/ „Er war ein Superstar“: Der italienische Journalist Marco Bonarrigo spricht über Charly Gaul
Charly Gaul hat in Italien Kultstatus. „Seine monumentalen Auftritte beim Giro sind nicht vergessen. Er hat einen bleibenden Eindruck in der Geschichte des italienischen Radsports hinterlassen“, sagt der italienische Journalist Marco Bonarrigo im Gespräch mit dem Tageblatt. Der Italiener selbst traf den „Engel der Berge“ dreimal.
Am Samstag machte die Italien-Rundfahrt zum zweiten Mal in ihrer 102-jährigen Geschichte in Courmayeur Halt. 1959 war dies zum letzten Mal der Fall. Genau in diesem Jahr wurde dort Luxemburger Sportgeschichte geschrieben. Auf der Etappe nach Courmayeur knüpfte Charly Gaul nach einem wahren Kraftakt seinem ärgsten Widersacher Jacques Anquetil über zehn Minuten ab und sicherte sich letztendlich das Trikot des Gesamtführenden. Mit diesem Husarenritt sicherte er sich auch definitiv seinen Platz in den Herzen der italienischen Radsportfans.
Engel der Berge
Das ist jetzt über 60 Jahre her. Doch der Name des „Engels der Berge“ ist in Italien noch lange nicht in Vergessenheit geraten. „Er war ein Superstar. In Italien weiß jeder, der mit Radsport etwas am Hut hat, etwas mit dem Namen Charly Gaul anzufangen. Es war vor allem seine Fahrweise, mit der er die Leute in seinen Bann zog“, sagt Marco Bonarrigo, Journalist bei der italienischen Zeitung Corriere della Sera. Bonarrigo, der schon seit Ewigkeiten den internationalen Radsport verfolgt, hatte selbst dreimal das Vergnügen, dem Luxemburger zu begegnen. Dabei lernte er Luxemburgs Sportler des Jahrhunderts in einem ganz anderen Licht kennen wie so manch andere. Gaul pflegte nämlich nicht immer gerade den besten Draht zur Presse. „Mit mir war er aber sehr fein und nett“, erinnert sich Bonarrigo zurück.
Das erste Treffen mit Gaul fand im Jahr 1995 statt. Im Rahmen der flämischen Klassiker verschlug es den Journalisten in die Gegend von Luxemburg. Doch eigentlich hatte der Italiener sich ein anderes Ziel gesetzt: Er wollte ein Interview mit Charly Gaul erhaschen, weil es nach seiner aktiven Karriere ruhig um den ehemaligen Radsportler geworden war. Also legte der Italiener einen Stopp im Großherzogtum ein.
Auf Spurensuche
„Es war bisher das einzige Mal, dass ich in diesem Land war“, sagt er. „Im Vorfeld hatte ich mich ein wenig darüber informiert, in welcher Stadt Gaul arbeiten würde und machte mich auf den Weg.“ Dort angekommen, befragte er einige Leute auf der Straße, die ihm bei der Suche behilflich sein könnten. Bonarrigo hatte Glück. „Gleich der erste konnte mir weiterhelfen.“ Gaul arbeitete zu dieser Zeit als Archivar im Sportministerium. Er klopfte an die Tür und der ehemalige Sportler öffnete. Der Luxemburger war wohl gerade dabei, alte Filmbänder zusammenzuräumen. „Gaul schaute schon etwas verdutzt drein“, weiß Bonarrigo noch ganz genau. „Ich erklärte ihm meine Absichten und er lud mich zu meiner Überraschung am kommenden Morgen zu sich nach Hause ein.“
Am nächsten Tag begab sich der Journalist dann dorthin. Seine Frau Josée und seine Tochter Fabienne waren ebenfalls zugegen. Sein Anwesen war nicht besonders groß. „Was mich aber überraschte, war, dass ich keine Trophäen oder irgendwelche andere Erinnerungen an seine Erfolge sah“, sagt Bonarrigo. Das Interview handelte über seine Karriere und seine persönlichen Erfahrungen. „Es hat wirklich Spaß gemacht.“
Ein schüchternes Treffen
Danach traf Bonarrigo die luxemburgische Radsportlegende noch zweimal. Der Journalist erhielt damals eine Einladung zu einem Amateurrennen in Italien. Er stellte den Kontakt zu Gaul her, der diesem Event mit seiner Familie schließlich beiwohnte. „Ich glaube, ich wurde von den Organisatoren auserwählt, weil ich der französischen Sprache mächtig war. So konnte ich mich nämlich mit Gaul unterhalten und für ihn übersetzen“, sagt der Italiener.
Ein letztes Mal begegnete der Italiener Gaul bei einem gemeinsamen Meeting mit Marco Pantani in Trento. Gaul war sehr von den Qualitäten des ehemaligen italienischen Berg-Spezialisten überzeugt. „Beide waren aber sehr schüchtern“, erinnert er sich zurück. „Es war jedes Mal ein riesiges Vergnügen.“
„La Leggendaria“
In diesem Jahr findet Mitte Juli zum 14. Mal die „Leggendaria Charly Gaul Gran Fondo“ in Trento statt. Bei diesem dreitägigen Event stehen zwei Rennen und ein Zeitfahren auf dem Programm. Der Monte Bondono muss dabei ebenfalls überwunden werden. Das hat auch seinen guten Grund. Im Jahr 1956 sicherte sich Gaul genau an diesem Berg bei apokalyptischen Wetterbedingungen den Etappensieg. Diese Leistung wurde von vielen Experten als einer der größten Momente in der Radsportgeschichte angesehen.
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Definitif weltweit der Bergfahrer mit den grössten Zeitabständen auf die Rivalen !
Auch wenn Nicolas FRANTZ unser grösster Radrennfahrer aller Zeiten bleibt
kann man behaupten das unser Charly GAUL noch immer der stärkster Bergfahrer aller Zeiten ist !
Charly Gaul war nicht nur einer der grössten Radfahrer und Bergsteiger . Der “ Ange de la Montagne “ war auch ein herzensguter Mensch.