Radsport / Noah Fries über seine ganz persönliche Flèche du Sud: „Nicht wieder alleine fahren“
Der luxemburgische Radsportler Noah Fries ist gestern in Esch/Alzette angekommen. Der 22-Jährige war am Mittwoch zur planmäßigen Flèche du Sud angetreten und bestritt die 675,8 Kilometer alleine. Insgesamt brauchte der Student dafür 22:56 Stunden.
Bereits auf der dritten Etappe von Bourscheid nach Bourscheid stellte sich Noah Fries die Frage, warum er sich das überhaupt antue. „Es war wirklich sehr anstrengend“, gibt der 22-Jährige zu, der seit Mittwoch alleine unterwegs war, um die planmäßige Flèche du Sud zu fahren. Die ersten beiden Etappen von Kayl nach Kayl (73,6 Kilometer) und von Rümelingen nach Rümelingen (165,0 Kilometer) konnte der Student noch vergleichsweise gut wegstecken. Auf der dritten Etappe am Freitag ging es dann aber gleich viermal nach Bourscheid hinauf – bei einer maximalen Steigung von 7,25 Prozent. „Beim letzten Anstieg bin ich am Anschlag gefahren“, erklärt Fries. „Doch die schwierigste Etappe war für mich am Samstag von Mondorf nach Mondorf (167,2 Kilometer).“
Bereits auf der Fahrt zum Startort ahnte der Fahrer des LC Tetingen, was auf ihn zukommen würde. „Es war stark am Regnen und das Thermometer zeigte sechs Grad an. Da wusste ich, dass das ein sehr langer Tag werden würde.“ Alleine von der Distanz her sollte die vierte Etappe die längste werden – zudem wartete auf der Etappe eine 200 Meter lange Kopfsteinpflasterpassage auf Fries, die er dreimal bewältigen musste. „Ich hatte nicht in Erinnerung, dass der Sektor so schwer sein würde.“ 5:45 Stunden brauchte der Radsportler am Samstag – spürbar war dies vor allem am Sonntagmorgen vor dem Start in Esch. „Am Anfang habe ich mich schlecht gefühlt“, gesteht Fries. „Doch als der Motor ans Laufen kam, ging es besser. Nach viereinhalb Stunden kam ich im Ziel an.“ Schmunzelnd erklärt der Student, dass er sich bei der Zielankunft sogar so frisch gefühlt habe, dass er noch zwei Runden hätte dranhängen können. Dass die Organisatoren die Flèche aber deswegen schwieriger gestalten müssten, hält der 22-Jährige nicht für notwendig. „Die Rundfahrt ist schwierig genug. Ich habe mich an die Distanzen gewöhnt und der letzte Tag war nicht so anspruchsvoll – deswegen fühlte ich mich im Ziel so gut.“
Mentale Herausforderung
Herausfordernd sei laut Fries vor allem das Alleine-Fahren gewesen. „Es ist mental sehr anstrengend. Im Fahrerfeld merkt man manchmal gar nicht, wie lange man schon unterwegs ist. Zudem kann man mit anderen Sportlern reden oder im Windschatten fahren, um Kräfte zu sparen. Ich habe mich während der Flèche du Sud gefragt, wie beispielsweise Ralph Diseviscourt solche Ultrarennen fahren kann. Ich glaube, da muss man im Kopf sehr fit sein.“
Im letzten Jahr wurde Fries nach der zweiten Etappe aus dem Rennen genommen, weil er das Zeitlimit überschritt. Fries war aber zuversichtlich, dass er es in diesem Jahr bis nach Esch schaffen würde. Er betont jedoch, dass es auch immer darauf ankomme, wie die Form der anderen Fahrer sei, wie die einzelnen Tage verlaufen würden oder wie die persönliche Tagesform sei. „Im nächsten Jahr werde ich dann versuchen, im Fahrerfeld anzukommen. Das ist mein nächstes Ziel – die Flèche nicht wieder alleine zu fahren.“
Nachdem der Luxemburger gestern einige Stunden Zeit hatte, seine Rundfahrt Revue passieren zu lassen, konnte er dann auch die Frage beantworten, die er sich vor allem auf der dritten und vierten Etappe stellte – warum er sich das überhaupt antue. „Es ist gut, den Organisatoren zu zeigen, dass man motiviert ist, die Flèche du Sud zu fahren. Auch wenn sie sehr schwierig ist, fahren viele Luxemburger gerne dort mit.“ Der Geografie-Student, der früher seinen Vater auf der Strecke der Flèche anfeuerte, weiß um die Bedeutung des Rennens. „Die Fahrer, die dort vorne mitfahren, sind ein paar Jahre später Profis oder sogar Weltmeister.“ Allein die Siegerliste der letzten 20 Jahre ist bemerkenswert. „Andy Schleck oder Bradley Wiggins haben hier schon triumphiert. Das ist die Weltelite von morgen, die an diesem Rennen teilnimmt. Auch deswegen hoffe ich, dass in Zukunft wieder mehr Zuschauer an die Straßen kommen.“
Mit der Beantwortung dieser Frage schließt sich der Kreis der Flèche du Sud für Noah Fries. 2021 will er sich der Herausforderung erneut stellen – in der Hoffnung, die Rundfahrt dann mit echtem Wettbewerbscharakter zu absolvieren.
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