/ Noch lange nicht Schluss: Yannick Julien mit Walferdingen mitten im Abstiegskampf
Yannick Julien gehört zu den „Oldies“ im luxemburgischen Basketball. Auch wenn er bisher mit der Résidence Walferdingen eine schwierige Saison durchlebt, gibt es seit letzter Woche einen neuen Hoffnungsschimmer.
Es gibt sie noch, die Spieler in der Total League, die Anfang oder Mitte der 1980er-Jahre geboren sind. Einer von ihnen ist Yannick Julien, der gestern seinen 35. Geburtstag feierte. Im Oberhaus wurden in der laufenden Saison nur zwei Spieler eingesetzt, die noch mehr Erfahrung mitbringen als der 1,98 Meter große Walferdinger, nämlich Elisio Delgado bei der Arantia Fels, der jedoch nur eine Partie im September bestritt, und Rückkehrer Pit Hoffmann bei der Sparta Bartringen – beide Jahrgang 1982.
In der letzten Woche siegte das Sorgenkind der vergangenen Monate, die Résidence Walferdingen, nach einem wahren Krimi gegen die Musel Pikes (104:100), ein wichtiges Erfolgserlebnis für die Spieler von Trainer Frank Baum, das nach zwei Verlängerungen hart erkämpft war. „So ein Sieg tut der Moral natürlich sehr gut“, erklärt Yannick Julien, der in dieser Partie nicht weniger als 41 Minuten auf dem Parkett stand.
Keine Selbstverständlichkeit, denn in den vergangenen Jahren lief Julien noch für seinen Heimatverein, den Gréngewald Hostert, in der Nationale 2 auf. Doch in dieser Saison wollte es der nun 35-Jährige noch einmal wissen und traf die Entscheidung, eine Spielklasse höher anzutreten, nämlich für Walferdingen, für das er vor zehn Jahren ebenfalls schon auf dem Parkett stand. „Ich habe wegen Trainer Frank Baum diesen Schritt noch einmal gewagt“, erklärt Julien.
Mehrwöchige Pause wegen Achillessehne
„Ich treffe solche Entscheidungen immer auch aufgrund der Trainer. Es gibt wohl keinen Coach, der so lange bei einem Verein tätig war wie Frank Baum bei den Musel Pikes. Für mich zählt er noch immer zu den besten Trainern hier im Land. Ich bin mir bewusst, dass ich keine Ewigkeit mehr spielen werde und als Frank Spieler mit Erfahrung suchte, habe ich den Entschluss dann gefasst. Es ist ein Schritt, den ich wirklich sehr gerne gemacht habe.“
Zu Beginn der Saison waren die Einsatzzeiten von Julien jedoch erst einmal begrenzt, anschließend zwang die Achillessehne ihn zu einer mehrwöchigen Pause. Doch seit Januar bekommt der Routinier immer mehr Spielzeit, denn der engagierte Basketballer zeigt stets hundert Prozent Einsatz, etwas, das im Kampf um den Klassenerhalt mehr denn je gebraucht wird – die Folge einer schwachen Qualifikationsrunde, in der aufgrund unterschiedlichster Ursachen gleich vier Wechsel auf den Profiposten durchgeführt wurden und welche die Résidence auf dem letzten Tabellenplatz abschloss. Nur zwei Siege sollten in 18 Spielen gelingen.
Doch mit Erfolgen gegen Zolver und die Musel Pikes ist Tabellenschlusslicht Walferdingen in die Auf- und Abstiegsgruppe gestartet und auf zwei Punkte an Fels herangerückt, das zurzeit den letzten Nicht-Abstiegsplatz belegt. Ein neuer Hoffnungsschimmer ist somit ins Alzette-Tal zurückgekehrt.
Ein steiniger Weg
Julien ist sich jedoch voll und ganz bewusst, dass der Klassenerhalt für die Résidence ein steiniger Weg ist: „Unsere Ausgangsposition zum Start der zweiten Saisonhälfte war im Vergleich zu den anderen Teams natürlich sehr schlecht. Deshalb dürfen wir uns auch kaum noch Niederlagen erlauben. Für uns geht es in jeder Partie um alles. Am Wochenende treffen mit Fels und dem Kordall zudem unsere zwei direkten Konkurrenten aufeinander, hier müssen wir schon ein wenig auf den Kordall hoffen und gleichzeitig unsere Partie gegen Heffingen gewinnen, das mit zwei Siegen auch stark in die Auf- und Abstiegsgruppe gestartet ist.
Wenn wir hier verlieren, dann ist der Bonuspunkt aus der letzten Woche wieder hin. Auch die Spiele gegen die schlechter klassierten Teams der Nationale 2 sind noch lange nicht gewonnen. Hesperingen spielt beispielsweise mit drei Non-JICL-Spielern (Spieler, die ihre erste Lizenz nicht in Luxemburg erhalten haben, d. Red.) und auch wenn das Hinspiel gegen Zolver teilweise sehr deutlich war, haben wir bei ihnen zuhause noch lange nicht gewonnen.“
In Walferdingen hofft man, so lange wie möglich die Chance auf den Verbleib in der ersten Liga aufrechtzuerhalten, noch stehen immerhin zwölf Spieltage aus. „Wie alle anderen Mannschaften auch wollten wir zu Beginn der Saison die Titelgruppe erreichen. Relativ früh war dieses Thema dann jedoch durch und wir sind daraufhin in ein Loch gefallen. Vielleicht ist der Druck zurzeit einfach weniger groß“, beschreibt Julien die aktuelle Situation seiner Mannschaft.
„Alle Spielklassen durchlaufen“
Egal ob die Résidence in den nächsten Monaten den Schritt in die Nationale 2 gehen muss oder den Klassenerhalt feiern kann, Yannick Julien will seine Basketballschuhe noch nicht an den Nagel hängen: „Ich bin nicht nach Walferdingen gewechselt, um dann nach einer Saison aufzuhören. Ich hatte in meiner Karriere bisher das Glück, dass mir schwere Verletzungen erspart geblieben sind. Die sechswöchige Pause wegen der Achillessehne war bisher die längste. Basketball ist ein Teil meines Lebens, ich habe alles durchgemacht, habe alle Spielklassen durchlaufen. Solange ich mich gut fühle, werde ich auch weitermachen.“
Vielleicht wird er ja dann in der nächsten Saison zu dem „Oldie“ auf dem Parkett avancieren, eine Position, die ihm seit Januar der Bartringer Pit Hoffmann streitig macht, der sein Comeback bei der Sparta feierte. Auf diese Bemerkung hin muss Julien lachen: „Pit und ich kennen uns schon ewig, spielen auch in der zweiten Mannschaft. Kein anderer Spieler bringt so viel Erfahrung mit wie Pit, der sämtliche Titel im luxemburgischen Basketball gewonnen hat. Er ist vielleicht nicht mehr der Schnellste, doch er weiß genau, wie er sich auf dem Platz anlegen muss. Wenn man noch immer sieben Blocks während einer Partie schafft, dann hat man es einfach drauf.“ Dennoch ist sich Julien sicher, dass er nicht wie Hoffmann aufhören und dann wieder zurückkehren wird. Wenn schon Schluss, dann richtig.
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