luxemburgerin erzielte beim 84:79-Sieg von Costa Masnaga gegen Battipaglia 21 Punkte und eroberte neun Rebounds. Für Jablonowski und Co. ist es der dritte Sieg im sechsten Spiel. J.Z.
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