Die Splitter / Notizen aus Paris: Von der „Rattenplage“ und dringenden Zwischenstopps während eines Rennens
Ungeplanter Zwischenstopp
Plötzlich hatte es Nils Politt ganz eilig. So eilig, dass der deutsche Radprofi sogar sein Rennrad an die Seite stellte. Am pittoresken Café des Deux Moulins, bekannt aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“, reizten Politt während des Straßenrennens der Olympischen Spiele weder der Avocado-Toast noch die Quiche des Tages. Für die „Formule midi“ war er nach 15.00 Uhr auch zu spät. Nein, Politt trieb ein Notfall auf die Toilette der von Fans überfüllten Gaststätte.
„Ich war in der richtigen Gruppe, hatte gute Beine. Aber von jetzt auf gleich fingen die Magenprobleme an“, sagte Politt, der das Ziel nach 273 km letztlich als 70. mit 19:55 Minuten Rückstand auf Olympiasieger Remco Evenepoel erreichte: „Da ging dann nichts mehr, ich bin sehr enttäuscht.“ Immerhin, nach Verrichtung der Notdurft feierten ihn die anwesenden Gäste auf dem Weg zurück in den Sattel.
Das Video seines Blitz-Besuchs im berühmten Café an der rue Lepic 15 ging im Internet viral. Politt, von den Fans an der Strecke und im Internet gleichermaßen gefeiert, wurde zum heimlichen Star des Straßenrennens, das die Massen begeisterte und denkwürdige Bilder produzierte. Hunderttausende verfolgten das Rennen durch die Pariser Innenstadt, die Stimmung am Montmartre erinnerte an L’Alpe d’Huez, die Stufen an der Sacré-Cœur dienten als Tribüne für Rad-Enthusiasten.
Lyles holt Gold über 100 m
Mission erfüllt: Sprintstar Noah Lyles hat sein Versprechen eingelöst und Olympia-Gold über die 100 m nach 20 Jahren zurück in die USA geholt. Der Weltmeister rannte im spektakulären Finale von Paris 9,79 Sekunden und war damit in einem Fotofinish nicht zu halten. Hinter Lyles sicherte sich der Jamaikaner Kishane Thompson Silber, er lag nur fünf Tausendstel zurück. Bronze holte im Stade de France Lyles’ Landsmann und Ex-Weltmeister Fred Kerley (9,81). Mit seinem unwiderstehlichen Goldlauf versöhnte Lyles auch wieder die Heimat, schließlich mussten die USA seit 2004 auf einen Olympiasieger über die 100 m warten. Damals in Athen hatte Justin Gatlin triumphiert, danach begann die Ära Usain Bolt.
Es war verrückt. Es gibt fast keine Worte, um das zu beschreiben. Es war, als hätte man die Tour de France und die Tour des Flandres zusammengetan.Luxemburger Radfahrer
Erst Gold, dann Verlobung
Ausgerechnet in der Stadt der Liebe hat die chinesische Badminton-Spielerin Huang Yaqiong einen unvergesslichen Tag erlebt. Zunächst gewann sie am Freitag in Paris gemeinsam mit Zheng Siwei Olympia-Gold im Mixed-Doppel, ehe ihr Freund Liu Yuchen ihr noch in der Halle einen Heiratsantrag machte.
Nach der Medaillenzeremonie in der La Chapelle Arena stand Liu, ebenfalls Badminton-Spieler, plötzlich vor seiner Freundin. Aus seiner Hosentasche holte er einen Verlobungsring hervor, sank auf die Knie und stellte die Frage aller Fragen – die 30-Jährige sagte „Ja“. Huang gab im Anschluss zu, der Antrag sei „sehr überraschend“ gekommen: „Heute bin ich Olympiasiegerin geworden und habe mich verlobt. Ich denke, der Ring passt sehr schön an meinen Finger.“
Top und Flop
Top: Null Ratten
Fast zwei Wochen Olympia-Alltag in Paris sind bereits um – und noch immer lief uns keine Ratte über den Weg. Eine perfekte Quote, bei der es hoffentlich bleiben wird.
Flop: Seine zu dreckig
Die schlechte Wasserqualität der Seine sorgt bei den Olympischen Sommerspielen in Paris weiter für Probleme. Am Samstagmorgen wurde das Schwimmtraining für den Mixed-Wettbewerb im Triathlon abgesagt, der heute stattfinden soll. Wie die Organisatoren mitteilten, sei angesichts erwarteter schlechter Messwerte frühzeitig eine Entscheidung getroffen worden. Auch am Sonntag fiel das Training aus.
Die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage hätten einen Abfall der Wasserqualität zur Folge. Als Folge von Regenfällen steigt die Menge an Fäkalien-Bakterien im stark belasteten Fluss. Die Verantwortlichen erwarten eine Verbesserung der Wasserqualität.
Gut zu wissen
3.000 m Hindernis
Am Montag ist Ruben Querinjean über 3.000 Meter Hindernis gefordert – eine Disziplin, die in Luxemburg nicht den größten Bekanntheitswert hat, was sich aber mit folgenden Informationen ändern kann. Anders als bei den Hürdenläufen sind die Hindernisse in der Disziplin feste Einrichtungen. Bei den Männern sind sie 91,44 Zentimeter hoch, bei den Frauen 76,20. Sie können so übersprungen werden, jedoch ist es auch erlaubt, das Bein aufzusetzen. Der Wassergraben ist derweil 3,66 Meter lang, vor ihm steht ebenfalls eine Hürde. Direkt hinter dieser ist der Graben bis zu 70 Zentimeter tief, flacht dann aber immer mehr ab. Insgesamt müssen die Läufer 28 Mal die Hindernisse und siebenmal den Wassergraben überwinden.
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