/ Für Ben Gastauer war es ein Giro der Leiden
Ben Gastauer hatte sich sein Saisonhighlight sicherlich anders vorgestellt. 21 lange Renntage hat er hinter sich. Die gesundheitlichen Probleme wollten kein Ende nehmen. Zu Beginn war der Ag2r-Profi in zwei kleine Stürze verwickelt, dann raubten ihm eine Gastritis und eine Erkältung weitere Kräfte. In jeder Etappe hatte er dazu noch Probleme, auf dem Sattel zu sitzen. Doch er kämpfte sich durch und wurde schließlich 79. bei dieser Italien-Rundfahrt. Sportlich gesehen war der Giro für ihn aber eine Enttäuschung.
Tageblatt: Wie lautet Ihr Fazit des Giro?
Ben Gastauer: Ich bin einfach nur froh, dass diese Italien-Rundfahrt zu Ende ist. Auf der vorletzten Etappe spürte ich, dass die Beine besser wurden, doch auf den letzten 30 km hatte ich wieder große Probleme, auf dem Sattel zu sitzen, sodass ich diesen Schlussabschnitt im Stehen gemacht habe.
Würden Sie es als eine gute Leistung ansehen, den Giro trotz der vielen gesundheitlichen Probleme gemeistert zu haben?
Schwer zu sagen. Es war auf jeden Fall alles andere als eine tolle Erfahrung. Aber unter diesen Umständen bin ich überhaupt froh, dass ich es nach Verona geschafft habe. An einigen Tagen kamen nämlich schon größere Zweifel auf, ob ich das Ziel in diesem Jahr sehen würde. Allgemein muss ich aber sagen, dass es sich für mich eher wie eine Enttäuschung anfühlt. Ich hatte mir klare Ziele in den Kopf gesetzt, die ich erreichen wollte. Doch ich konnte sie nicht erfüllen. So ist halt der Sport. Das muss man manchmal in Kauf nehmen.
Sie haben sich nie so richtig erholen können …
Es war wie verhext. Sobald ich dachte, dass ich das eine Problem überwunden habe, tauchte die nächste Baustelle auf. Gegen Ende spürte ich mich langsam wieder besser, doch dann habe ich mich leicht erkältet. Es waren wirklich drei Wochen, in denen ich viel leiden musste.
War es für Sie der härteste Giro, den Sie bisher in Ihrer Karriere bestritten haben?
Es war auf jeden Fall der Giro, der mir am wenigsten Spaß gemacht hat. Diese Rundfahrt ist immer hart, aber sie so bestreiten zu müssen, ist noch einmal etwas ganz anderes.
In der zweiten Woche hatten Sie mit dem Gedanken gespielt, aufzugeben. Waren diese Zweifel in der letzten Giro-Woche noch präsent?
Nachdem die Etappe nach dem zweiten Ruhetag eigentlich gut verlaufen war, ging ich davon aus, dass ich es bis zum letzten Tag schaffen würde. Als ich mir dann eine kleine Erkältung zuzog, wurde ich wieder ein wenig pessimistisch. Es standen nämlich zu diesem Zeitpunkt noch einige Etappen in den Bergen an. Doch ich habe auf die Zähne gebissen und weitergekämpft.
Ist es für Sie wichtig, trotz der Umstände den Giro beenden zu können?
Es ist nie schlecht, sagen zu können, dass man bis zum Schluss durchgehalten hat. Damit beruhigt man ein wenig sein Gewissen. Aber sportlich gesehen habe ich nichts gewonnen. All die Vorbereitungen, die ich für diese drei Wochen gemacht hatte, haben im Endeffekt nicht viel gebracht. Ich hoffe, dass ich schnell wieder ganz gesund werde und dann noch von meinem Training profitieren kann.
Wie sieht Ihr Programm für die nächsten Monate aus?
Ich werde erst einmal einige Tage gar nicht aufs Fahrrad steigen. Ich hoffe, dass ich so schnell wie möglich wieder auskurieren kann. Doch wie lange das dauern wird, weiß ich nicht. Denn eigentlich wollte ich an der Tour de Suisse, die am 15. Juni beginnt, teilnehmen. Der Start steht nun in der Schwebe.
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