Fußball / Racing und Niederkorn: Der Conference-League-Vergleich
Es geht um das letzte Ticket für die Conference League, aber auch um sehr viel Geld – und dementsprechend auch um Planungen für die anstehende Saison: Gemeint ist das nationale Europapokal-Finale zwischen RFCU Lëtzebuerg und dem Progrès Niederkorn. Beide Anwärter auf Platz vier trennt vor ihrem direkten Duell nur ein Punkt.
Wie es der Zufall so will, kommt es am 30. Spieltag der BGL Ligue zu einem wahren Showdown im Kampf um die Rollenverteilung für die Sommermonate. An der Spitze ist weiterhin ungeklärt, wer sich für die Champions League anmelden darf – und auf den Plätzen vier und fünf hoffen mit Racing und Progrès zwei Mannschaften darauf, sich auf den letzten Drücker für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Spannender könnte es an diesem Sonntag definitiv nicht zugehen …
Das „Europapokalfinale“ im Stade Achille Hammerel ist vor allem für den späteren Sieger von lukrativem Interesse. Obschon noch nicht feststeht, wie hoch die UEFA-Solidaritätszahlungen in der neu geschaffenen Conference League ausfallen, winkt dem Sieger wahrscheinlich wieder eine ähnliche Summe. Aufgrund der Zuschüsse der vergangenen Jahre kann nur grob geschätzt werden, in welchem Bereich sich die Unkostenbeteiligung des europäischen Verbandes bewegen wird. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren gab es für die Teilnahme an einer ersten Runde der Champions League 280.000 Euro, in der Europa League waren es 240.000 Euro. Die neu geschaffene Conference League siedelt sich eine Etage tiefer an – mit insgesamt 184 Teilnehmern (davon drei aus Luxemburg). Anders als im letzten Jahr sind diesmal wieder Hin- und Rückspiele geplant.
Dass RFCU Lëtzebuerg und Progrès Niederkorn in dieser Saison aber überhaupt noch um den Europapokaleinzug spielen, war aufgrund des holprigen Meisterschaftsstarts der beiden nicht unbedingt abzusehen. Lange hatte Déifferdeng 03 die besseren Karten – doch der Fusionsverein wurde in der zweiten Saisonhälfte durchgereicht. Jeunesse, Strassen, Hostert und Wiltz gehörten zeitweilig ebenfalls zum Kandidatenkreis, haben sich aber bereits Anfang Mai aus dem Rennen verabschiedet.
Holpriger Start
Dass der Racing und Niederkorn der Konkurrenz gleich hinterherlaufen mussten, hatte außersportliche Gründe: Corona funkte beim Auftakt, der also ebenfalls mit einem direkten Duell hätte beginnen sollen, dazwischen. Wetter und Virus hatten zur Folge, dass diese besagte Partie am Ende viermal verlegt werden musste. Unabhängig davon verliefen die Hinrunden der beiden EP-Anwärter miserabel: Es gab jeweils vier Niederlagen und ein Remis bei nur zwei (Progrès) bzw. drei (RFCUL) Siegen.
Mitten im Corona-Dschungel verloren die Gelb-Schwarzen zudem ihrem Kapitän: Sébastien Thill schaffte den Sprung ins Profilager. Im Sommer hatten mit Mayron de Almeida und Emmanuel Françoise bereits zwei weitere Offensivwaffen neue Arbeitgeber gefunden. Ryad Habbas (im Juli) und Bilal Hend (im Januar) wurden verpflichtet, um die Lücken zu schließen. Der Erfolg setzte im Herbst aber nicht gleich ein, stattdessen versuchte man es mit einem Trainerwechsel: Roland Vrabec, dessen professionelle Einstellung nicht mehr in den familiären Rahmen passte, wurde im Winter durch Stéphane Leoni ersetzt.
Doch das Verletzungspech hielt an: Yann Matias und Neuzugang Kevin Holtz erlitten im Laufe der Saison einen Kreuzbandriss, Leistungsträger wie Tom Laterza, Yannick Bastos, Metin Karayer, Ben Vogel oder auch Belmin Muratovic mussten ebenfalls verletzungsbedingte längere Pausen einlegen. Die Aufholjagd ist trotz aller Sorgen geglückt. Seit dem 11. April ist Niederkorn in zehn Spielen ungeschlagen. Unter Leoni holte Niederkorn 45 Punkte in 22 Spielen.
Formkurve zeigt nach oben
Gegner Racing hat zuletzt acht Spiele ohne Niederlage aneinandergereiht – und derzeit einen Punkt mehr in der Tabelle. Die Formkurve zeigt 2021 nach oben: Bis auf die Niederlagen gegen die Top drei (F91, Fola und Swift) sowie die Pleiten gegen Hostert und Strassen gab es abgesehen vom 1:1 gegen Düdelingen ausschließlich Erfolge. Einen klaren Trend gab es auch bei den etlichen knappen Siegen, die sich der Verein von Präsidentin Karine Reuter oft erst in den Schlussminuten sicherte. Verantwortlich dafür waren meist Mana Dembélé (14 Tore) oder Yann Mabella (13 Tore). Die Enttäuschung der Rückrunde ist in dieser Hinsicht wohl Yannis Tafer. Der prominente Neuzugang stand in 21 Begegnungen nur zehnmal im Racing-Kader.
Trainer Régis Brouard steht nach zwei Jahren in der Hauptstadt bereits auf dem Abstellgleis. Sein auslaufender Vertrag wird wohl nicht verlängert werden, auch wenn sich der Verein noch nicht zum Thema äußern wollte. Zuletzt kursierte immer wieder der Name Jeff Saibene in den Kulissen.
Einen klaren Favoriten gibt es aufgrund der Resultate der vergangenen Wochen nicht. Beide Mannschaften hielten dem Druck stand und ließen sich nicht abschütteln. Das Hinspiel endete am 31. März mit einem 2:0-Erfolg für die Niederkorner Hausherren: In der ersten Hälfte traf Hend nach einem Handspiel von Pit Simon vom Punkt, im zweiten Durchgang erhöhte Issa Bah nach einer Vorlage von Kempes Tekiela.
Am Sonntag kann sich Progrès Niederkorn zum fünften Mal in Folge für das internationale Geschäft qualifizieren. Beim Racing wartet man nach dem Pokalsieg 2018 (sowie der Erstrunden-Teilnahme 2008 gegen Kalmar) auf die dritte Qualifikation.
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