Radsport / Pogacar dominiert auch im Wetter-Chaos
Die Schlusswoche des Giro d’Italia beginnt mit einem Streik. Wegen des schlechten Wetters erzwingen die Fahrer eine Streckenänderung. Am Ende gewinnt mal wieder Tadej Pogacar.
Dominator Tadej Pogacar hat die stark verkürzte 16. Etappe beim Giro d’Italia nach einem Angriff im letzten Anstieg gewonnen und seinen fünften Tagessieg gefeiert. Das ursprünglich als Königsetappe bezeichnete Teilstück der Rundfahrt war am Vormittag wegen schlechter Witterungsbedingungen von 202 auf 118 Kilometer verkürzt worden, nachdem die Fahrer mit Streik gedroht hatten.
Dem starken Schneefall in den Bergen wurde durch die Verkürzung zwar vorgebeugt, gute Bedingungen herrschten aber trotzdem nicht. Fast die gesamten drei Stunden hatten die Fahrer mit Regen zu kämpfen. Dazu kam der knallharte Anstieg über 23,4 Kilometer zum Panider-Sattel (1.365 Meter).
Diesen passierte Ex-Weltmeister Julian Alaphilippe als letzter Verbliebener einer vierköpfigen Ausreißergruppe als Führender. Im Schlussanstieg musste dann aber auch der Franzose rausnehmen. Etwa 1.500 Meter vor dem Ziel trat Pogacar, der trotz der Kälte im kurzärmligen Maglia Rosa unterwegs war, an und ließ seine Konkurrenten erneut mühelos stehen. Zweiter wurde der erst 20 Jahre alte Giulio Pellizzari aus Italien.
Thomas fällt zurück
Im Gesamtklassement baute der 25-jährige Pogacar seinen Vorsprung damit weiter aus. Neuer Zweiter ist der Kolumbianer Daniel Felipe Martinez vom Team Bora-hansgrohe mit einem Rückstand von 7:18 Minuten. Geraint Thomas konnte am Schlussanstieg nicht mehr folgen, der britische Routinier ist mit 7:40 Minuten Rückstand nun Dritter.
Die Organisatoren wollten trotz der Umstände den Start in Livigno beibehalten – die Stadt hatte dafür bezahlt. Um 11.50 Uhr hätte das Feld dort zumindest für Fotos posieren sollen, doch niemand kam. Da am Umbrail-Pass Temperaturen von zwei Grad und eine Schneewahrscheinlichkeit von 95 Prozent prognostiziert wurden, verweigerten die Radprofis ihren Start. „Solche Bedingungen bergen erhebliche Gesundheitsrisiken“, teilte die Fahrer-Gewerkschaft CPA mit. Sie stünden nicht im Einklang mit den Regularien des Weltverbandes UCI bei extremen Witterungsbedingungen.
Der Veranstalter RCS entschied schließlich, die Etappe mit einigen Stunden Verspätung in Laas zu starten. Insgesamt waren für die Fahrer bei Regen und tiefen Temperaturen noch 118,7 Kilometer zurückzulegen. „Es ist wirklich schlechtes Wetter“, sagte Pogacar. „In unserem Hotel, das in 1.900 Metern Höhe liegt, habe ich bereits Schneeflocken gesehen. 600 Meter höher ist es sicher voller Schnee. Es ist gefährlich, dort abzufahren.“
Dadurch wurde auch der Anstieg auf den Giogo di Santa Maria (2.498 Meter) aus der Etappe gestrichen. Dieser war erst in der Vorwoche wegen Lawinengefahr auf der ursprünglich geplanten Route zum Stilfser Joch ins Programm aufgenommen worden.
Scharfe Kritik an Rennleitung
Nach der Abfahrt in Livigno sollte am Dienstag eigentlich der 2.498 Meter hohe Umbrail-Pass überquert werden, ehe es weiter in Richtung Zielort Gröden geht. Ursprünglich hatte der Veranstalter RCS vorgesehen, auf der Spitze des Passes eine Haltezone einzurichten, wo die Fahrer bei einer dreiminütigen Pause die Möglichkeit gehabt hätten, sich umzuziehen.
„Wir schreiben das Jahr 2024. Es ist inakzeptabel, Rennen unter solchen Umständen abzubrechen und wieder aufzunehmen“, schrieb die CPA weiter. Der Umbrail-Pass war erst in der vergangenen Woche anstelle des 2.758 Meter hohen Stilfser Jochs in die Route aufgenommen worden.
Vor allem das Verhalten der Rennleitung sorgte für Kritik im Fahrerfeld. „Es ist lächerlich. Entweder sind sie noch nie Fahrrad gefahren oder sie haben nicht darüber nachgedacht. Wir werden die Etappe bewältigen, wenn sie sie in einem Cabrio bewältigen“, sagte der Franzose Valentin Paret-Peintre vor dem Rennen. Sein Landsmann Alaphilippe sagte, er wolle „Schneemänner bauen“.
„Als wir einmal losgefahren waren, war es in Ordnung“, sagte Pogacar, der bei der Zieldurchfahrt seine Etappensiege genüsslich abzählte. Eine Hand ist schon voll. Dabei hatte er am Montag noch gesagt, mit Blick auf die Tour de France „in der Schlusswoche konservativer fahren“ zu wollen. (SID/dpa)
Im Überblick
107. Giro d’Italia, 16. Etappe: Laas – Santa Cristina Valgardena (Monte Pana) (118,7 km):
1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 2:49:37 Stunden, 2. Giulio Pellizzari (Italien/VF Group- Bardiani CSF-Faizanè) 0:16 Minuten zurück, 3. Daniel Felipe Martinez (Kolumbien/Bora-hansgrohe) gleiche Zeit, 4. Christian Scaroni (Italien/Astana Qazaqstan Team) 0:31, 5. Antonio Tiberi (Italien/Bahrain-Victorious) 0:33, 6. Thymen Arensman (Niederlande/Ineos Grenadiers) 0:38, 8. Michael Storer (Australien/Tudor Pro Cycling Team) 0:42, 9. Ewen Costiou (Frankreich/Arkea-B&B Hotels) gleiche Zeit, 10. Aurélien Paret-Peintre (Frankreich/Decathlon Ag2r La Mondiale Team) 0:45, … 32. Michel Ries (Luxemburg/Arkea-B&B Hotels) 5:14
Stand in der Gesamtwertung nach 16 von 21 Etappen:
1. Pogacar 59:01:09 Stunden, 2. Martinez 7:18 Minuten zurück, 3. Geraint Thomas (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 7:40, 4. Ben O’Connor (Australien/Decathlon Ag2r La Mondiale Team) 8:42, 5. Tiberi 10:09, 6. Arensman 10:33, 7. Romain Bardet (Frankreich/Team dsm-firmenich PostNL) 12:18, 8. Filippo Zana (Italien/Team Jayco AlUla) 12:43, 9. Einer Rubio (Kolumbien/Movistar Team) 13:09, 10. Jan Hirt (Tschechien/Soudal Quick-Step) 14.07, … 30. Ries 57:44
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