Die Splitter / Notizen aus Paris: Eine Premiere am Wochenende und die Suche nach einem Nachfolger
Nach Khelif holt auch Lin Gold
Boxerin Lin Yu-ting hat in der aufgeheizten Geschlechter-Debatte einen goldenen Schlusspunkt gesetzt. Einen Tag nach der Algerierin Imane Khelif gewann die 28-Jährige aus Taiwan ihr Olympiafinale und sicherte sich ungeachtet des immensen Drucks die Goldmedaille. Lin setzte sich auf dem Court Philippe Chatrier im Federgewicht gegen die Polin Julia Szeremeta mit einem einstimmigen Punktsieg durch. Nach der Urteilsverkündung kniete sie im Ring nieder und küsste den Boden.
Am Freitag hatte sich Khelif im Weltergewicht gegen die Chinesin Yang Liu zur Olympiasiegerin gekürt und anschließend große Genugtuung verspürt. Der Erfolg sei auch eine Antwort auf die gegen sie geführte Kampagne, sagte die 25-Jährige: „Das ist meine Antwort, ich bin eine starke Frau.“
Um Khelif und Lin gab es eine heftig geführte Startrecht-Debatte, die weit über die Frage der sportlichen Fairness hinausging und eine gesellschaftspolitisch aufgeheizte Stimmung hinterließ. „Sollen sie doch reden. Ich habe in dieser Sache ein reines Gewissen!“, hatte Lin dem taiwanischen Fernsehsender CNA während der Spiele gesagt.
Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher geklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee nicht mehr anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden. Sie hätten laut IBA „im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile“ gehabt.
Das IOC nannte es eine „willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren“ und ließ Khelif und Lin in Paris teilnehmen.
Bach sucht den nächsten Bach
Nun also doch: Thomas Bach will 2025 abtreten. Wie geht es weiter beim Internationalen Olympischen Komitee? Wer auch immer im kommenden Jahr auf den IOC-Präsidenten folgt, müsse sich an eine „neu entstehende Weltordnung mit aufstrebenden politischen Mächten“ anpassen, zugleich die „Digitale Revolution“ meistern.
Bach hat seine Entscheidung am Samstag kommuniziert: 2025 ist Schluss, nach zwölf Jahren an der IOC-Spitze. Die monatelangen Spekulationen, der Präsident könnte einer Änderung der IOC-Verfassung zur Verlängerung seiner Amtszeit zustimmen, fanden damit kurz vor dem Abschluss der Sommerspiele in Paris ein Ende.
Bachs Nachfolger oder Nachfolgerin wird bei der 143. IOC-Session im März 2025 in Griechenland gewählt. Das Mandat beginnt am 24. Juni 2025. So lange werde er noch „das Steuerrad unseres Schiffes“ lenken, erklärte Bach in einer an Bildern reichen Rede.
Nachfolgekandidaten hatten sich im Schatten des Sonnenkönigs kaum herauskristallisieren können. Leichtathletik-Weltverbandspräsident Sebastian Coe zeigt zwar regelmäßig Kante und tritt im IOC gewissermaßen als Anti-Bach auf, genau deswegen dürfte er aber nicht (mehr) viele Unterstützer in der Ringe-Organisation haben. Wahrscheinlicher ist, dass Bach das IOC an eine Vertrauensperson übertragen möchte – etwa die frühere Schwimm-Olympiasiegerin Kirsty Coventry (40) aus Simbabwe, die auch schon der IOC-Exekutive und damit Bachs engstem Zirkel angehörte.
„Mich selbst beeindruckt“
Basketball-Star Stephen Curry hatte selbst nicht mit einer derartigen Gala zur Goldmedaille gerechnet. „Ich habe mich selbst beeindruckt“, sagte Curry über seinen letzten Treffer. Im Rückwärtsschritt überwarf er zwei Gegenspieler und machte im Finale den Olympiasieg über Gastgeber Frankreich perfekt (98:87).
„Bei jedem Wurf glaubt man, dass er reingeht“, sagte Curry hinterher: „Aber das war das Ende einer ganzen Serie solcher Würfe. Am Ende des Tages sah ich nur noch den Korb. Ich sah nicht, wer vor mir stand.“
Nach, für seine Verhältnisse, eher unauffälligen drei Vierteln zuvor, drehte Curry im Schlussabschnitt noch einmal ordentlich auf. Nachdem die Franzosen auf zwischenzeitlich drei Punkte herangekommen waren, traf Curry dreimal innerhalb von zwei Minuten für neun Punkte. „Diese letzten Minuten waren besonders. Die Jungs haben mich gepusht“, sagte Curry, der zum ersten Mal Gold gewann: „Es ist ein bisschen erleichternd.“ So etwas werde sich nicht so schnell wiederholen.
Premiere für Italien
Italiens Volleyballerinnen haben erstmals Olympia-Gold gewonnen. Im Finale von Paris setzte sich die Mannschaft von Trainer Julio Velasco ebenso verdient wie souverän 3:0 (25:18, 25:20, 25:17) gegen die USA durch. Herausragende Spielerin bei der „Squadra Azzurra“ war Paola Ogechi Egonu, die 25-Jährige machte 22 Punkte. Nach einer Spielzeit von 1:13 Stunden nutzten die Italienerinnen ihren zweiten Matchball – und ließen sich dann in der Arena Sud feiern.
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