/ Nellys nächster Karrieresprung rückt näher
Am Samstag ist der T71 Düdelingen zum Abschluss der Hinrunde den Musel Pikes (89:96) unterlegen. Eine Niederlage, nach der T71-Präsident Marcel Wagener nicht mit Kritik am fehlenden US-Spieler Nelly Stephens sparte, was seitdem in der luxemburgischen Basketballwelt für ordentlich Gesprächsstoff sorgt.
Krank, aber nicht krank gemeldet
Stephens war am Samstagabend erkrankt und hatte sich im Vorfeld nicht beim Präsidenten abgemeldet. Nach dem Ausscheiden aus dem Pokalwettbewerb am Donnerstag gegen Bartringen (83:102) und eben der Niederlage am Samstagabend hatte sich bei Wagener einfach Frust breitgemacht – vor allem, da er sich bewusst war, dass man mit Stephens eine Chance gehabt hätte, den Vizemeister zu schlagen: „Wir hätten dann eine Bilanz von sechs Siegen und drei Niederlagen aufweisen können, hiermit hätten wir einen ganz wichtigen Schritt in Richtung Play-offs gemacht.“ Eines wollte der Präsident jedoch nicht bewirken: dass über eine mögliche Auflösung des Vertrags mit Stephens spekuliert wird.
Kritik nur ein spontaner „Weckruf“
„Es war vielmehr eine spontane Reaktion, für Nelly sollte es eine Art Weckruf sein. Ich glaube, dass ein Präsident, der dies auch noch auf ehrenamtlicher Basis tut, immer noch das Recht hat, einen Profispieler mal kritisieren zu dürfen und ich denke auch nicht, dass Nelly das persönlich nimmt.“
Wagener betonte zudem, dass die Personalentscheidung im Aufgabenbereich des Trainers liege und gemeinsam mit Pascal Meurs und dem Team-Manager habe man sich vor der Saison entschieden, mit beiden US-Spielern weiterzumachen – eine Entscheidung, hinter der man auch noch immer stehe.
Drei Fragen an… Alexis Kreps
„Nelly ist eine Bereicherung für den einheimischen Basketball“
Kreps ist einer der wenigen US-Spieler, die nach ihrer aktiven Karriere in Luxemburg blieben. Er stand ehemals in Diensten von Heffingen, dem Racing und Düdelingen und ist zurzeit Assistant-Coach der Sparta Bartringen.
Warum die Entscheidung, nach der aktiven Karriere weiter in Luxemburg zu bleiben?
Hauptgründe waren meine Frau und die Geburt meines Sohnes Malcolm im Jahr 2001. Wir hatten uns zeitweise zwar überlegt, in die USA zu ziehen, doch ich bin in meiner Karriere viel herumgekommen und Luxemburg ist für Kinder einfach ein großartiger Ort zum Aufwachsen. Sicherheit und Bildung waren die Hauptargumente. Auch wenn es im luxemburgischen Bildungssystem hier und da Verbesserungsbedarf gibt, so muss man sich dennoch die Frage stellen, wo Kinder im Alter von zwölf Jahren sonst bereits vier oder fünf Sprachen sprechen können?
Wie ging es ab diesem Zeitpunkt weiter?
Als ich nach zwei Jahren in Frankreich zurück nach Luxemburg kam, war mir bewusst, dass meine Karriere so langsam dem Ende entgegengeht. Bereits zuvor hatte ich in Heffingen die Espoirs und beim Racing die Scolaires und Cadets gecoacht. Danach war ich auch bei Düdelingen im Nachwuchsbereich tätig, wo ich sogar Schumi ab und an betreute. Es ist einfach dieser Lehr-Aspekt, den jungen Spielern dabei zuschauen zu dürfen, wie sie sich weiterentwickeln, der mich hier begeistert. Anschließend hatte ich eine Weile nichts mehr mit Basketball am Hut, arbeitete im Familienunternehmen meiner Frau. Erst als Malcolm anfing, Basketball zu spielen, entschied ich mich, mit dem Coachen weiterzumachen.
Würden Sie einem Nelly Stephens raten, nach der Karriere in Luxemburg zu bleiben?
Ich denke, er könnte dem Basketball in Luxemburg viel bieten. Er besitzt Erfahrung und bringt bestimmt viele Ideen mit, die auch im Nachwuchsbereich genutzt werden könnten. Wenn bei ihm der Fall eintreten sollte, könnte ich ihm nur dazu raten. Man darf auch den Hauptaspekt nicht vergessen – und das ist der Spaß am Basketball!
„Vertrauen hat sich ausgezahlt“
Die aktuellen Diskussionen um Nelly Stephens sind umso bemerkenswerter, da er seit fast einem Jahrzehnt im Leibchen der Düdelinger auf dem Parkett steht. Nur wenige Profispieler schafften es in der Vergangenheit, sich so stark mit Luxemburg zu identifizieren wie der 31-jährige US-Spieler. Lediglich Derek Wilson oder Alexis Kreps fallen einem hier spontan ein: beide US-Amerikaner leben noch immer im Großherzogtum.
Zum ersten Mal ging Stephens in Luxemburg in der Saison 2009/10 auf Korbjagd und Marcel Wagener erinnert sich noch gut an die Anfänge: „Nelly hatte nie einen guten Wurf. Nach nur wenigen Wochen musste ich mir damals oft anhören, dass ich doch lieber einen neuen Profi suchen sollte. Ich habe mich von Beginn an für ihn eingesetzt ich war stets pro Nelly – und er hat das Vertrauen mehr als zurückgezahlt.“
Beliebt bei Kollegen und Fans
Nicht weniger als zehn Titel – fünf Meisterschaften und fünf Pokalsiege – feierte Stephens mit Düdelingen. Stets stellt er sich komplett in den Dienst der Mannschaft, macht die „Knaschtaarbecht“, wie es Wagener bezeichnet und stellt zudem nie eigene Ansprüche. Gerade deshalb ist er auch bei Mannschaftskollegen und Fans so beliebt. Auch für die luxemburgische Nationalmannschaft stand Stephens bei den JPEE 2015 und 2017 auf dem Parkett und hatte wesentlichen Anteil an der guten Stimmung im Team.
Dennoch ist nicht zu leugnen, dass Stephens in letzter Zeit immer wieder von Verletzungssorgen heimgesucht wurde: Bereits in den vorigen beiden Spielzeiten fehlte er während längerer Phasen der Saison und seit dem Sommer war er auch mehrere Male angeschlagen. Dass man sich mit fortschreitendem Alter nicht mehr so einfach hiervon erholt, dessen ist sich auch Wagener bewusst. Und gerade das Spiel von Nelly Stephens lebt von der Physis und Schnelligkeit. Kaum ein anderer klebt so an seinen Gegenspielern, macht diese so mürbe wie der 31-Jährige.
Somit wird man beim T71 nun die Hinrunde analysieren und sich überlegen, ob man eventuell einen dritten Profi verpflichtet, der bei Bedarf einspringen könnte. „Dies ist schon etwas, das ich zurzeit im Hinterkopf habe. Jetzt ist nichts passiert, doch was, wenn eine Verletzung oder Erkrankung genau vor einem entscheidenden Spiel eintritt? Dennoch bin ich mir bewusst, dass die Verpflichtung eines dritten Profis eine teure Geschichte ist.“
Zukunftspläne
Langsam wird sich Nelly Stephens auch Gedanken über seine Zukunft machen müssen. Liebend gerne würde Wagener seinem US-Spieler helfen, auch außerhalb des Basketballs beruflich Fuß zu fassen: „Seit drei Jahren versuche ich, ihn zu überreden, einen Trainerschein zu machen. Der luxemburgische Basketball könnte von seiner Erfahrung sicherlich profitieren. Bei den Kindern ist er enorm beliebt, für sie ist er ein großes Vorbild. Sollte er andere Vorstellungen über seine berufliche Zukunft haben, so würden wir hier in Düdelingen ihm sofort weiterhelfen. Es ist ja auch vorstellbar, dass er wie luxemburgische Spieler auch einen Beruf ausübt und dann vielleicht nebenbei auf einem anderen Level noch Basketball spielt. Ich hoffe, dass er diese Möglichkeit dann auch wahrnehmen würde.“
Auch wenn Marcel Wagener Nelly Stephens noch gerne länger im Dress des T71 sehen möchte, so weiß er auch, dass er keine Ewigkeit mehr auf diesem Niveau spielen wird. Sollte der Tag kommen, an dem man nicht mehr auf die Dienste von Stephens als Profispieler zurückgreifen wird, dann wünscht sich der Präsident einen sauberen Schnitt. Denn der letzte US-Spieler, der so lange im Dienst einer Mannschaft in Luxemburg war, war Larrie Smith bei der Sparta Bartringen – und ein solches Ende will Wagener unbedingt vermeiden.
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