Taekwondo / Norbert Welu nach den Luxembourg Open: „In dieser Liga muss man professionell arbeiten“
Die sechste Ausgabe der Luxembourg Open ist Geschichte. Am vergangenen Wochenende kamen Athleten aus 58 Nationen zum G1-Turnier in die Coque. Norbert Welu, Präsident Taekwondo und Generalsekretär der FLAM, blickt im Gespräch mit dem Tageblatt auf das Turnier zurück.
Tageblatt: Norbert Welu, die sechste Ausgabe der Luxembourg Open ist Geschichte. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ablauf des Turniers?
Norbert Welu: Bei einer sechsten Ausgabe hat man schon eine gewisse Routine. Es gibt zwar immer neue Dinge, die passieren, aber wir managen das schon sehr gut. Wir bekommen jedes Mal ein Feedback vom Weltverband. Aktuell bin ich dabei, die Berichte dafür zu schreiben. Es ist ein ganzer Fragenkatalog, den ich ausfüllen muss. Es geht um die Halle, um die Schiedsrichter oder um die Teilnehmer. Es war aber auch ein „Technical Delegate“ vor Ort, der alles überprüft hat. Er hatte nach dem Turnier ein Lächeln im Gesicht und hatte die Hände nicht über dem Kopf verschränkt. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Nach der Bewertung des Weltverbands werden wir wissen, ob wir wieder ein Turnier auf diesem Niveau organisieren dürfen. Bis jetzt hat immer alles gepasst.
Damit dieses Turnier so reibungslos abläuft, haben Sie professionelle Teams organisiert. Wie sieht es in finanzieller Hinsicht mit dem Turnier aus?
Ich habe von Anfang an auf professionelle Teams bei der Organisation und Ausführung gesetzt. Ich zahle lieber Profis Geld, die aber zuverlässig sind und solche Turniere fast jedes Wochenende machen. Das kostet ein paar Euro mehr, aber wenn man in dieser Liga mitspielen will, muss man professionell arbeiten. Nach den ersten Ausgaben haben wir rote Zahlen geschrieben. Wir sind noch bei der Schadensbegrenzung. Wir haben aber das große Glück, das Tourismus-Ministerium an unserer Seite zu haben. Immerhin ziehen wir 2.000 Menschen nach Luxemburg und machen Werbung für das Land. Sie helfen uns mit einer finanziellen Spritze. Dieses Jahr sollten wir dank der sehr guten Teilnehmerzahl schwarze Zahlen schreiben. Da bin ich optimistisch. Die Zahlen sind aber noch nicht fix.
Blicken wir auf das Sportliche: Wie haben Sie das Niveau am vergangenen Wochenende wahrgenommen?
Das Niveau ist sehr hoch. Es ist ein Weltranglistenturnier, 58 Nationen kamen hierher. Die Athleten sammeln Punkte, um vielleicht mal bei einer Weltmeisterschaft oder Olympia zugelassen zu werden. Es kommen Regionalkader und Nationalmannschaften hierher. Vor 14 Tagen war die WM in Baku. Danach haben sich noch 30 Senioren gemeldet, die gerne bei uns antreten wollten, um Punkte zu sammeln. Wir konnten sie alle noch aufnehmen. Wir haben uns in kurzer Zeit einen sehr guten Namen gemacht und sind ein renommiertes Turnier geworden.
Wie sind die Leistungen der Luxemburger zu bewerten? Sekou Coulibaly, der noch immer nicht die luxemburgische Staatsbürgerschaft erhalten hat, konnte eine Bronzemedaille mitnehmen.
Sekou Coulibaly hat es leider nur bis zur Bronzemedaille geschafft. Wir erwarten uns aber mehr von ihm. Aber gut, Taekwondo geht schnell. Ich habe schon Bauern gesehen, die Könige vom Thron gestürzt haben. Sekous Leistungen waren in Ordnung. Er hat riesiges Potenzial. In der ersten Runde gewann er gegen einen Deutschen, dann gegen einen Franzosen und in der dritten Runde war gegen einen Ukrainer Schluss. Leider hat er immer noch nicht die luxemburgische Staatsbürgerschaft. Wir haben dadurch schon zwei Weltmeisterschaften mit ihm verpasst und nun auch die European Games. Er hat den Test zur Staatsbürgerschaft mehrfach nicht bestanden. Er spricht von Haus aus kein Luxemburgisch, nur Französisch und Spanisch. Wir zwingen ihn, Luxemburgisch zu reden und er gibt sich viel Mühe, aber die Sprachbarriere macht uns einen Strich durch die Rechnung.
Für Isabelle Faber, die sich für die European Games qualifiziert hat, waren die Luxembourg Open schneller beendet …
Isabelle ist nur sehr zögerlich in ihren ersten Kampf reingekommen. Dann erhielt sie auch noch eine falsche Entscheidung. Ihre deutsche Gegnerin sollte einen Minuspunkt bekommen, den Isabelle aber bekommen hat. Sie hat den Kampf daraufhin verloren. Es war nicht ihr bester Tag.
Dieser Fehler hätte der luxemburgischen Delegation doch auffallen müssen, oder?
Ja, das muss man so sagen. In der Hitze des Gefechts geht aber alles sehr schnell. Dennoch: So etwas darf uns nicht passieren, da müssen wir an uns arbeiten.
Wie sieht es im Nachwuchsbereich aus?
Wir hatten in diesem Jahr einige Luxemburger im Nachwuchsbereich bei den Junioren und Cadets am Start. Seit zwei Jahren ist Waldemar Helm für sie als Nationaltrainer zuständig. Wir wollen mit ihnen an solchen Turnieren dieser Kategorie teilnehmen. Manche kamen einen Kampf weiter, andere nicht. Wir haben uns aber gut verkauft, wenn auch noch viel Luft nach oben ist. Ein solches Turnier ist aber auch ein Aushängeschild für die ganz jungen. Und das wollen wir erreichen: Wir wollen Lust auf mehr machen.
Wie sieht es für die Zukunft aus: Steht eine Organisation einer EM der Junioren und Cadettes im Raum?
Wir wurden schon vom europäischen Verband darauf angesprochen. Wir haben uns die Tür offen gelassen, aber es gibt noch viele Wenn und Aber. Um eine Europameisterschaft zu stemmen, muss ich mich erst mal an das Sportministerium wenden. Die Luxembourg Open kosten bereits 120.000 bis 130.000 Euro. Eine EM verdreifacht das sicherlich mindestens.
- Espoirs: Souveräner Mathieu Kockelman- Debatte um den Start - 13. Januar 2025.
- Rennen der Elite: Bettendorff feiert Start-Ziel-Sieg - 13. Januar 2025.
- Luc Wirtgen wird 2025 als „Capitaine de route“ für Alaphilippe und Hirschi fahren - 8. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos