EM / Nach Halbfinal-Aus: Oranje lässt Frust an Zwayer aus
Der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer musste sich nach dem zweiten EM-Halbfinale heftige Kritik von niederländischer Seite gefallen lassen.
Felix Zwayer überließ den Protagonisten das Feld und machte sich nach Abpfiff zügig vom Acker – doch selbst das wurde dem deutschen Schiedsrichter negativ ausgelegt. „Es sagt doch alles, dass er direkt in die Kabine rennt und keine Zeit hat, uns die Hand zu geben“, schimpfte Kapitän Virgil van Dijk nach dem 1:2 (1:1) der Niederlande im Halbfinale der Fußball-EM gegen England. Es war der Startschuss für ein Oranje-Lamento, das sich bis Donnerstag zog.
Wie heftig die niederländische Schelte für Zwayer ausfiel, verdeutlichte ein Blick auf die Homepage der größten Zeitung des Landes. Bei De Telegraaf ging es in den ersten vier Artikeln um die Kritik am Berliner, dessen umstrittene Ansetzung für die Partie in Dortmund bereits heftig diskutiert worden war. War im Vorfeld noch das heikle Wiedersehen Zwayers mit dem englischen Star Jude Bellingham das Thema, gaben die Niederländer im Nachgang dem Referee eine Teilschuld für ihr Halbfinal-Trauma.
Heikler Elfmeterpfiff
Der Ärger beim Europameister von 1988, der bei fünf seiner bisherigen sechs EM-Halbfinal-Teilnahmen als Verlierer vom Platz ging, entzündete sich am Strafstoßpfiff Zwayers zugunsten der Engländer. Nach Videostudium und Rücksprache mit VAR Bastian Dankert entschied der 43-Jährige bei seinem vierten EM-Einsatz auf Elfmeter. Denzel Dumfries hatte mit offener Sohle gegen Harry Kane verteidigt, die Bilder belegten den klaren Kontakt – was den Niederländern allerdings ziemlich egal war.
„Für mich ist das kein Elfmeter“, wetterte Bondscoach Ronald Koeman: „Der Fußball wird durch solche Eingriffe des VAR kaputtgemacht.“ Ähnlich sah es van Dijk: „Ich hätte den Elfmeter nicht gegeben.“ Für Joey Veerman kam die Entscheidung Zwayers nicht überraschend. „Es sah so aus, als stünde er unter Hochspannung“, sagte der Mittelfeldspieler: „Dann weiß man, dass so ein Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigt.“
Kane verwandelte zum zwischenzeitlichen Ausgleich (18.). Xavi Simons hatte die Niederländer in Führung gebracht (7.), der eingewechselte Ollie Watkins sorgte für die Entscheidung (90.) – doch das große Thema blieb für viele Beobachter Zwayer.
Zahlreiche niederländische und sogar englische Experten sprachen wahlweise von einer „Schande“ oder einem „Skandal“. Es wurde sogar gefordert, Zwayer auf eine „schwarze Liste“ zu setzen. Zudem kursierte im Internet schnell ein Video, das den Verdacht auf ein Handspiel des Engländers Bukayo Saka unmittelbar vor der Szene mit Kane schüren sollte.
Kritik an Ansetzung
Und natürlich meldete sich auch Zwayers Intimfeind Manuel Gräfe zu Wort. Der frühere Unparteiische sah sich bei X in seiner Kritik an Zwayers Ansetzung bestätigt. Die Schiedsrichter-Bosse der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hätten „sehenden Auges“ eine unnötige Diskussion bekommen: „Als ob es in ganz Europa keinen anderen gegeben hätte. Ein Schlag für alle integren und besseren Referees und so unnötig wie ein Kropf.“
Gans anders bewertete Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich das wohl brisanteste Spiel in der Karriere seines Kollegen. „Klare Linie, klare gelbe Karten, Fokus“, sagte Ittrich bei MagentaTV: „Am Ende gab es kein großes Thema im ganzen Spiel. Wir haben uns im Vorfeld zu viele Gedanken gemacht.“
Diese Einschätzung galt vielleicht für das eher unspektakuläre Aufeinandertreffen Zwayers mit Bellingham, das „lediglich“ mit einer Gelben Karte für den früheren Dortmunder endete – aber gewiss nicht für die Stimmung bei Oranje.
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