Fußball-Europameisterschaft / Pizza ja, Playstation nein: Italien fühlt sich wie 2006
Titelverteidiger Italien fühlt sich in Deutschland wieder pudelwohl. Nur die Regeln sind 18 Jahre nach dem WM-Triumph strenger.
Pizza ist erlaubt in der Casa Azzurri, Tischtennis ebenfalls. Die eigene Playstation und Kopfhörer stehen in Iserlohn dagegen auf dem Index. Ein bisschen strenger als beim WM-Triumph 2006 geht es schon zu bei der italienischen Fußball-Nationalmannschaft, ansonsten aber fühlt sich der Titelverteidiger in Deutschland 18 Jahre nach dem WM-Triumph in Berlin mal wieder pudelwohl – und ist bereit für einen erneuten Coup.
Das liegt an der Casa Azzurri, dem nachts blau angestrahlten Team-Camp mit allerlei Wohlfühloasen, aber auch an den Tausenden Fans vor Ort. Die angereisten Tifosi „geben uns das Gefühl, zu Hause zu sein – so war es 2006, und so ist es jetzt wieder“, sagt Torhüter-Ikone Gianluigi Buffon. Der 46-Jährige reckte damals den WM-Pokal in die Höhe, nun ist er als Delegationsleiter mit dabei.
Diesmal allerdings, das weiß auch Buffon, zählt Italien nicht zu den Topfavoriten. Die Qualifikation gelang erst am letzten Spieltag mit gerade einmal 14 Punkten aus acht Spielen, beide Partien gegen England gingen verloren. Zudem fehlen die ganz großen Namen im Kader. Die italienische Mannschaft werde „unterschätzt“, sei aber „sehr wettbewerbsfähig“, sagt Buffon vor dem Auftakt gegen Albanien am Samstag (21.00 Uhr) in Dortmund.
Prominentester Name im Team ist Gianluigi Donnarumma, Buffons Nachfolger im Tor, der mit 62 Länderspielen auch der erfahrenste Akteur im Team von Trainer Luciano Spalletti ist. Weitere Stützen sind Angreifer Federico Chiesa, der in Brasilien geborene Jorginho oder dessen Mittelfeld-Nebenmann Nicolo Barella. Dahinter wird es schon dünn.
Auch die Vorbereitung lief eher mäßig. „Azzurri, ihr müsst noch viel arbeiten! Italien verdient Vertrauen und Unterstützung, das Team ist aber noch weit von einer Traummannschaft entfernt“, schrieb die Zeitung Tuttosport nach dem „traurigen 0:0“ gegen die Türkei. Das magere 1:0 bei der Generalprobe gegen Bosnien-Herzegowina fünf Tage später in Empoli war ebenfalls keine Glanzleistung.
Aber vielleicht hilft ja die neue Umgebung in Deutschland, so wie 2006. Damals entstand im Duisburger Stadtteil Huckingen im Hotel Landhaus Milser ein Teamspirit, von dem Buffon und Co. noch heute schwärmen. Nur 65 Kilometer Luftlinie sind es von Iserlohn bis Duisburg, ein Ausflug ist aber nicht geplant. „Wir lassen es bei den Erinnerungen, weil die Erinnerung oft viel schöner ist als die Realität“, sagt Buffon.
Mitgefiebert wird im Landhaus Milser dennoch: In der dortigen Taverne werden alle Spiele live gezeigt, auf der EM-Speisekarte stehen „leckere Häppchen und Pizza“. Klingt fast wie damals, beim italienischen Sommermärchen.
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