Fortbildung / Natur und Judohalle: Kris Clees ist der „blonde Jackie Chan“ der Luxemburger Ausbilder
Mit 26 Jahren erfüllte sich Kris Clees 2019 den ersten Teil seines Traums: Sein Weg in die Selbstständigkeit führte ihn nach dem abgeschlossenen Sportstudium in die Natur. Warum aber ausgerechnet eine Hallensportart – in diesem Fall der nationale Kampfsportverband – bei seiner Trainerweiterbildung auf den „blonden Jackie Chan“ setzt und was hinter dem Konzept von „gewaltpräventiven Spielen“ steht, erklärte der Jungunternehmer gegenüber dem Tageblatt.
„Fünf, vier, drei, zwei, eins, null.“ Es wird still auf dem Parkett der Coque. Unaufgefordert bilden erwachsene Klubtrainer einen Kreis. Der 27-jährige Kris Clees grinst und erklärt der 20-köpfigen Gruppe, warum dieses Runterzählen bei einem Kindertraining wesentlich angenehmer ist als sich die Aufmerksamkeit durch Schreien erkämpfen zu müssen. Dass er an diesem Tag, in seiner Rolle als Leiter der Weiterbildung, ein Stück jünger ist als die meisten der anwesenden Judo- und Karate-Coaches, kompensiert er durch „die entsprechende Körperhaltung. Man muss nicht autoritär sein, um Autorität zu haben. Es ist keine Frage des Alters, sondern des Auftretens.“
Ich war unter 5.000 Studenten der einzige Blonde an der Uni. Wenn ich die Kantine betrat, hat die Hälfte der Leute erst mal aufgehört zu essen, um mich zu beobachten.Natur, Beweegung, Entwécklung
Einer, der sich mit bemerkenswerten Auftritten ebenfalls auskennt, war sein Kindheitsidol – ein Hollywoodstar. „Ich muss sechs Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten Mal auf der Judomatte stand. Mein Vorbild war Jackie Chan. Ich wollte unbedingt so werden wie er.“ Ein paar Jahre später zieht es ihn aus anderen Gründen nach Fernost. Während des Studiums lernt er nicht nur mit kulturellen Unterschieden oder Sprachproblemen umzugehen, sondern auch mit (eigentlich) unbehaglichen Situationen. Sechs Monate steht der Luxemburger während eines Auslandssemesters an der „Nippon Sport Science University“ ungewollt im Rampenlicht. „Ich war unter 5.000 Studenten der einzige Blonde an der Uni. Wenn ich die Kantine betrat, hat die Hälfte der Leute ers mal aufgehört zu essen, um mich zu beobachten“, blickt der Judoka lachend zurück. In der Millionenstadt Tokio liegt sein Schwerpunkt auf verschiedenen Kampfsportarten – Judo, Sumo, Kendo und Ringen –, er legt u.a. die Prüfung für den schwarzen Judo-Gürtel ab.
Nach dem Diplom in „Sport, Erlebnis und Bewegung“ der Deutschen Sporthochschule Köln zieht es ihn für das Master-Studium nach Marburg. Dort studiert Clees während zwei Jahren „Abenteuer- und Erlebnispädagogik“: „Ich habe während dieser Zeit entschieden, dass das formale, klassische Bildungswesen – sprich Lehrer – nichts für mich ist. Stattdessen habe ich einen Monat nach meiner Rückkehr meine eigene Firma gegründet, die sich auf pädagogische Outdoor-Aktivitäten spezialisiert sowie auf Ausbildungen, die es in dieser Form im privatwirtschaftlichen Bereich in Luxemburg noch nicht gab.“
Der junge Unternehmer stellt innerhalb von vier Wochen die eigene Start-up mit dem Namen NBE („Natur – Beweegung – Entwécklung“) auf die Beine und bietet seit März 2019 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Kurse, Aktivitäten und Weiterbildungen zum breitgefächerten Themengebiet Natur an. „Mein Ziel ist es, dass Schulen, ’Maisons relais’, Gemeinden oder Verbände NBE als eine Art Partner im pädagogischen Bereich ansehen. Gleiches gilt für Betriebe, die kein klassisches Teambuilding im Restaurant anvisieren, sondern während einer Outdoor-Aktivität in Richtung Teamentwicklung gehen wollen.“ Aufgeteilt sind die Felder in drei Bereiche: von erlebnispädagogischen Programmen für Kinder und Jugendliche (Kooperation und soziale Kompetenzen fördern) über Waldpädagogik für jüngere Kinder bis hin zur Gewaltprävention und deren kampforientierte Spiele.
Gewaltprävention und Kampfsport
Letzteres stand dann auch am Samstag im Fokus – und zwar im Indoor-Format und unter Corona-Einfluss. Der FLAM genügte dafür ein Anruf bei einem siebenmaligen Jugendlandesmeister aus den eigenen Reihen. Bei der ersten Post-Quarantäne-Weiterbildung wollte der Verband seinen Karate- und Judo-Vereinen und -Trainern Ideen für kontaktlose Trainingsformen anbieten. „Es handelt sich nicht um spezifische Techniken, sondern um nachhaltige Tipps, die langfristig eingebaut und angepasst werden können“, sagt Clees und nennt das klassische Beispiel Tauziehen. „Wir haben das mit einem Judo-Gürtel ausprobiert, um die Distanzen einzuhalten. Die Teilnehmer haben einen Frisbee auf dem Kopf balanciert, das Gleichgewicht auf Medizinbällen halten müssen oder auf dem Barren.“ Methoden, die eben auch in der Gewaltprävention genutzt werden – und im Kampfsporttraining angewendet werden können.
Wie unterschiedlich und anspruchsvoll der Trainerjob sein kann, vergleicht Clees mit seiner eigenen Vergangenheit. „Ich war ein sehr aktives und aufgewecktes Kind. Mir hat Judo damals sehr geholfen, meine Energie zu kanalisieren. Das war damals nicht immer eine leichte Zeit für mich. Ich habe das Gefühl, dass es vielen Kindern ähnlich ergeht. Aber der Kampfsport hat mich als Person geprägt, in Bezug auf die Selbstsicherheit, Beherrschung, Respekt und die Tatsache, dass ich mich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen lasse.“ Auch nicht, wenn er zweimal runterzählen muss.
Der Mehrwert
„Man muss nicht ausschließlich Spezialisten aus dem Ausland einladen“, erklärt Tamara Schuh („Sportlycée“). Die Karate-Trainerin aus Kayl hat selbst in den vergangenen Jahren Weiterbildungen für die Karate-Vereine organisiert, beispielsweise mit „Sportlycée“-Ernährungsberaterin Tammy Diederich. Von den zusätzlichen Ideen des Judokas war sie hellauf begeistert. „Wir haben auch in Luxemburg viele Leute, die einen weiterbringen. Am Samstag haben wir viele Spiele gesehen, die auf verschiedenen Niveaus anpassbar sind.“ Sie selbst ist derzeit übrigens auch als Coach für Jenny Warling im Einsatz – sowohl verletzungspräventiv als auch in Bezug auf die Fitness der Europameisterin.
Generalversammlung
So ganz unspektakulär wird die Premiere also nicht werden: Nachdem der Fragebogen des ehemaligen Karate-Präsidenten Jean-Claude Roob sowie dessen Unterstützer (unterzeichnet von neun Vereinen) an die Öffentlichkeit geraten ist, dürfte vor allem der letzte Punkt der heutigen Online-Generalversammlung der FLAM mit Spannung erwartet werden. Dass bei der offenen Diskussionsrunde allerdings alle Antworten gegeben werden, ist unmöglich – da beide Parteien weiterhin gerichtlich gegeneinander vorgehen. „Wir werden, sofern es möglich ist, darauf antworten. Bei einigen Punkten laufen aber noch Gerichtsprozesse“, erklärte FLAM-Oberhaupt Serge Schaul. Die Streitigkeiten zwischen dem abgewählten Roob und der FLAM sind demnach noch immer nicht vom Tisch. U.a. folgende Fragen wurden schriftlich an Schaul gerichtet: Wie hoch sind die Kosten des aktuellen Gerichtsverfahrens zwischen der FLAM und den Karateklubs aus Strassen und Luxemburg? Von welchem Budget wird dieses Geld entnommen? Warum hat die FLAM entgegen der Statuten nur acht statt 13 Mitglieder des Karate Strassen für die Vorstandswahlen zugelassen? Warum hat der „Comité directeur“ zugestimmt, den Vereinen aus Dippach und Frisingen keine Lizenzen zu erteilen?
Los geht der Zoom-Call heute Abend offiziell um 19.00 Uhr. Bis auf die Wahl des einzigen Kandidaten für den Posten des Generalsekretärs, Jorge de Sousa, stehen keine besonderen Punkte auf der Tagesordnung.
- Tor, Titel und Trophäe: Luxemburger Leandro Barreiro gewinnt Ligapokal mit Benfica - 13. Januar 2025.
- Nach ITM-Untersuchung: Mischo bestätigt Geldstrafen für Swift Hesperingen - 8. Januar 2025.
- Marco Martino wurde am Montag beim F91 entlassen - 31. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos