Gegenpressing, die EM-Kolumne / Nur die Kasse zählt
Es ist nicht neu: Das Netz kennt kein Erbarmen. Nicht mit Pleiten, Pech und Pannen auf dem Platz – und schon gar nicht mit Marketing, Glitzer und Brimborium während pompöser Fußballturniere. Wer rieb sich am Freitagabend nicht verwundert die Augen, als (so behaupteten zumindest böse Zungen auf Twitter) Philipp Lahm mit seinem Mini-VW einen Spielball in Richtung Mittelkreis fuhr? Der Spielzeugwagen des UEFA-Sponsors hatte statistisch gesehen mehr Ballkontakt als die Türkei – und könnte theoretisch sogar 90 km/h erreichen, hieß es in einer späteren Mitteilung des deutschen Unternehmens. Sowohl diese Information als auch die eigentliche Aktion: überflüssig wie die Pläne für eine Super League.
Das gilt übrigens auch für Maskottchen, sportübergreifend. „Skillzy“ wurde von der FUMS-Redaktion schon im Vorfeld des Turniers als ein „Kai Pflaume auf Drogen“ beschrieben. Zugegeben: Es gibt beim aktuellen Modell einen Grund zur Freude. Das Ding trägt, anders als seine Vorgänger, eine Hose. Allerdings sind weder die locker-lässig umgekrempelte Capri-Länge noch die hellblaue Farbe ein Hingucker – und diesmal wird auch Corona nicht als Entschuldigung dienen können: Das Marketing-Desaster stand bereits 2019 in den Startlöchern. Schlimmer als sein Outfit ist sein furchteinflößendes Gesicht. Er schielt und „sieht aus, als würde er deine Seele im Schlaf auffressen“, twitterte ein User.
Na, neugierig geworden? Wer mit diesem Hintergrundwissen jetzt noch freiwillig 90 Sekunden seines Lebens verschwenden will, findet das Werbevideo auf der Internetseite der UEFA.
Fassen wir also zusammen: „Skillzy“ soll, aufgrund seines Banlieue-Chic, eine junge Zielgruppe ansprechen. Er steht für schönen Straßenfußball, Dribblings, Freestyle und künstlerische Einlagen. Mag sein, dass in einigen Austragungsorten des EM-Wanderzirkus die Straßen von talentierten und ballverliebten Menschen überflutet werden – auf dem Rasen würden diese allerdings eiskalt weggeflext werden. Entfernter von der Realität könnte „Skillzy“ also nicht sein.
Genau wie die Träumer und Fußballpuristen, die noch immer an die richtigen Werte glauben. Von wegen, nur die Liebe zählt: Für den 2021er Kai Pflaume geht es nur um Moneten. Die UEFA hat’s schon lange erkannt. Bei der paneuropäischen Splitter-EM rollt der Rubel an allen Ecken und Enden. Dagegen hat die altbackene TV-Show seit 2011 (dies bedurfte einer Recherche …) ausgedient. Mit Herzen kann man schließlich nichts kaufen.
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